Innenstadt

Erlangen bekommt vorerst keine Pop-up-Fußgängerzone

18.5.2021, 14:09 Uhr
Staus sind in der Hauptstraße an der Tagesordnung. Zur Fußgängerzone wird sie in nächster Zeit nicht gemacht.

© Harald Sippel Staus sind in der Hauptstraße an der Tagesordnung. Zur Fußgängerzone wird sie in nächster Zeit nicht gemacht.

Pop-up-Fußgängerzonen sind im Kommen. In immer mehr Städten werden derartige temporäre autofreie Zonen nach dem Modell "Living Stockholm" aus Schweden eingerichtet. In Erlangen wird daraus vorerst jedoch noch nichts. Im jüngsten Umwelt-, Verkehrs- und Planungsausschuss (UVPA) wurde ausführlich über das Thema gesprochen. Dabei zeigte sich: So einfach ist das Ganze nicht.

Am Ende wurde noch nichts entschieden, auch wenn die Zielrichtung klar ist: Man möchte weiterhin die Ausweitung der Fußgängerzone. Zuerst soll jedoch die Verwaltung noch mal ran und alle Möglichkeiten noch einmal überprüfen. Was ist das Beste, was ist überhaupt möglich: verkehrsberuhigter Bereich, klassische Fußgängerzone oder ein autofreier Bereich nach Vorbild der Nürnberger Straße? Konkret geht es zum einen um die Hauptstraße zwischen jetziger Fußgängerzone und Martin-Luther-Platz sowie die Heuwaagstraße, zum anderen um den Bereich Schiffstraße, Glockenstraße, Theaterstraße und Kirchenstraße.

Ein Verwaltungsvorschlag für Letzteren lag diesmal bereits auf dem Tisch, wurde aber mehrheitlich abgelehnt. Der Bereich stelle einen der attraktivsten Straßenräume in Erlangen dar. Man könne als ersten Schritt die Ausweisung einer Fußgängerzone für diesen Bereich planen und, bei entsprechender Öffentlichkeitsbeteiligung, noch 2021 umsetzen, hieß es von Seiten der Planer. Der Radverkehr würde nach ihren Vorstellungen dann über bestimmte Achsen wie die Engelstraße und die Hauptstraße verlaufen. Auch hier gilt nun: Erst muss die Verwaltung noch tiefer einsteigen.

Die wirklich harte Nuss aber ist die Hauptstraße beziehungsweise im Umgriff in Richtung Westen die Heuwaagstraße. Denn hier fahren neben Autos und Fahrrädern auch täglich 800 bis 1000 Busse des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Dass der ÖPNV ein sensibler Bereich ist, verdeutlichte Planungsreferent Josef Weber. Man müsse in jedem Fall bei avisierten Veränderungen die Verkehrsbetriebe beteiligen. Und es sei schwierig, in laufende Verträge einzugreifen - da gehe es um sehr viel Geld. Der Landkreis hat erst vor kurzem Linien-Verkehrsbündel ausgeschrieben, die Verträge laufen über die nächsten zehn Jahre. Der Umbau von Liniennetzen würde mindestens zwei bis drei Jahre dauern, so Weber. Die Vereinbarung mit dem Landkreis, bis 2030 einen gemeinsamen Nahverkehrsplan zu erstellen, wurde gerade erst geschlossen.

Die Busse schnell aus der Hauptstraße heraus zu bekommen, ist demnach nicht realistisch. Zumal dies, wie Oberbürgermeister Florian Janik hervorhob, zu einer deutlichen Verschlechterung der Anbindung der nördlichen Altstadt führen würde. Ein schlechter Vergleich, so wurde im UVPA zudem deutlich, ist der südliche Teil der Fußgängerzone, wo früher ebenfalls Busse fuhren: Dort hatten sie jedoch eine wesentlich niedrigere Frequenz. Die im Verkehrsentwicklungsplan skizzierte Idee, die Busse über die Thalermühlstraße zum Großparkplatz oder zu den Arcaden zu leiten, ist jedenfalls nur mittel- oder langfristig umsetzbar. Und "eine verkehrte Lösung", so der Einwand von Alexander Brock, der als Beirat für den Verkehrsclub Deutschland im Ausschuss ist. "Ohne Verkehr ist die Altstadt tot."

Vom Tisch sind die Pläne für die Ausweitung der Fußgängerzone trotzdem nicht. Kurzfristig machbar sei das Vorhaben zwar nicht, so Matthias Thurek, der baupolitische Sprecher der CSU-Fraktion. Aber eine kurzfristige Maßnahme - Negativbeispiel Neue Straße - dürfe es auch nicht sein. Er schlug vor, bei einer zwei- oder dreitägigen Veranstaltung das Konzept zu testen. Und er betonte, dass Bürgerbeteiligung vonnöten und wichtig sei. Schließlich bekräftigte der Stadtrat das Ziel, die Fußgängerzone mittelfristig bis zum Martin-Luther-Platz auszuweiten.

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