Eckental: Ilse Dölle fühlt sich wohl im Amt

15.8.2014, 11:56 Uhr
Eckental:  Ilse Dölle fühlt sich wohl im Amt

Die Sonne strahlt an diesem Vormittag in das Büro im zweiten Stock des Eckentaler Rathauses. Sie hat nichts verändert, seit sie den Chefsessel im Mai von ihrem Vorgänger Wilfried Glässer übernommen hat. Lediglich ein paar Kinderzeichnungen zieren den dunklen Einbauschrank, der sich raumfüllend über die Wand neben dem Eingang spannt. Mobiliar, Tisch, Stühle und selbst Teppichboden sind noch aus den Anfängen des Rathauses, haben also schon 30 Jahre auf dem Buckel, und das sieht man ihnen auch an. Gleichwohl, deshalb das Gemeindesäckel zu belasten, komme erstmal nicht in Frage, sagt Ilse Dölle bestimmt. Da sei vorher der Sitzungssaal dran. „Die Stühle gehören wirklich ausgetauscht“. Dennoch – ein bisschen Farbe will die neue Rathauschefin schon hereinholen und vielleicht den Wandschrank streichen lassen, „an Tagen, an denen keine Sonne scheint, ist das Zimmer nämlich ziemlich dunkel“.

Neue Farben und Schattierungen hat Ilse Dölle auch mit ihrer Kandidatur in ihr Leben geholt. Nach 18 Jahren als Gemeinderätin der Freien Wähler und sechs Jahren als 3. Bürgermeisterin fuhr die Oedhoferin bei der Stichwahl mit 76,9 Prozent einen haushohen Wahlsieg ein. Der kam nicht überraschend und war lange im Voraus geplant von der agilen Betriebswirtin, die dafür bereits im Herbst 2012 mit der Gründung der Unabhängigen Bürger Eckental (UBE) den Weg bereitet hatte. Dass die Gruppierung mit acht Sitzen auch neue Farbakzente im Rat setzen würde, indes überraschte, und hat in der neuen Legislaturperiode schon einige Male zu einem neuen Abstimmungsverhalten im Gemeinderat geführt: ob bei der Frage der Verkehrsüberwachung oder dem Mitspracherecht von Vereinen — immer wieder stimmten nicht nur Räte der anderen Fraktionen, sondern auch UBEler gegen Vorschläge der Chefin. Die findet das positiv: „Jeder soll für sich entscheiden. Ich sehe mich als Vorbereiterin, liefere mit der Verwaltung die Entscheidungsgrundlagen“.

Im Frühjahr, wenn Neuwahlen anstehen, will sie den Vorsitz der UBE abgeben. Ämterhäufung sei nicht so ihr Ding. „Ich sehe mich als Team-Playerin“. Ein neuer Wind weht damit nicht nur durch das Eckentaler Rathaus, dessen Beschäftigte die Oedhoferin zum Teil schon seit Jahren kennt und die sie in den kommenden Wochen noch einmal einzeln zu Gesprächen bitten will. Auch die Zusammenarbeit mit den Fraktionssprechern der Parteien und den beiden stellvertretenden Bürgermeistern hat die Rathauschefin auf neue Beine gestellt: Wöchentlich treffe man sich nun, um die wichtigsten Themen zu bereden. Wenn sie sich in ihre neue Aufgabe hineingefunden habe, wolle sie mehr Kompetenzen und Termine an Reinhard Zeiß und Günter Fensel abgeben, sagt Dölle. „Das Verhältnis mit beiden ist sehr gut“.

Noch aber läuft ziemlich alles über ihren Tisch, von der Post angefangen bis zu den Anfragen von Bürgern. Auch wenn die 50-Jährige viele Jahre Gemeinderatserfahrung mitbrachte, so sei sie doch „nicht vom Fach“, sagt sie ehrlich. „Ich muss mich in die Abläufe erst einarbeiten“. Das bedeutet derzeit eine Woche von „Montag bis Montag“. Unterstützung holt sie sich von der Verwaltung, die sie aufstocken will. Etliche Stellen seien seit langem unbesetzt. „Das merkt man an der Belastung der Mitarbeiter“.

Dass sie das Hauptthema ihres Wahlkampfes — die flächendeckende Breitbandversorgung — nun tatsächlich angeht und die Verwaltung eine Markterkundung für das gesamte Gemeindegebiet in Auftrag gegeben hat, der der Gemeinderat einstimmig zustimmte (die EN berichteten), sei selbstverständlich, sagt die neue Bürgermeisterin. „DSL gehört für mich zur Grundversorgung“. Zumal es jetzt seitens der Staatsregierung Fördermöglichkeiten wie noch nie gebe. Dass Wunschprojekte wie die Sanierung des Büger Schlosses das Gemeindesäckel möglichst wenig belasten dürften, sei die andere Seite.

Menschen-Häuser vorrangig

„Für mich sind erst einmal die Gebäude dran, in denen Menschen leben“. Dazu gehören neben der Mittelschule und der Eckenhaider Grundschule, die in Sachen Brandschutz auf Vordermann gebracht werden muss, auch die Container des Eschenauer Hortes: Viele Jahre hatte sich Ilse Dölle noch als Gemeinderätin für eine dauerhafte Lösung ausgesprochen, fand die Container immer inakzeptabel für die Kinder. Jetzt soll ein Anbau oder eine Aufstockung des Grundschulgebäudes in Angriff genommen werden.

Mehr Kommunikation mit Unternehmen, mehr Netzwerke zwischen Wirtschaft und Vereinen, aber auch ein professionalisiertes Beschwerdemanagement innerhalb der Verwaltung sind weitere Themen, die sie aktuell verfolgt und die ab September mit einer neuen Stelle im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit forciert werden sollen. Der Markt solle sich öffnen, den Dialog mit den Bürgern stärker pflegen, hatte Ilse Dölle stets gefordert. Es scheint, als sei er unter ihrer Führung tatsächlich auf diesem Weg.

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