Erlangen: Die Thalermühle kämpft ums Überleben

18.5.2020, 05:15 Uhr
Erlangen: Die Thalermühle kämpft ums Überleben

© Archivfoto: Günter Distler

Eine Nothilfezahlung von Bund und Freistaat über 30.000 Euro, von der aber noch nicht klar ist, ob sie ein Zuschuss oder nur ein Kredit ist, wird zum Stopfen der wichtigsten Löcher verwendet, wie von Flatow sagt. So müssen Löhne ans Personal ausgezahlt werden, der Vermieter der Immobilie, der Fürther Immobilien-Entwickler und Kaufmann Philipp Streng, will seine monatliche Pacht sehen. Von Flatow: "Da bleibt für die benötigten weiteren Investitionen wie die bessere Küchenausstattung sowie den Bau eines Außenausschanks nichts übrig."

In einem Schreiben an die rund 1200 Mitglieder der Brau- und Gastronomie-Genossenschaft schildert der Vorstand – neben Achim von Flatow Diplom-Braumeister Martin Nagel als Vorstandsvorsitzender – die Situation seit dem Ausbruch der Pandemie und dem "shutdown". Demnach ging bereits im Februar der Umsatz stark zurück, danach legte die Corona-Epidemie alles lahm.

Nur eine kleine Soforthilfe vom Staat

Nagel und von Flatow: "Die Politik hat zwar reagiert und dafür gesorgt, dass Unternehmen mit Kurzarbeitsgeldern, Liquiditätshilfen und Sonderkrediten die Situation besser überstehen können, wir jedoch werden (wie passiert, d.Red.) nur eine kleine Soforthilfe erhalten. Zur Überwindung unseres Finanzierungsengpasses steht uns lediglich ein spezifischer KfW-Sonderkredit 2020 offen, an dessen Antragsvoraussetzungen wir mit Hochdruck arbeiten. Die Hürden sind allerdings trotz aller Politiker-Statements nicht gering."

Dabei sei die Genossenschaft durch äußere Einflüsse zusätzlich mit der Inbetriebnahme der Gastronomie behindert worden, wie beispielsweise der zu lange fehlenden Genehmigung der neuen Flut- und Fluchtbrücke, die einen Aufschub bis in den Spätsommer hinein erzwang – "das ging zu Lasten unseres Kapitals", wie von Flatow erzählt. Die monatlichen Kosten aber liefen weiter, auch wenn man sich mit einigen am Ausbau beteiligten Handwerksbetrieben darauf geeinigt habe, mit zeitlicher Verzögerung Rechnungen zu begleichen. Von Flatow: "Sie waren mit einer Stundung bis zur Außensaison einverstanden. Jedoch ist die Außensaison aufgrund von Corona bislang ausgefallen."

Weitere Investitionen nötig

Die dringend benötigte Eröffnung von Gastronomie und Biergarten erforderten aber weitere Investitionen. Für diese sei man aber auf stärkeres Eigenkapital angewiesen – auch um weitere Bankenkredite zu erhalten. Diese hätten signalisiert, dass eine Kapitalaufstockung der Genossenschaft für eine Kreditvergabe "sehr hilfreich wäre", wie Nagel und von Flatow mitteilen.

Die beiden Vorstände – "Denken Sie bitte auch an die noch ausstehende Brauanlage" – appellieren an die Genossenschaftsmitglieder, weitere Anteile zu zeichnen, um eine Kapitalaufstockung auch formal beschließen zu können. Darüber hinaus oder alternativ dazu habe jedes Mitglied die Möglichkeit, der Genossenschaft direkt verzinste Darlehen zu gewähren.

Auch der Aufsichtsrat der Genossenschaft ist alarmiert. Monika Fath-Kelling, die Vorsitzende des Gremiums, hat dem Leiter der Bayerischen Staatskanzlei einen Brief geschrieben, in dem sie auf die besondere Situation einer Bürger-Genossenschaft mit hohem lokalen Verantwortungsbewusstsein hinweist. "Viele Erlanger erwarten nun (...), dass nichts unversucht bleibt, was unser Bürgerprojekt vor dem tragischen Tod durch Zuwarten bewahren könnte." Eine Antwort steht noch aus.

1 Kommentar