Ein Picknick gegen Vorurteile

4.9.2014, 19:37 Uhr

Amadora, Barcelona, Bilbao, Botkyrka, Limerick, Loures, Lublin, Patras, Sabadell – sowie Nürnberg und Erlangen. Elf europäische Städte hat der Europarat für ein ungewöhnliches Projekt ausgewählt, darunter ausgerechnet zwei Orte in Franken. Mit verschiedenen Aktionen sollen die beteiligten Partner dabei helfen, Vorurteile gegen Ausländer und Flüchtlinge abzubauen und Verständnis für deren Lage zu schaffen. Wie wichtig das ist, zeige die derzeitige Debatte über sogenannte Armutsflüchtlinge nur zu gut, meint Projektorganisatorin Annasophie Heintze. „Viele plappern nur Gerüchte nach und wissen nicht, wovon sie reden.“

Das soll sich ändern: 2000 Euro hat die Hugenottenstadt zur Verständnisförderung zur Verfügung — und was die Projektleiterin Annasophia Heintze und ihr Team damit auf die Beine stellen, kann sich sehen lassen.

Den Auftakt der mehrmonatigen Veranstaltungsreihe macht das so genannte Picknick-Bankett am Samstag, 13. September, in der Innenstadt (bei Regen 20. September). An einer 160 Meter langen Tafel werden zwischen 12 und 16 Uhr Menschen aus vielen Nationen Platz nehmen — und ins Gespräch kommen.

Fakten und Fiktion

Auf den Plätzen werden zusätzlich Karten liegen — mit pauschalen Fehlurteilen und den tatsächlichen Fakten. „Wir wollen, dass die Menschen sehen, was stimmt und was unwahr ist“, sagt sie, und nennt als ein Beispiel den oft zitierten Satz: „Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg“. Das sei durch alle Studien widerlegt. An der Tafel sollen Erlanger, Ausländer und Asylbewerber miteinander reden und sich kennenlernen“, betont Annasophia Heintze, „denn nur durchs Kennenlernen lassen sich Vorurteile abbauen.“

Dazu beitragen dürfte auch die „Talking Library“ (etwa: „sprechende Bibliothek“). Hier reden Flüchtlinge über sich und ihre Probleme: „Eine Äthiopierin spricht beispielsweise über die Kaffeezeremonie in ihrer Heimat — das weckt mehr Verständnis als tausend Appelle“, sagt sie. Außerdem ist der iranische Paralympics-Sportler Mansor Kord zu Gast, sowie Migranten aus Aserbaidschan, Russland und Armenien.

Kulinarisch und multi-kulturell geht es am 29. November zu: Beim „Laufgelage XXL“ laden Menschen zunächst wildfremde Paare zum Essen ein — um danach (nicht nur) übers Essen zueinander zu finden.

Auch Siemens ist mit eingebunden: Mitarbeiter bekommen die Möglichkeit, Flüchtlingsunterkünfte zu besuchen — und somit womöglich auch besser zu verstehen, wie diese Menschen leben und was sie brauchen. „Unser Ziel ist es, dass durch diesen Erfahrungsaustausch langfristige Kontakte entstehen, zum Beispiel beim gemeinsamen Anbau eines Gartens“, wünscht sich Annasophie Heintze.

Zuwanderer könnten dann mal wieder Obst und Gemüse aus ihrer Heimat züchten, sagt sie — und davon könnten dann auch die Nachbarn essen: „Da haben alle etwas davon.“

Weitere Informationen unter www.erlangen.de/vielfalt oder 0 91 31/86 18 63.

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