Erlangen: Jedem Werk wohnt ein kleiner Zauber inne

6.12.2015, 06:00 Uhr
Erlangen: Jedem Werk wohnt ein kleiner Zauber inne

© Ralf Rödel

Steil aufragende Dreiecke, magische Fünfecke: Bei Angela von Randow werden geometrische Grundfiguren durch geschickte Form- und Farbgebung zu Rasen, Bäumen und Wasser. „Die Idee dazu entsteht im Kopf“, berichtete die Nürnbergerin bei der Vernissage. Dann bestellt sie die entsprechenden Acrylglasstücke, lässt die größeren in Form bringen und biegt die kleineren selbst zu sanften Wellen oder züngelnden Flammen etwa, nachdem sie das Material mit einem Heißluftfön erhitzt hat.

Die leuchtenden Gelb-, Orange-, Grün- und Blautöne der Skulpturen bringt die zurückhaltende Künstlerin später mit permanenten Filzstiften auf. „Heute habe ich Farbexplosionen“, führt Dagmar Kaufmann stolz durch die Schau. Geschickt hat die Atelierbesitzerin dieses Mal die Werke auf unterschiedlichen Höhen im Raum verteilt, so dass es auf kleiner Fläche dennoch viel zu entdecken gibt, zum Beispiel Objekte, deren Formen die fünf Elemente aufgreifen, wie sie Platon zugeordnet hat.

Demnach stehe beispielsweise ein Tetraeder (Vierflächner) für Feuer und ein Hexaeder (Sechsflächner) für Erde, erläuterte Matthias Kaufmann in seiner informativen Ausstellungseinführung. Diese Klassifizierung übe bis heute eine große suggestive Kraft auf die Menschen aus, obwohl sie ja bereits lange wüssten, dass die Welt nicht aus diesen Elementen zusammengesetzt sei.

Vielleicht ist es diese suggestive Kraft, vielleicht auch einfach der ungewöhnliche, abstrahierte Blick auf die Natur, der den Reiz von Randows lichtdurchfluteten Werken aufgreift. „Es sind Skulpturen, die in den Raum gehen und ihn öffnen“, analysierte Matthias Kaufmann und schlug über die spielerisch-reflektierte Herangehensweise der Künstlerin die Brücke zu ihrer Mitausstellerin Barbara Herbeck, die eine ähnliche Philosophie leitet.

„Meine Bilder sind meine Eindrücke von Landschaften“, erklärte die Nürnbergerin, die zusammen mit von Randow an der Akademie Faber-Castell in Stein studiert hat. „Aber ich möchte immer ein kleines Geheimnis darin bewahren.“

Diesen Zauber versprüht besonders das gelungene Werk mit dem witzigen Titel „Heute ins Meeres Gebirg gekommen“, das aus fünf sehr schmalen, hochformatigen Bildern besteht. Inspiration findet Herbeck auf Reisen, beispielsweise nach Thailand, und im Wasser.

„Ich bewege mich gerne im Wasser“, schilderte die frühere Lehrerin, die sich in ihrem „zweiten Leben“ ganz der Kunst verschrieben hat, wie sie lachend erzählte. Verkaufen tue sie ihre Werke trotzdem nur schweren Herzens, so die Malerin. Denn: „An jedem Bild hängt mein Herzblut. Ich liebe besonders meine großen Bilder, die sind mit vollem Körpereinsatz gemalt.“ Das die Ausstellung prägende Wechselspiel zwischen hart und weich, zwischen starren geometrischen Formen auf der einen und frei fließender Kreativität auf der anderen Seite griff bei der Vernissage Pianist Jens Kaiser in seinen Improvisationen auf.

Die Schau im Atelier Kaufmann, Burgbergstraße 57, ist bis 12. Februar 2016 geöffnet, jeweils Mittwoch und Freitag von 15 bis 19 Uhr.

 

Keine Kommentare