Erlangen: "After-Berg-Partys" bereiten Probleme

Scott Johnston

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14.7.2020, 17:55 Uhr
Nach dem „Berch“ geht es in der Innenstadt erst richtig rund. Da es dabei auch zu Straftaten kommt, plädiert die Polizei für eine Entschärfung ein Situation.

© Archivfoto: Harald Sippel Nach dem „Berch“ geht es in der Innenstadt erst richtig rund. Da es dabei auch zu Straftaten kommt, plädiert die Polizei für eine Entschärfung ein Situation.

Für die Erlanger und die vielen auswärtigen Besucher der Bergkirchweih ist das völlig normal: Wenn nach einem Tag am "Berch" dort um 23 Uhr (oder kurz danach) der letzte Tusch gespielt wird, geht das Feiern in der Innenstadt noch weiter. Wenig begeistert von diesem Trubel sind freilich die Anwohner, die nicht selten Urlaub in dieser Zeit nehmen.

Hier gibt es alles zur Bergkirchweih

Doch das nächtliche Halligalli, das sich oft bis in die Morgenstunden hinzieht, hat noch ein zweiten Haken: Die Zahl der Straftaten schnellt in dieser Zeitspanne deutlich nach oben. Der Hauptschuldige muss nicht aufwendig ermittelt werden: Es ist der Alkohol, der die Gewaltbereitschaft erheblich erhöht.

Wie der Leiter der Erlanger Polizeiinspektion und Leitende Polizeidirektor Peter Kreisel bei der Präsentation der Kriminalitätsentwicklung in der Hugenottenstadt erläuterte, bewegt sich die Zahl der Delikte bei der Bergkirchweih selbst noch im überschaubaren Rahmen. Ein Problem sei jedoch, dass sich die Party danach in den Biergärten, Gaststätten und auf den Straßen fortsetze. Angeheizt mit lauter Musik werde eifrig Hochprozentiges konsumiert.

Da kann es leicht passieren, dass die Stimmung kippt. Provokationen münden in Streitigkeiten und diese in Schlägereien. Auch sexuelle Belästigungen sind zu verzeichnen.

Kreisel will daher in der heutigen Sitzung des Haupt-, Finanz- und Personalausschusses des Stadtrats vorschlagen, dass geprüft werde, wie sich die Vorfälle bei den After-Berg-Feiern dezimieren lassen. Beispielsweise gehe es nach der Fürther Kirchweih oder dem Bardentreffen in Nürnberg wesentlich geordneter zu. Nach dem offiziellen Ende dieser Veranstaltungen seien kaum Straftaten zu registrieren.

Die Bergkirchweih ist auch einer der Gründe, warum es beim der Ranking der sichersten Städte in Bayern für Erlangen seit Jahren immer nur zu Platz zwei reicht. Auch 2019 lag die Häufigkeit der Delikte je 100 000 Einwohner in der Nachbarstadt Fürth mit 4221 signifikant unter jener von Erlangen (5403). Regensburg (7853), Würzburg (7549) und auch Nürnberg (7423) können da ohnehin nicht mithalten.

Wieder einmal ist die Feuerwehr auf das ehemalige Günther-Gelände in Eltersdorf an der Weinstraße gerufen worden. Dieses brannte es im etwa 25 Meter hohen Siloturm. Der Einsatz für die Kräfte war gefährlich und aufwändig.

Wieder einmal ist die Feuerwehr auf das ehemalige Günther-Gelände in Eltersdorf an der Weinstraße gerufen worden. Dieses brannte es im etwa 25 Meter hohen Siloturm. Der Einsatz für die Kräfte war gefährlich und aufwändig. © Archivfoto: Klaus-Dieter Schreiter

Da der "Berch" wegen der Corona-Pandemie heuer bekanntlich abgesagt werden musste, kann es durchaus sein, dass die Hugenottenstadt zumindest für ein Jahr bei dieser Tabelle auf die Spitzenposition springt. Schwierig wird es dennoch.

Denn laut Kreisel muss immer die Struktur einer Kommune gesehen werden, um die Kriminalitätsstatistik richtig interpretieren zu können. Die höhere Dichte an Gaststätten, Kultur- und Freizeitangeboten in Erlangen im Vergleich zur Kleeblattstadt bewirke eben, dass es manchmal mit dem Feiern übertrieben werde und es zu negativen Begleiterscheinungen komme.

Hohe Aufklärungsquote

Insgesamt ist von 2018 auf 2019 die Zahl der Straftaten um 334 oder 5,7 Prozent von 5815 auf 6149 leicht gestiegen, Die Aufklärungsquote konnte um 1,5 Prozent auf 64,8 Prozent erhöht werden.

Vor allem die Entwicklung in den zurückliegenden 20 Jahren ist sehr erfreulich. 1999 stellte die Polizei noch 9888 Delikte fest. Gerade die Jugendkriminalität konnte in Zusammenarbeit mit anderen Behörden minimiert werden.

Um die Jahrtausendwende hatten vor allem rivalisierende Banden einige Probleme bereitet. Hier konnten gezielt die Rädelsführer ausfindig gemacht werden. Die Einleitung der entsprechenden Strafverfahren führte schließlich zur Auflösung dieser Gruppen.

Ein wichtiger Schwerpunkt ist außerdem die Prävention. So wurde ein eigener Beamter abgestellt, der als Ansprechpartner für die Jugendlichen fungiert. Auch die Aufklärung in den Schulen trägt Früchte. Alkohol und andere Suchtmittel sind hier ebenso Thema wie Sachbeschädigungen oder Graffiti. Dass von den Stadtwerken Flächen zur Verfügung gestellt wurden, auf denen Spray-Kunstwerke erlaubt sind, erwies sich als sehr erfolgreiche Lösung

Einen Brennpunkt stellte im vergangenen Jahr das Brachgelände der ehemaligen Firma Günther dar, das in den sozialen Medien als Lost Place publik gemacht wurde. Die Polizei war davon wenig begeistert. Nicht zuletzt wegen der baufälligen Substanz der Gebäude war der Zutritt verboten worden. Eine versuchte Brandstiftung sorgte für eine zusätzliche Gefährdung. Durch den Abriss hat sich die Situation entschärft. Das Areal soll zudem bald bebaut werden.

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