Eichenprozessionsspinner: Übertreibt Erlangen?

25.5.2020, 11:51 Uhr
Der Eichenprozessionsspinner, so Rainer Hartmann vom Bund Naturschutz, ist eine heimische Insektenart . Ihn jetzt mit Bioziden zu bekämpfen, stehe dazu im Widerspruch. 

© Patrick Pleul Der Eichenprozessionsspinner, so Rainer Hartmann vom Bund Naturschutz, ist eine heimische Insektenart . Ihn jetzt mit Bioziden zu bekämpfen, stehe dazu im Widerspruch. 

 Wir sprachen darüber mit dem Vorsitzenden der Erlanger Kreisgruppe, Rainer Hartmann.

Herr Hartmann, wie verträgt sich der Einsatz von Bioziden der Stadt Erlangen mit der durch das Volksbegehren erreichten Artenschutzverpflichtung?

Unser Ansatz beim Volksbegehren war ja, dass Artenvielfalt geschützt wird. Der Eichenprozessionsspinner ist eine heimische Insektenart und ihn jetzt so mit Bioziden zu bekämpfen, auch mit solchen biologischer Art, steht dazu im Widerspruch. Wir kritisieren, dass nicht nur punktuell der Eichenprozessionsspinner bekämpft, sondern auch im erweiterten Umfeld der Insektenbestand geschädigt und dezimiert wird. Das ist konträr zu den Forderungen des Volksbegehrens. Wir wissen auch gar nicht, ob das Problem im besonderen Maß in diesem Jahr auftritt. In geringen Populationen ist der Eichenprozessionsspinner eher harmlos.

Wie gefährlich ist er denn?

Es hängt sehr stark von den Personen ab, die damit in Berührung kommen. Manche können gegen den Eichenprozessionsspinner sehr allergisch reagieren. Es gibt aber auch geeignete Maßnahmen, die man noch nachträglich ergreifen kann, zum Beispiel mit mechanischer Bearbeitung, entweder einfach entfernen ohne den Bestand dezimieren. Man kann aber nicht jeden absolut vor jeglichen Gefahren schützen, das geht ja auch bei Pollen nicht.

Ist der oft präventive Einsatz von Bioziden zur Bekämpfung der Raupen unverhältnismäßig zur Gefahr?

Wir befürchten, dass für den Einsatz von Bioziden wirtschaftliche Interessen im Vordergrund stehen, weil es die günstigste Möglichkeit ist; im Nachhinein ist die Bekämpfung, wenn sie einmal übergreift, punktuell aber dann doch aufwendig und teuer. Wir kritisieren, dass erst einmal mit der größten Keule angerückt wird, bevor überhaupt klar ist, welche Auswirkungen entstehen.

Bäume am Bergkirchweihgelände sind oft besonders von der Raupe betroffen . . .

Es war wohl bei der Planung der Stadt nicht klar, dass die Bergkirchweih nicht stattfindet. Wir lehnen eine massive Bekämpfung aber grundsätzlich ab und sagen, man muss vor Ort entscheiden, ob eine Gefahr vorhanden ist oder nicht — und dann auch einmal Bereiche absperren und auf Teile des Geländes verzichten.

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