Erlangen: Besuch beim Stammtisch "Die Burschen"

25.5.2017, 10:00 Uhr
Erlangen: Besuch beim Stammtisch

© Klaus-Dieter Schreiter

Irgendwie hatte es einen Bruch gegeben in der Kette der Stammtischbrüder. Zwar erinnern sich die heutigen Männer noch vage daran, aber wie genau und warum dieser Bruch damals zustande gekommen war, das wissen sie nicht mehr. Nur eben, dass die "Raalafer" dann auf einmal keinen Kirchweihbaum mehr aufgestellt haben. "Sieben oder acht Jahre lang gab es keinen Baum mehr", erinnert sich Franz Rudelt, der Vorstand des Stammtisches "Die Burschen". Darum hätten sich 20 junge Männer im Jahre 1979 zusammen getan, um die alte Tradition wieder aufleben zu lassen. Das waren selbstredend alles Büchenbacher "Ureinwohner", die sich schon aus der Schulzeit kannten. "Und vom Mopedfahren", wirft der Dachdeckermeister Paul Piringer ein.

Anfangs wurden sie dabei noch von dem müde gewordenen "Raalafer" und dem Bauers Schorsch unterstützt, aber bald hatten sie es selber raus, wie man einen Baum kerzengerade aufrichtet. Auch andere Aktivitäten wurden gemeinsam unternommen, wie Fahrradtouren, Wandertage, und Karpfenessen. Letzteres ist etwas ganz Besonders, denn der Stammtisch besitzt sogar einen eigenen Karpfenteich bei Neuses. Wenn der abgefischt wird, gibt es Karpfen satt.

Auch einen Weihnachtsbaum haben sie im Ort gepflanzt, nachdem die Stadt sich den nicht mehr leisten konnte. Und das Johannisfeuer haben die Burschen auch wieder in den Ort geholt. Wenn sie davon erzählen, dann gibt es Gelächter ob der Erinnerungen, die sie an die offenbar schwierige Entwicklung haben. Klein haben sie angefangen, über die Jahre kamen dann Getränke hinzu, dann ein Grill.

Als ein städtischer Mitarbeiter von der Lebensmittelsicherheit dann aufgetaucht sei, habe es fast eine Schlägerei gegeben, erinnern sie sich. Der wollte nämlich, dass ein Dach über den Grill gebaut wird, und einen "Spuckschutz" forderte er auch. Aber das alles wurde dann doch irgendwie organisiert, und so konnte die große Fete weiter gehen. Heute ist das Sonnwendfeuer ein Großereignis im Dorf und nicht mehr wegzudenken aus dem Kulturleben.

Aktiv sind "Die Burschen", die allesamt auch bei der Freiwilligen Feuerwehr sind, immer noch, jedoch nicht mehr bei der Kirchweih. Das Zepter haben sie bereits vor Jahren an den Nachwuchs übergeben, weil ein Kirchweihbursche nach dem anderen geheiratet hatte, ein "echter" Kirchweihbursche aber nicht verheiratet sein darf. Es folgten die "Froscher", die haben die Verantwortung weiter gegeben an die "Quaker", die dann an die "Hupfer", und die an die "Rumzuuch", die sich nun ums Aufstellen des Kirchweihbaums kümmern. "Die Mitglieder bei den Rumzuuch sind zu 60 Prozent unsere Kinder", strahlt der Kfz-Meister Walter Golsch stolz.

Alle Büchenbacher Stammtischgruppen treffen sich stets beim Güthlein, wo auch "Die Burschen" seit 1979 zu Hause sind. Jeden Donnerstag ab 20 Uhr sind sie dort, trinken ihre Bierchen, erinnern sich an ihre Jugend. Natürlich wird auch über Politik philosophiert.

Über die StUB, über die Erba-Häuser, über die Landesgartenschau. "Es müsste sich einmal ein Stadtrat zu uns setzen, dem würden wir den Mund zukleben und ein kleines Loch in das Pflaster schneiden, durch das ein Strohhalm passt, damit er trinken kann. Aber dann darf er nur zuhören", lacht Paul, der Dachdeckermeister.

Aber populistische Stammtischparolen gebe es nicht, fügt er gleich an. Immerhin seien alle Mitglieder intelligente Burschen, die meisten würden sogar als Meister und Akademiker Führungspositionen bekleiden.

Die Stammtischler "Die Burschen" treffen sich jeden Donnerstag um 20 Uhr. "Aber neue Mitglieder nehmen wir nicht mehr auf, schreib‘ das mal", sagt Vorstand Franz Rudelt. Darum werden sie auch immer weniger, jetzt sind es nur noch 16. Die wollen nun erst einmal den Vatertag feiern. Traditionell geht diese Fete im Hof der Blumenwerkstatt über die Bühne.

Sie sind ein eingeschworener Haufen, wie man ihn wohl nur selten sieht. "Wir halten zusammen, und der letzte, der macht dann das Licht aus", sagt Walter, der KFZ-Meister. Dann schleppt er einen mächtigen Krug voll Bier heran, auf dem der kritzegrüne Frosch abgebildet, der das Wahrzeichen aller Büchenbacher Burschen ist. Und warum nun der riesige Krug? Weil der Walter gerade wieder Opa geworden ist. Ein gefundenes Fressen für seine Stammtischbrüder. Denn der Abend geht natürlich auf ihn. Und der Stammtischnachwuchs ist auch gesichert.

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