Erlangen: Fahrzeuge im Visier der Zähler

23.1.2020, 16:30 Uhr
Erlangen: Fahrzeuge im Visier der Zähler

© Edgar Pfrogner

Denn jene Regelung, die Neue Straße zu einer "unechten Einbahnstraße" zu machen, wirkt sich auf die umgebenden Straßenzüge aus. In welchem Maße das passiert, wollte die CSU wissen und beantragte bereits vor Monaten in diesen Bereichen Verkehrszählungen, und zwar in regelmäßigen Abständen. Jetzt präsentierte die Verwaltung erste Zahlen.

Erklärtes Ziel des Verkehrskonzeptes ist es, vor allem den Durchgangsverkehr deutlich zu reduzieren und weitgehend aus der Innenstadt zu verbannen. Im Zuge dessen wurde bekanntlich die Verkehrsachse zwischen Neue Straße, Katholischer Kirchenplatz, Maximiliansplatz und westliche Hindenburgstraße für einen einjährigen Probebetrieb entsprechend umgemodelt. Natürlich auch zur Entlastung vieler genervter Anwohner dort – die EN berichteten mehrfach. Seither muss sich der Verkehr unter anderem von Ost nach West neue Wege suchen.

Seit Beginn des Probebetriebs wurde bislang in zwei Zeitspannen genauer hingeschaut, um mögliche Verlagerungen des Verkehrs zahlenmäßig zu fixieren – im September 2019, dann nochmals im November 2019. Nach den Zahlen der Verwaltung hat demnach im September 2019 der Verkehr entlang der Straßenachse Neuen Straße bis westliche Hindenburgstraße um 55 Prozent, sprich um rund 7200 Fahrzeuge pro Tag abgenommen.

In der Spardorfer Straße, dortselbst im Bereich Palmstraße, sei auf der Grundlage der Verkehrserhebungen im September "kein Anstieg des motorisierten Verkehrs festzustellen", hieß es im jüngsten Umwelt-, Verkehrs- und Planungsausschusses. Im selben Monat habe der Verkehr in der Spardorfer Straße um ein Prozent – etwa 150 Fahrzeuge am Tag – abgenommen.

Erlangen: Fahrzeuge im Visier der Zähler

© Edgar Pfrogner

Und ein Anstieg beim Schwerverkehr wurde nicht festgestellt. Dagegen gab es in der Henkestraße westlich der Werner-von-Siemens-Straße eine leichte Zunahme um zwei Prozent oder 200 Fahrzeuge am Tag. In der Werner-von-Siemens-Straße – im Bereich südliche Henkestraße – ist der Verkehr sogar um neun Prozent, also um rund 1000 Fahrzeuge am Tag, zurückgegangen. Alles in allem hat sich der Verkehr in jenen vier Straßen zwischen Juli und September 2019 um rund 8200 Fahrzeuge verringert.

Deutliche Unterschiede

Etwas anders nehmen sich die Zahlen aus, die die Verwaltung für November 2019 präsentierte. Danach hat sich das Verkehrsaufkommen in der Straßenachse Neue Straße bis westliche Hindenburgstraße sogar um 62 Prozent oder rund 8000 Fahrzeuge am Tag reduziert. Dagegen ist in der Spardorfer Straße im Bereich westliche Palmstraße ein Anstieg um 14 Prozent, also rund 2000 Fahrzeuge am Tag, zu konstatieren.

Der Anteil des Schwerverkehrs bleibt nahezu auf dem gleichen Stand wie vor der Umsetzung des Verkehrskonzeptes und rangiert bei drei Prozent, rund 330 Fahrzeuge pro Tag. Diese Entwicklung wird an der oberen Grenze des Schwellenwertes von 2000 Fahrzeugen gesehen. Deshalb wird sich die Verwaltung nun Gedanken machen, wie das Verkehrsaufkommen in der Spardorfer und Essenbacher Straße reduziert werden könnte.

In der Henkestraße hat der Verkehr um drei Prozent leicht abgenommen, ebenso in der Werner-von-Siemens-Straße mit vier Prozent. Unterm Strich hat der Verkehr in den vier genannten Straßen zwischen Juli und November 2019 um rund 7000 Fahrzeuge abgenommen, hieß es.

Die Zähl-Ergebnisse unterscheiden sich teils deutlich voneinander, so dass die Erhebungen noch längst keine geeignete und abschließende Grundlage bilden, um die Auswirkungen des Verkehrskonzeptes "vollumfänglich bewerten zu können". Aber das Probejahr läuft ja noch und Bau-und Planungsreferent Josef Weber kündigte weitere Zählungen in den kommenden Monaten an.

CSU-Fraktions-Chef Jörg Volleth, bekannt als Kritiker der Verkehrsregelung in der Neuen Straße, tat sich "schwer, die Zahlen zu glauben". Für ihn stellt sich die Situation vor Ort aus eigener Anschauung gänzlich anders dar – mit viel Verkehr und etlichen Rückstaus. Mit etwas "Bedauern" hat auch Felizitas Traub-Eichhorn die Zahlen zur Kenntnis genommen. Die SPD-Rätin räumte ein, dass "Veränderungen von Fahrgewohnheiten nicht so leicht zu machen sind", ist aber durchaus zuversichtlich, dass sich die Leute "auf Dauer daran gewöhnen".

Das spielte an auf die beabsichtigte Bündelung des Verkehrs über die Werner-von-Siemens-Straße, die bislang noch nicht im gewünschten Maße erreicht worden ist, obschon diese Straße aufgrund ihrer Bauart und Beschaffenheit "bestens geeignet" dafür wäre, so Weber. Überlegt werden sollen nun auch "weiterführende Maßnahmen", die die Route über eben die Werner-von-Siemens-Straße attraktiver werden lassen und damit auch eine Reduzierung des Verkehrs in der Spardorfer Straße erreichen.

Trotz alledem sei das angestrebte Ziel, mittels Verkehrskonzept den Durchgangsverkehr aus der Innenstadt rauszuhalten, im "gegenwärtigen Stand des Probebetriebs in noch größerem Umfang eingetreten als eingangs erwartet", so das Resümee der Verwaltung.

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