ERH: Flüchtlinge lernen sicheres Radfahren

28.8.2015, 19:54 Uhr
ERH: Flüchtlinge lernen sicheres Radfahren

© Foto: Horst Linke

BUCKENHOF/ UTTENREUTH — „Ihr müsst grundsätzlich auf der Straße fahren, außer die Kinder.“ Ruhig und langsam, aber eindringlich spricht Olaf Müller, Verkehrserzieher der PI Erlangen Land, zu der 20-köpfigen Gruppe von Asylsuchenden. Sie kommen aus Äthiopien, Somalia, dem Irak, aus Kuba und der Ukraine. Und haben ganz unterschiedliche Voraussetzungen. Manche haben das Fahrradfahren schon in ihrer Heimat gelernt, manche probieren ihren Drahtesel — den sie von Bürgern gespendet bekommen haben — erst seit wenigen Wochen aus.

 

Katja Roßmeißl von der Flüchtlingsinitiative Buckenhof (FlIB) hat die 20 Männer, Frauen und Kinder per Rad zum Verkehrsübungsplatz in Uttenreuth begleitet. Sie ist froh, dass alle den Weg unbeschadet überstanden haben. Denn nicht alle sind sicher auf dem Zweirad unterwegs, wie sich schnell herauskristallisiert. Olaf Müller hat nämlich einen Test-Parcours aufgebaut: Zwischen Hütchen sollen die Teilnehmer Slalom fahren, dann eine enge Kurve und schließlich eine Trasse, die sich beinahe bis auf Reifenbreite verengt, durchqueren.

Die Fahrradaspiranten gehen das überwiegend gelassen und mit viel Humor an. Es wird gelacht, angefeuert. Wer immer den Parcours geschafft hat, wird bejubelt und beklatscht. Besonders natürlich der Jüngste, „Emir“, der zwar auf dem Sattel seines Mountainbikes wetzt, das Rad aber souverän durch die Hindernisse steuert.

Wer den ersten Parcours bewältigt, darf die nächste Stufe der Verkehrserziehung erklimmen, die Probefahrt unter Realbedingungen auf dem Verkehrsübungsplatz. Hier sind — verkleinert — Straßen mit Bedingungen des Alltags nachgebaut. Der Radfahrer stößt auf Kreuzungen, an denen rechts vor links gilt, dann hat er Glück und erwischt eine Vorfahrtsstraße. An der nächsten Kreuzung erwartet ihn ein Stopp-Schild; schließlich fährt er in einen verkehrsberuhigten Bereich ein, die sogenannte „Spielstraße“. Echte Herausforderungen für Menschen, die erst vor kurzem erstmals Bekanntschaft mit einem Fahrrad gemacht haben.

Gleichwohl, sagt Katja Roßmeißl, „ist das Fahrrad ein Muss für die Asylsuchenden aus Buckenhof“, ein Vehikel mit dem sie schnell in die Stadt Erlangen kommen. Der Bus sei zwar auch praktisch, für die Flüchtlinge mit ihrem relativ geringen Taschengeld aber teuer.

Deshalb haben einige der Asylsuchenden das Rad bereits genutzt, ohne Vorkenntnisse zu haben — und sind buchstäblich auf die Nase gefallen. Eine junge Frau, die am Unterricht teilnimmt, trägt nach einem Sturz eine Armmanschette. Ein junger Mann, der nicht zum Fahrunterricht erschien, hat bereits zwei Stürze — ohne Fremdbeteiligung — hinter sich. Einmal gab es nur Schürfwunden, so Roßmeißl, das andere Mal eine ausgekugelte Schulter. Deswegen sei der Verkehrs- und Fahrunterricht so wertvoll für die Flüchtlinge.

Und Spaß macht es offenkundig auch. Olaf Müller findet da den richtigen Mix aus theoretischer Belehrung und praktischem Radeln, übrigens wie schon am Tag davor, als in Eschenau 30 Asylbewerber grundlegende Verkehrsregeln, das Verhalten im Straßenverkehr erlernten. Ebenso erklärte Müller, was lebensnotwendig für ein verkehrssicheres Fahrrad ist – neben Licht vor allem zwei funktionierende Bremsen.

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