Emil Bulls: "Die Fans sind unser größtes Gut"

18.4.2015, 12:01 Uhr
Emil Bulls:

© Foto: privat

Sie sind seit Anfang April auf Deutschand-Tour. Wie lief es bisher?

Christoph von Freydorf: Bisher hatten wir einige Konzerte. So richtig losgegangen ist es in Augsburg und wir sind guter Dinge und freuen uns sehr auf die kommenden Shows.

Das Album „Sacrifice to Venus“ ist vergangenen Sommer erschienen – es gab auch eine dazugehörige Tour im Herbst/Winter. Wie ist es ohne neues Material auf Tour zu sein?

von Freydorf: Für uns ist es ganz normal. Wir bespielen immer nach einem Albumrelease erst die großen Städte wie Hamburg, München und Berlin und steuern dann, ein paar Monate später, noch kleinere Städte wie Augsburg, Aschaffenburg und Erlangen an. Meistens werden das auch die krassesten Shows, weil die Locations kleiner und die Leute heißer sind.

Sie feiern Ihr 20. Bandjubiläum — wie fühlt man sich als „alte Hasen“?

von Freydorf: Es fühlt sich fast an, als gäbe es uns erst seit gestern. Die Zeit verging wie im Fluge und wir haben so viel erlebt, dass es uns nie langweilig wurde. Jetzt lassen wir alles ein bisschen Revue passieren. Es läuft bei uns auch besser denn je und daher sind wir frischer denn je – und sind nicht müde weiter zu machen. Solange wir noch mit Herzblut bei der Sache sind, machen wir gerne die nächsten 20 Jahre weiter.

Wie haben Sie den runden Geburtstag bisher gefeiert?

von Freydorf: Wir haben bisher noch nicht so richtig gefeiert, haben uns aber für den Herbst einiges für unsere Fans überlegt: Es wird im Herbst eine besondere 20-Jahres-Tour geben, mit einer Überraschung, die wir jetzt noch nicht verraten. Außerdem basteln wir gerade an einem Best-Of-Album, auf dem wir unseren alten Songs noch einmal ein neues Gewand geben werden — ähnlich wie unsere Akustik-Platte, die vor ein paar Jahren erschienen ist. Das wird sozusagen das Geschenk an unsere Fans.

Das aktuelle Album war mit Platz 6 der Deutschen Charts Ihr bisher erfolgreichstes und die Tour war in einigen Städten, auch in Nürnberg, ausverkauft. Setzt man sich selbst unter Druck, immer noch einen drauf setzen zu müssen?

von Freydorf: Wir waren bisher noch nie in der Position, ein Top-Ten-Album noch einmal toppen zu müssen, aber wir machen uns da keinen Druck. Wir müssen uns einfach genug Zeit nehmen, damit das neue Werk 100-prozentig Bulls wird und dann kann für uns eigentlich nichts mehr schief gehen.

Hat sich da viel bei Ihnen geändert durch die Chartplatzierung? Größere Hallen, ausverkaufte Konzerte?

von Freydorf: So ein Charterfolg ist natürlich gute Werbung für uns und es sprechen mehr Menschen über die Band. Auch fühlt es sich ein bisschen an, wie eine Belohnung für die jahrelange Arbeit, die man in sein Projekt gesteckt hat. Die Hallen sind größer geworden. Ich denke aber nicht, dass das wegen der Chart-Platzierung der Fall ist, sondern weil wir einfach über die Jahre immer bekannter geworden sind. Darauf sind wir auch stolz, dass wir es uns durch stetiges Live-Spielen erarbeitet haben. Ehrlicher kann man es nicht machen.

In Ihrer Bandgeschichte fällt auf, dass der Posten des Schlagzeugers regelmäßig neu besetzt wird. Warum finden Sie eigentlich keinen festen Drummer?

von Freydorf: Wir hatten im Laufe unserer Karriere immer unfassbar gute Schlagzeuger – vielleicht ist der Rest der Band den Drummern immer zu schlecht (lacht). Es ist wie eine Art Fluch, über den wir auch mittlerweile Scherze machen. Ich weiß nicht, warum immer die Drummer gehen. Wir würden uns aber freuen, wenn unser aktueller Schlagzeiger, Manu, es länger mit uns aushält.

