Eckentaler Gymnasium feiert 25 Jahre

8.3.2020, 11:00 Uhr
Eckentaler Gymnasium feiert 25 Jahre

© Reinhard Kalb

Beim Stichwort "Gymnasium" denkt der Altgediente an wilhelminische Trutzburgen des Geistes mit knarzenden Dielen, an Direktoren mit Uhrenkette überm Embonpoint, an vergeistigte Musiklehrer und an Altphilologen, mit Homer und Horaz auf du und du. Nicht aber an nüchterne Konstruktionen aus Beton, Glas und Linoleum. Seit 25 Jahren besteht das Gymnasium Eckental. Aber eigentlich ist das Schulgebäude aus Beton und Glas noch jünger, nämlich von 1999. Der ursprüngliche provisorische Bau steht ein paar Straßen weiter. Nun wurde gefeiert.

Weit war der Schulweg für Kinder und Jugendliche aus Eckental und Umgebung. Bis Mitte der Neunziger Jahre mussten die Gymnasiasten nach Spardorf, Forchheim oder gar bis Nürnberg zum Unterricht fahren. Aber auch heute noch reist der Großteil der Schüler mit der Gräfenbergbahn an, nämlich von Heroldsberg und Kalchreuth bis zu ihrem Endpunkt Gräfenberg und dessen umgebende Dörfer.

Begonnen hatte es mit fünf fünften Klassen, 14 Lehrern und 140 Schülern in einer Minischule in Fertigbauweise. Jedes Jahr kam eine neue Jahrgangsstufe hinzu, ebenso ein Anbau, bis 1999 das eigentliche Gymnasium in Beton vollendet war. "Es war zwar ein bisschen hellhörig, aber recht solide", erinnert sich Cordula Rimpp, Lehrerin der ersten Schulstunde, an das Provisorium, das heute die Volkshochschule beherbergt.

Heute lauschen etwa 1100 Schüler den Ausführungen von gut hundert Lehrern. Dabei unterhält das Gymnasium zwei Flügel: einen naturwissenschaftlich-technischen und einen sprachlichen. Neben Englisch, Französisch und Latein bietet der sprachliche Flügel auch noch Spanisch an. Die Naturwissenschaften unterrichten neben Mathe, Bio, Physik und Chemie auch Informatik.

Was unterscheidet das Eckentaler Gymnasium von anderen? Die grüne Tafel mit Schwamm und Kreide ist immer noch in jedem Klassenzimmer in Betrieb, gleichberechtigt neben dem Smartboard. "Die alten Tafeln benutzen wir ganz bewusst, weil die Technologie, so schön sie auch ist, ihre Schwächen hat und schon mal ausfallen kann", erklärt Direktor Burkard Eichelsbacher, seit vier Jahren an der Schule. "Und die Rückmeldung aus dem Lehrerkollegium ist sehr positiv." Werte wie Toleranz, Respekt und Zuverlässigkeit werden im wahrsten Sinne des Wortes groß geschrieben, sie prangen als Schrifttafeln an den Wänden und Pfeilern, quasi als Erinnerung an das Wesentliche.

Denn nicht allein die Wissensvermittlung ist den Lehrern ein Anliegen, sondern die Aneignung sozialer Kompetenz. Das beginnt schon früh in den fünften Klassen mit der Bildung des Klassenrates unter Anleitung erst eines Lehrers, dann eines Schülers, eines sogenannten ZFU-Assistenten. ZFU steht für "Zeit für uns". Ebenso sorgen "Coolraider" und Mediatoren unter den Schülern für Frieden auf dem Schulhof und bei Hin- und Heimfahrten in Bus und Bahn. Die meisten von ihnen sind übrigens Mädchen. Für alle Zehntklässler gilt ein verpflichtendes Sozialpraktikum. Dabei verrichten die Teenager eine Woche lang einfache Dienste in sozialen Einrichtungen wie Krankenhaus, Behinderten- oder Altenheim. "Entscheidend ist nicht das, was die Schüler dort leisten, sondern welche Eindrücke und Erfahrungen sie dort sammeln", erklärt Andrea Felser-Friedrich, zuständig für Deutsch und katholischen Religionsunterricht. "Und die sind enorm: da begegnen sie nicht nur Alten und Gebrechlichen, sondern auch Patienten im gleichen Alter; oder sie bekommen eine Amputation mit. Über all das schreiben sie in ihrem Praktikumsbericht, und dann wird im Religions- bzw. Ethikunterricht darüber reflektiert."

Also alles bestens in Flur und Klassenzimmer? "Wir haben Glück mit unserer Klientel", fasst Direktor Eichelsbacher seine Eindrücke zusammen, "es gibt zwar immer wieder einmal herausfordernde Eltern und Schüler, aber das sind Einzelfälle."

Wünsche an die Zukunft? "Kontinuität", meint Direktor Eichelsbacher, "es möge nun wirklich beim G9 bleiben. Außerdem wünsche ich mir, dass die Schüler auch weiterhin den Spagat zwischen dem Lernstoff und dem, was sie draußen auszuhalten haben, leisten können."