Erlangen: Chemnitzer beleidigt Schüler im Röthelheimpark rassistisch

5.5.2021, 10:30 Uhr
Im Interims-Amtsgericht in Erlangen wurde ein Chemnitzer verurteilt.

© Harald Hofmann Im Interims-Amtsgericht in Erlangen wurde ein Chemnitzer verurteilt.

Eigentlich wollte der Geschädigte, ein deutscher Schüler aus Erlangen, im August 2020 nur einen ruhigen Abendspaziergang machen, als er auf einige Bauarbeiter stieß, die schon mehrere Feierabendbiere getrunken hatten.

Zwei von ihnen beleidigten den damals 19-Jährigen, als er vorbeilief – nur weil er eine andere Hautfarbe hat als sie. Der Angeklagte beschimpfte das Opfer unter anderem mit dem N-Wort und sagte, dass er sich "zurück in sein Land verpissen" solle. "Das waren Beleidigungen der untersten Schublade", betont der Staatsanwalt vor Gericht.

Studentinnen beweisen Zivilcourage

Der zweite Bauarbeiter, der sich in einem anderen Verfahren verantworten muss, stand sogar auf und ging auf den Geschädigten zu. "Ich hatte wirklich Angst", sagt dieser, "wenn die anderen nicht da gewesen wären, weiß ich nicht, was passiert wäre". Die anderen – das sind zwei Studentinnen, die ebenfalls im Park spazieren waren und eingriffen, als die Beleidigungen fielen. Auch sie ging der Chemnitzer massiv an. Fünf seiner Kollegen mussten ihn zurückhalten, damit er die drei Passanten nicht auch noch körperlich attackierte.

Richterin Birgit Griem dankt den beiden Frauen im Gerichtssaal für ihre Zivilcourage. Eine von ihnen hatte auch die Polizei gerufen. Als die Beamten eintrafen, war der Chemnitzer schon geflüchtet. "Ich bin auf Bewährung" rief er noch, dann machte er sich aus dem Staub.

Begründung: "lch war schlecht gelaunt"

In der Verhandlung gibt sich der 22-Jährige reuig. Als die Richterin mehrfach nachfragt, gibt er die Beleidigungen zu. Seine Erklärung: "Ich war an dem Tag schlecht gelaunt." Auch der Alkohol habe eine Rolle gespielt – seit er acht Jahre alt war, habe er regelmäßig getrunken.

Nach sieben oder acht Bier, die er innerhalb von zwei Stunden vernichtet habe, sei er an diesem Augustabend aggressiv gewesen. Sein Opfer hingegen meint: "Er wusste, was er tat." Der Geschädigte hat noch lange Zeit unter der Attacke gelitten. "Die ersten Tage danach waren der Horror", sagt er. "So etwas ist mir noch nie passiert."


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Der Angeklagte, der inzwischen einen Entzug hinter sich hat, hat einiges auf dem Kerbholz. Sein Bundeszentralregister weist elf Einträge auf – viele Male schon kam der junge Mann, der unter anderem wegen mehrerer Körperverletzungen, Beleidigung und räuberischer Erpressung vor Gericht stand, mit Bewährung davon. Damit ist es jetzt Schluss. "Das ist der Nagel auf dem Sarg gewesen", meint die Richterin. Eine solche Beleidigung und ihre Folgen seien "absolut nicht zu tolerieren". 

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