Ein Holzkopf-Pinsl für die Bergkirchweih in Erlangen

15.3.2020, 11:00 Uhr
Ein Holzkopf-Pinsl für die Bergkirchweih in Erlangen

© Peter Millian

"Das wäre doch eine angemessene "Wiederauferstehung des Pinsl" sagt der ewige Berg-Freund und einstige Sparkassen-Mitarbeiter Uwe Fischer zu dem Plan, einen hölzernen Kopf des auf den Tag genau vor elf Jahren verstorbenen einstigen Erlanger Originals und selbsternannten "König vom Berg" an "seinem", dem Erich-Keller, aufstellen zu lassen. Geschaffen wird dieser nach Fotografien von Erhard Königsreuther (wie der Pinsl bürgerlich hieß) von der 30-jährigen Erlanger Bildhauerin Marina Fink, die aus einer Schreinerei mit eigener Bildhauertradition stammt und derzeit in München lebt und arbeitet.

Auf die Idee waren Bergkirchweih-Fans im letzten Jahr gekommen, als einer umfangreichen und erregt bekämpften Holzaktion zahlreiche Bäume zum Opfer fielen, darunter auch eine mächtige Eiche, die bis dato den oberen Erich-Keller beschattete. Aus deren mächtigem Stamm sollte der Pinsl entstehen – so der etwas abenteuerliche Wunsch.

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Nachdem auch witzige Ideen ernsthafter Fürsprecher bedürfen, mussten Stadtgrün-Abteilungsleiter Christoph Kintopp als Holzlieferant, das bei allen krummen Geschäften gefragte Rechtsamt, das Liegenschaftsamt (der Keller ist zumindest auf seiner Oberseite eine städtische Liegenschaft) und das Bauamt gefragt werden – die Leiterin des Kulturamtes, Anne Reimann, erwies sich als ebenso findige wie bereitwillige Helferin.

Ein Holzkopf-Pinsl für die Bergkirchweih in Erlangen

Nachdem auch Oberbürgermeister Florian Janik dem Plan einigen Charme abgewinnen konnte, konnten die Pläne konkreter werden. Ein mächtiger Teil der Eiche – mehr als eine Tonne schwer – wurde in der Eltersdorfer Schreinerei abgeliefert und auf die benötigte Kubatur zurechtgestutzt, nun ist das Holz in der Münchener Werkstatt von Marina Fink, wo erst einmal ein Tonmodell vom Pinsl-Kopf entsteht, um schließlich in Holz gehauen zu werden.

 

"Ra-ra-ra!"

 

Wo der Kopf aufgestellt wird und ob nur temporär während der Kirchweih oder stationär ganzjährig ist noch nicht entschieden – den Berg-Fans Hannes Hacker und Ton Barmentloo (sie hatten auch die Veranstaltung "100 Tage bis zum Berg" auf dem Erich-Keller "erfunden") könnten sich eine Nähe zum Keller-Häuschen vorstellen. Schließlich war ein Sims als Sitzplatz auch die bevorzugte Ruhestelle der beiden gewesen, von der aus sie das Treiben des "Königs vom Berg" beobachten konnten – vor allem dessen Eingreifen ins Musikgeschehen, wenn er seine ziemlich schlichte "Berg-Hymne" ("Ra-ra-ra!") anstimmte.

Dass der Pinsl zu Lebzeiten keineswegs bloß ein sympathisches Original war, sondern ein unter Alkoholeinfluss gelegentlich jähzorniger Geselle, ist auch im milden Licht der Erinnerung nicht zu leugnen. Dass seine Malerei gelegentlich ziemlich talentfrei erschien – auch das ist nicht zu leugnen.

Trotzdem war er, seit den späten 80er Jahren in selbstgeschneiderte Fantasiegewänder gekleidet, ein origineller Farbklecks im Stadtbild und konnte durchaus charmant und witzig sein.

Zu seinen späten Eigenwilligkeiten gehörte bei dem bitterarmen Pinsl, der in heruntergewohnten Räumen in der Westlichen Stadtmauerstraße mehr hauste denn wohnte, im sogenannten "Atelier Pinsl", gehörte auch, sich keineswegs legal Zugang zu Strom und Wasser zu verschaffen – Oberbürgermeister Siegfried Balleis sah nach einigen amtlichen Bemühungen von Sanktionen ab.

Das Ende im März 2009 war eine schwere Strafe Gottes, denn trotz aller Bemühungen von wenigen Freunden und der Bahnhofsmission starb der Pinsl auf unschöne Art und Weise – das "Atelier" war danach lange Zeit nicht nutzbar.

Umso mehr wäre ein "Holzkopf-Pinsl" nicht nur nach Ansicht von Uwe Fischer eine späte Würdigung eines Querkopfes, der zweifellos ein eigenes, wenn auch nicht bloß erfreuliches Kapitel Berggeschichte geschrieben hat. Marina Fink, die, ihrer jungen Jahre geschuldet, den Pinsl selbst nicht mehr erlebt hat, hat begonnen, den Pinsl-Kopf ins Werk zu setzen. Die Lesergemeinde wird auf dem Laufenden gehalten.

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