Welche Festivalauftritte stehen für den bevorstehenden Sommer an?

von Freydorf: Wir spielen in Süddeutschland zum Beispiel auf dem Summerbreeze. Dann auch in Cuxhaven auf dem Deichbrand, auf dem Open Flair oder dem Serengeti Festival. Das sind zum Teil auch Musikfestivals, auf denen wir schon seit Jahren spielen und wir freuen uns schon richtig darauf – außer auf die langen Autofahrten.

Auf Facebook haben Sie kürzlich ein Foto von einer Reifenpanne gepostet. Was ist das Blödeste, das Ihnen je auf Tour passiert ist?

von Freydorf: So eine Reifenpanne ist schon ziemlich blöd. Wir sind auch einmal in der französischen Schweiz in ein falsches Tal abgebogen und hätten dann 400 km um einen Berg herumfahren müssen, um zum Spielort zu kommen. Dann haben wir ganz schnell unser Equipment in eine Bergbahn geladen und sind so über den Berg gekommen. Sonst hätten wir es nicht mehr rechtzeitig zum Auftritt geschafft. Solche Sachen passieren zuhauf, wenn man auf Tour ist. Vielleicht schreiben wir darüber einmal ein Buch, das wäre sicher witzig.

Schreiben Sie an neuen Songs?

von Freydorf: Wir basteln derzeit an dem Best-Of-Album, werden uns dann aber ab September für neue Songs zurückziehen. Wann das Album erscheinen wird, kann ich jetzt aber noch nicht sagen.

Bleibt die Gangart weiterhin härter oder wird es wieder ruhiger?

von Freydorf: Also ruhiger wird es wohl eher nicht, aber wir planen da gar nicht so weit vorher. Wir machen die Musik aus den Bauch heraus, wie wir uns eben gerade fühlen. Ob es aber viel härter wird, sehen wir dann, wenn das Material fertig ist.

Welche Konzerte haben Sie in letzter Zeit besucht?

von Freydorf: Ich war in München bei „The National“. Das ist eher etwas ruhigere Musik. Dann war ich auf der gemeinsamen Tour von „Heaven Shall Burn“ und „Parkway Drive“ im Backstage in München. Das war geil, wie die beiden Bands sich beim Spielen immer nach ein paar Liedern abgewechselt haben. Zum Teil haben sie auch Lieder der jeweils anderen Band gecovert. Das habe ich in der Form noch nie gesehen. Ich war aus Interesse sogar letztens auf einem „Haftbefehl“ Konzert, weil ich die Beats eigentlich ganz geil finde. Ich kann jetzt aber nicht sagen, dass ich es gut fand. Da ziehe ich den Rock doch eher vor.

Sie spielen sehr regelmäßig in der Metropolregion. Gibt es eine besondere Verbindung hierher?

von Freydorf: Ich weiß nicht, wie es da dem Rest der Band geht. Da ich aber in Nürnberg geboren bin, ist es für mich schon etwas Besonderes hier zu spielen.

Für viele Bands sind die Fans fast wie eigene Kinder. Was macht Emil-Bulls-Fans besonders?

von Freydorf: Ich habe über die Jahre gemerkt, dass unsere Fanschar unglaublich treu ist und sie auch untereinander sehr gut vernetzt sind. Teilweise sind dadurch richtig dicke Freundschaften und Liebesbeziehungen entstanden. Das ist etwas wahnsinnig Besonderes. Wir versuchen immer die Fans sehr nah an uns zu binden – das war schon immer so. Es ist eine riesige Familie und man trifft sich auf den Konzerten und plaudert ganz locker. Unsere Fans sind das größte Gut, das wir haben.

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