Erlangen macht viel für die digitale Zukunft an Schulen

21.6.2018, 06:00 Uhr
Erlangen macht viel für die digitale Zukunft an Schulen

© Bildungspakt Bayern

"Digitale Schule – Wir machen unsere Schüler fit fürs 21. Jahrhundert": Wer die Homepage der Realschule am Europakanal aufruft, bekommt als erstes diesen Slogan zu lesen. Die Erlanger Bildungseinrichtung mit ihren acht IPad-Klassen wurde vom bayerischen Kultusministerium ausgewählt, um drei Jahre lang am Modellversuch "Digitale Schule 2020" teilzunehmen. Die Modellschulen sollen ausloten, wie sich digital gestütztes Lernen umsetzen lässt und Konzepte entwickeln. Die Erkenntnisse sollen später den anderen Schulen zugute kommen.

In der Erlanger Realschule ist man fleißig dabei, die Konzeptentwicklung voranzutreiben. Doch man stößt allmählich an Grenzen — dann nämlich, wenn alle Schüler gleichzeitig das Internet nutzen wollen. Denn die Schule hat einen DSL-Anschluss und kann nur mit 50 Megabit pro Sekunde ins Internet. Zum Vergleich: Glasfaserkabel ermöglichen Geschwindigkeiten von bis zu 1000 Megabit pro Sekunde und mehr.

Allerdings ist die Stadt Erlangen mit ihren Schulen bereits auf dem Weg zu einem schnelleren Internet. Im März 2017 gaben die Stadträte grünes Licht für das Konzept "SmartEr School". Demzufolge sollen bis zum Jahr 2020 mindestens 50 Prozent der Schulen mit 200 Megabit pro Sekunde angeschlossen werden, der Rest mit mindestens 100 Megabit. Außerdem will die Stadt die Schulen besser mit Geräten wie Whiteboards und Tablets ausstatten und den Ausbau der Verkabelung innerhalb der Schulhäuser vorantreiben. Durchgeführt wird dies, ebenso wie die Wartung der Geräte, vom Kommunalen Betrieb für Informationstechnik (KommunalBIT).

"Ich bin froh, dass die Glasfaser-Förderrichtlinie da ist", sagt Kommunal-BIT-Mitarbeiter Kai Wilhelm. Der Leiter des Teams, das für die IT-Betreuung der Erlanger Schulen zuständig ist, meint: "Wir brauchen schnelleres Internet, damit das Konzept von SmartEr School aufgeht." Für ihn steht außer Frage, dass Glasfaser die richtige Technologie ist, wenn man zukunftsgerichtet agieren will. Auch Brigitte Bayer, die Leiterin des Schulverwaltungsamtes, freut sich über das Förderprogramm, das seit 1. Juni besteht und es der Kommune erleichtert, den Glasfaserausbau voranzutreiben. 80 Prozent — bis zu höchstens 50 000 Euro — übernimmt der Freistaat pro Schule.

In den Startlöchern

Bereits im Mai hatten Bildungs- und Bauausschuss des Stadtrats den Bedarf an der Herstellung von Glasfaseranschlüssen für die Schulen festgestellt, zwischen den verschiedenen Ämtern liefen Absprachen, man steht bei der Stadt schon in den Startlöchern. Von den 33 Schulen, für die die Stadt als Sachaufwandsträger zuständig ist, haben bisher vier einen Glasfaseranschluss — aber nicht alle einen Dienstleister — , 29 sind noch anzuschließen. Dass es beim Breitbandausbau an den Schulen "enorme Missstände" gibt, kritisiert die SPD-Landtagsfraktion. Fast drei Viertel der bayerischen Schulen stünden nur Internetgeschwindigkeiten von maximal 16 Megabit pro Sekunde zur Verfügung.

Tatsächlich steht Erlangen im bayernweiten Vergleich dann jedenfalls gar nicht so schlecht da. Laut Auskunft des Schulverwaltungsamtes steht sieben Schulen eine Internetgeschwindigkeit von 100 Megabit pro Sekunde zur Verfügung, bei den anderen liegt die Geschwindigkeit zwischen 25 und 100 Megabit pro Sekunde. An einer Schule — der Werner-von-Siemens-Realschule — ging letzte Woche der Glasfaseranschluss in Betrieb, hier ist das Internet jetzt 200 Megabit pro Sekunde schnell.

Der Breitbandausbau sei dringend nötig, bekräftigt Brigitte Bayer. Auf die Frage, warum er trotzdem noch nicht so richtig vorankomme, sagt sie: "Alles, was möglich ist, haben wir direkt beauftragt. Der Flaschenhals ist die Infrastruktur." Die Stadt investiere gerade in die Verkabelung in den Schulhäusern, "aber es hapert noch mit dem Anschluss von außen, weil wir die Anbieter nicht hatten".

Kai Wilhelm von KommunalBIT sieht im Vergleich mit anderen Großstädten Erlangen auf einem guten Weg — mit einem durchgehenden Konzept und einer klaren Zielvorstellung. Dass all dies dringend nötig ist und auch der neue LehrplanPlus richtig liegt, demzufolge die Nutzung der neuen Medien in jedem Unterrichtsfach erfolgen muss, ist für ihn keine Frage. Als IT-Betreuer für die Schulen, aber auch als Vater von drei Kindern hat er sich davon überzeugt, dass der Einsatz von digitalen Geräten im Unterricht heute unerlässlich und zudem sehr gewinnbringend ist.

Englischunterricht mit einem Youtube-Video, das sich Schüler in der Realschule am Europakanal auf ihren IPads je nach individuellem Bedarf mit Unterbrechungen und Wiederholungen anschauen können — auch das gehört dazu. Derzeit noch mit langsamem Internet. 50 Megabit pro Sekunde, "das ist absolut grenzwertig", sagt Kai Wilhelm. Sein Resümee: "Für das, was wir bräuchten, ist es trotz allem noch ein ganzes Stück."

Verwandte Themen


2 Kommentare