Eckental: Kinder durch Pubertät lotsen

4.10.2015, 08:00 Uhr
Eckental: Kinder durch Pubertät lotsen

© Anestis Aslanidis

Bei der Vorstellung der Schülercoaches, die 2008 in Röttenbach gestartet sind, lobte Landrat Alexander Tritthart die ehrenamtliche Arbeit. Ziel des Coachings sei es, „die Jugendlichen zu motivieren und ihnen Perspektiven zu geben“, betonte der Kreischef.

Mitbegründer und langjähriger Sprecher der Coaches Gisbert Falke betonte, dass rund ein Fünftel aller Jugendlichen aus Haupt-, Mittel- und Realschulen ohne Ausbildungsplatz seien. Und das, obwohl zurzeit ein riesiges Angebot an Lehrstellen herrsche. Er führt das darauf zurück, dass etliche Jugendliche die Ausbildungsreife nicht haben, wenn sie die Schule verlassen. Aus dieser Erkenntnis sei die Idee der Schülercoaches geboren worden.

„Wir bieten das Coaching in den 7. und 8. Klassen der Mittelschulen an, und zwar allen Schülerinnen und Schülern“, erklärt Falke. So werde deutlich, dass es „nichts Ehrenrühriges ist, Coaching in Anspruch zu nehmen“. Im Gegenteil, in der freien Wirtschaft werde viel Geld für Coaching bezahlt, um Führungskräfte fit für ihre Aufgaben zu machen.

Inzwischen ist das Coaching bei den Schülern offenkundig angekommen. Pi mal Daumen ein Drittel der Schülerinnen und Schüler möchten gern gecoacht werden. Das ist gut und schlecht. Gut daran ist, dass so viele sehen, dass ihnen Unterstützung gut täte. Schlecht daran ist, dass die Zahl der vorhandenen Coaches nicht ausreicht, um alle Schüler, die gerne einen Coach hätten, auch zu betreuen.

Denn Grundsatz ist dem neuen Sprecher Stefan Haupt zufolge das Tandem-Prinzip: ein Coach und ein Schüler bilden ein Team. Der Coach begleitet den Schüler oder die Schülerin über zwei Schuljahre hinweg in seiner Persönlichkeitsentwicklung durch das schwierige Fahrwasser der Pubertät hindurch. Dabei gehe es oft um einfache Werte wie Höflichkeit, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, oder Verantwortung fürs eigene Handeln zu übernehmen.

In aller Regel treffen die Coaches ihre Schützlinge einmal in der Woche für ein bis zwei Stunden. Man kommt viel übers Tun ins Gespräch, meinen die Coaches unisono. Gottwald Merl aus Herzogenaurach, geht schon mal ins Kino oder Eis essen mit seinem Schüler und redet viel mit ihm über Schule, Ziele und Zukunft. Dabei bleibt der Gesprächsinhalt vertraulich — das gilt für alle Teams; weder Eltern noch Schule erfahren davon, es sei denn der Schüler gestattet das ausdrücklich.

Dorothea Lang aus Herzogenaurach macht mit ihrer Schülerin ein Kunstprojekt, geht mit ihr in Museen und redet viel mit ihr.

Über Alltagsthemen und genaues Hinhören kommt Thomas Bühl aus Eckental ins Gespräch mit seinem Schützling. Übers Praktische komme man zum Reden.

Bei Manfred Trossen aus Höchstadt ist Zuhören das Hauptthema, vor allem mit Blickrichtung auf den Berufswunsch seines Schülers.

Und bei Jürgen Weber wird das Mangel-Problem deutlich. Er coacht ein Mädchen, obwohl eine Frau als Coach für ein Mädchen besser wäre. Ein wichtiges Thema für die Schüler ist die Wertschätzung, erzählt Lehrer Günther Dalles. Er habe die Schulband in Röttenbach geleitet.

Beim Konzertauftritt seiner Band war von zwölf Musikern lediglich eine Mutter als Zuhörerin anwesend. Den Kindern würde nicht selten Zuwendung fehlen. Deshalb brauchen sie Coaches.

Wer Interesse hat, sich als Schülercoach zu engagieren, wendet sich bitte an Hans Kuhn (Adelsdorf, 01 76/ 50 00 18 36, Thomas Lang (Herzogenaurach, 0 91 32/73 41 72), Jürgen Weber (Höchstadt, 0 91 93/78 56), Stefan Haupt (Röttenbach, 01 76/ 30 55 75 21) oder Thomas Bühl (Eckental, 0 91 26/29 31 06).

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