Enge Erlanger Straßen erschweren Rettungseinsätze

17.10.2018, 06:00 Uhr
Enge Erlanger Straßen erschweren Rettungseinsätze

© Klaus-Dieter Schreiter

Christian Seitz ist bei der Erlanger Feuerwehr für die Einsatzvorbereitung zuständig, und darum hat er auch die "Probefahrt" mit der Drehleiter durch die Stadt initiiert. Mit Florian Schieder hat er einen erfahrenen Fahrer, der es mit der gut zehn Meter langen, 2,50 Meter breiten und 3,30 Meter hohen Drehleiter selbst durch die kniffligsten Straßen schafft.

Aber manchmal ist auch für ihn Schluss. So gleich an der ersten bekannten Engstelle in der Inneren Brucker Straße. Dort hält ein Lieferauto und hat eine viel zu schmale Durchfahrt frei gelassen. Im Ernstfall wäre das fatal, bei der Probefahrt gibt es von dem Polizisten Markus Riedel, der die Feuerwehr begleitet, eine strenge Ermahnung.

Müllsäcke liegen im Weg

Zwar hat der Lkw eine Sondergenehmigung, damit er dort im Halteverbot ausladen darf. Doch es gibt auch die Auflage, dass eine Durchfahrtsbreite von 3,50 Meter vorhanden sein muss. Wollte er die mit dem Lkw einhalten, dann müsste er den Gehweg zuparken. Aber das ist nicht erlaubt. Das Fazit von Riedel: "Dann ist das Lieferfahrzeug ungeeignet".

Wegen der Blockade staut sich inzwischen der Verkehr auch in der Goethestraße erheblich, bis dann endlich der Lkw zur Seite fährt. Weiter geht es durch die Schuhstraße, wo ein Abbiegen in die Untere Karlstraße wegen der dort parkenden Autos in die Untere Karlstraße unmöglich ist.

Die Drehleiter fährt darum von der Hauptstraße aus hinein. Müllsäcke liegen im Weg, Tische und Stühle verengen die Fahrbahn, Schirme müssen eingeholt werden, damit die Drehleiter vorbei kommt.

Straßenverkehrsamt möchte nachbessern

Enge Erlanger Straßen erschweren Rettungseinsätze

© F.: Klaus-Dieter Schreiter

Von dort fährt die Drehleiter in die Universitätsstraße und über Halbmond- und Apfelstraße in die Schiffstraße. Schon die Fahrt mit dem großen Fahrzeug dorthin ist abenteuerlich, in der Schiffstraße aber geht es dann gar nicht mehr weiter.

Es parkt jemand in der zweiten Reihe, der erst von der Polizei aufgefordert werden muss, sein Vehikel weg zu fahren. Dann steht dort auch noch ein Auto mit dem Heck so weit in der Straße, dass Florian Schieder seine Drehleiter nur mit Mühe vorbei bekommt.

Auch am Theater wird es richtig eng, nur mit Einweiser kommt die Drehleiter um die Kurve, obwohl niemand verbotswidrig parkt. Dort, notiert Stephan Lindemann vom Straßenverkehrsamt, wird zukünftig ein Parkplatz weggenommen, um eine ungehinderte Feuerwehranfahrt zu ermöglichen.

Ein neuralgischer Punkt für große Feuerwehrfahrzeuge ist auch der Wendekreisel vor der Kopfklinik. Tatsächlich: Geparkte Autos und große Felsbrocken auf dem Grün verhindern, dass die Drehleier wenden kann. Erst als ein Auto wegfährt, gelingt das. Auch hier will das Straßenverkehrsamt nachbessern.

Wildparken und Abschleppen

Feuerwehr und Polizei kennen die wilde Parkerei in der Haagstraße, und darum geht die Fahrt dort hin. Tatsächlich blockieren gleich zwei Autos eine Feuerwehreinfahrt. Ein Halter ist sogar so dreist, dass er seine Telefonnummer in großen Lettern hinter die Windschutzscheibe geschrieben hat.

Er weiß offenbar, dass er dort nicht parken darf. Die Polizei ruft die Handynummer an, aber nur widerwillig kommt der Besitzer aus dem Haus. Die Polizei solle ihm doch den Strafzettel über 35 Euro an den Scheibenwischer klemmen, meint er.

Erst als Markus Riedel mit Abschleppen droht, kommt er angeschlichen. Dann aber stellt sich heraus, dass das Auto gar nicht ihm gehört, und er auch keinen Führerschein besitzt. Er versucht sogar noch Polizei und Feuerwehr zu animieren, doch selbst das Auto wegzuschieben, und bietet zudem ein kleines Bakschisch an. Das bringt Markus Riedel mächtig auf die Palme. Schließlich schieben der Mann und ein Kumpel das Auto zur Seite.

Es wird eng, zu eng sogar

Dass die westliche Stadtmauerstraße eng ist weiß jeder, aber Christian Seitz will trotzdem dort hindurch. Bei einem Feuer müsse das schließlich auch möglich sein, sagt er. Doch es wird eng, zu eng sogar, obwohl keine Fahrzeuge falsch parken. Schließlich geht es gar nicht mehr weiter, und Florian Schieder muss mit der Drehleiter zurückfahren. Auch das ist in der engen Straße ein Kunststück.

Ein Kunststück ist es ebenfalls, durch die Danziger Straße mit der Drehleiter zu kommen. Sie verkeilt sich schließlich, weil ein Fahrzeug auf einer Sperrfläche steht und dadurch den Wendekreis in einer Kurve einengt. Durch mehrmaliges Rangieren schafft es Florian Schieder dann aber doch, das Fahrzeug wieder auf Kurs zu bringen.

Enge Erlanger Straßen erschweren Rettungseinsätze

© F.: Klaus-Dieter Schreiter

Fast zu eng ist es auch in der Straße Am Röthelheim in Richtung Westen. Dort ist zwar kein Parkverbot, und darum parken dort auch etliche Autos. Jedoch müsste eine Durchfahrtsbreite von 3,50 Meter frei bleiben, und das ist überhaupt nicht der Fall. Also darf man dort nicht parken, auch wenn kein Verbotsschild steht.

Notizen für Änderungen

Mit einem normalen Rettungswagen, sagt BRK-Rettungsdienstleiter Thomas Heideloff, der den Tross ebenfalls begleitet, habe man fast dieselben Probleme wie mit einem Feuerwehrfahrzeug. Darum war die Probefahrt durch die Stadt auch für ihn wichtig, und darum sollen solche Fahrten nun auch regelmäßig wiederholt werden.

Stephan Lindemann vom Straßenverkehrsamt und der Polizeibeamte Markus Riedel haben sich während der Fahrt durch die Stadt fleißig Notizen gemacht und werden notwendige Änderungen veranlassen, damit Feuerwehr und Rettungsdienst möglichst ohne Behinderung schnell zum Einsatzort kommen.

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