Efstratios Papadellis: Ein Leben für Taekwon-Do

26.3.2019, 11:00 Uhr
Training im Taekwon-Do-Center: Efstratios Papadellis schaut, was seine Schüler machen.

© Giulia Iannicelli Training im Taekwon-Do-Center: Efstratios Papadellis schaut, was seine Schüler machen.

Er hat sie alle aufbewahrt. In seinem Taekwon-Do-Center gibt es einen Ehrenplatz für Doktorarbeiten. 30 Ausgaben liegen auf einem Sideboard, verschiedenste Größen und Farben aus allen denkbaren Disziplinen. Sie alle haben etwas gemeinsam. Ihre Autoren haben auf der Seite mit den Danksagungen auch den Namen ihres Trainers aufgeschrieben. In jeder dieser Doktorarbeiten steht irgendwo: Efstratios Papadellis. Darauf ist Papadellis sehr stolz.

In seinem Taekwon-Do Black Belt Center im Röthelheimpark hat er viele Dinge, auf die er stolz ist, der Trainingsraum gleicht einer Ausstellung. Bilder, Plaketten, Pokale, jeder Fleck ist besetzt. Zum 40-jährigen Bestehen des Centers kamen weitere Auszeichnungen hinzu, die sauber aufgereiht an den großen Wandspiegel angelehnt sind. Erst 2001 war Papadellis mit seiner Taekwon-Do-Schule hier eingezogen, der Raum scheint — zumindest für die Dekoration — schon jetzt wieder zu klein.

Angeben will der gebürtige Grieche, der mit Akzent und fränkischem Dialekt spricht, damit nicht. "Die Auszeichnungen sind eine Anerkennung meiner Arbeit, aber ich bilde mir darauf nichts ein." Die Pokale seien eine schöne Erinnerung, Papadellis hat schon auf der ganzen Welt Taekwon-Do gemacht. Über seine Arbeit hat er eine DVD produziert, es gibt Tassen mit Black-Belt-Motiv, ein Sonderheft über den Verein. "Das Center ist mein Lebenswerk. Wenn ich mir ein Ziel setze, erreiche ich es auch." Dabei hat es ganz anders angefangen.

"Ich war immer Sport-begeistert", sagt Papadellis. In seiner Kindheit spielte er auf der griechischen Insel Lesbos Fußball, als 15-Jähriger kam er mit seiner Familie nach Erlangen, beim ATSV spielte er weiter. Während seiner Lehre hat er erstmals von Taekwon-Do gehört. "Das hat mich fasziniert", mehr als Fußball, und ziemlich bald auch mehr als alles andere. "Es ist umfangreicher. Die Fußtechnik, Körperbeherrschung, Konzentration und Koordination. Man hat sich mental und körperlich selbst entdeckt."

Schulen in Nordbayern, Griechenland und Zypern

Seit Papadellis 1970 erstmals mit Taekwon-Do in Kontakt trat, ist er ein neuer Mensch geworden. "Selbstdisziplin und Respekt" sind ihm wichtig, Werte, "die heutzutage verloren gegangen sind". Als Trainer lehrt er diese Umgangsformen seinen Schülern, mehr als 1000 sind das mittlerweile in Erlangen. 1978 eröffnete er in Erlangen sein Taekwon-Do-Center, zuerst parallel zu seiner Arbeit bei Siemens, seit 1985 ist Papadellis hauptberuflich Trainer. Er hat Schulen in Nordbayern, Griechenland und Zypern aufgebaut.

Efstratios Papadellis: Ein Leben für Taekwon-Do

Auch seine Tochter macht Taekwon-Do, sein Sohn hat es ebenfalls versucht. "Doch ich war als Vater und Trainer zu streng", meint Papadellis. Also spielte der Sohn Fußball bei der Spielvereinigung Erlangen. Der Papa, der privat viel Zeit in der Natur verbringt, zum Beispiel beim Radfahren, hat dem friedlichen Kampfsport sein Leben verschrieben. Jeden Tag unterrichtet er, jeden Tag macht es ihm Spaß. "Es ist meine Leidenschaft, ich habe meine eigene Philosophie. Im Vordergrund steht der Mensch, man sollte sich gegenseitig helfen."

Über den Verein organisiert Papadellis Spendenaktionen. "Selbst habe ich nicht studiert", sagt der 66-Jährige. "Doch ich kann mit Taekwon-Do vielen helfen." Manche kommen mit Burnout, sehr gestresst, auch Ärzte und Professoren, "sie alle müssen hier zwangsweise vom Alltag abschalten". Papadellis hilft allen. "Ich habe das Leben studiert", sagt er. Dafür gab es sogar ein paar Doktorarbeiten.

Keine Kommentare