Erlangen: Selbstbedienung beim Elektroschrott

27.8.2019, 11:00 Uhr
Erlangen: Selbstbedienung beim Elektroschrott

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Nach jahrelangen Debatten hat sich die Kreisgruppe Erlangen des Bundes Naturschutz (BN) mit ihren Vorschlägen für einen nach eigenen Angaben "ökologisch besseren Weg" im Umgang mit Elektroschrott durchgesetzt: Auf der Umladestation des Zweckverbandes Abfallwirtschaft (ZVA) am Hafen gibt es seit 1. August die Möglichkeit, noch gebrauchsfähige, aber reparaturbedürftige Geräte zur Weiterverwendung an Dritte abzugeben.

Bisher war es dort nur möglich, funktionsfähige Elektrogeräte in eine Box der Gemeinnützigen Gesellschaft zur Förderung der Arbeit (GGFA) zu geben, die sie dann im Sozialkaufhaus für einen günstigen Preis verkaufte. In Ausnahmefällen konnten Mitstreiter des Repaircafés im E-Werk sich einzelne Teile nehmen. Reparaturbedürftige Geräte galten als Abfall zur Verwertung, sprich: sie wurden verschrottet und in einzelne Komponenten recycelt.

Die BN-Kreisgruppe hatte stattdessen die ökologische Ziel-Hierarchie "Wiederverwendung geht vor Verwertung" verlangt: Die Umladestation des ZVA Erlangen/Erlangen-Höchstadt sollte auch reparaturbedürftige Geräte annehmen und Dritten zur Verfügung stellen, die sie wieder in Gang bringen wollten. Doch der ZVA sah rechtliche Hürden: Nicht gebrauchsfähige Geräte seien laut Elektroschrottgesetz Abfall, und Abfall gehöre in die Verwertung, alles andere sei illegal. Auch gegenüber den EN hatte etwa ZVA-Geschäftsleiterin Silke Knörlein vor zwei Jahren betont, dass die Geräte "aus Haftungsgründen" nicht repariert werden dürfen.

Das sah aber das bayerische Umweltministeriums anders und bestätigte den BN-Vorschlag. Nach langen Debatten brachte somit ein Treffen im Umweltministerium, an dem auch Vertreter des BN und der Stadt teilnahmen, den "Durchbruch", wie der Umweltverband in einer Mitteilung schreibt. Das Ergebnis lautete: Die Abgabe an Dritte ist rechtlich möglich, die Kommune kann extra Behälter dafür aufstellen, muss aber nicht. Der ZVA startete einen Probelauf: "Damit ist der Weg für einen ökologisch vorteilhafteren Umgang mit alten Geräten frei", sagte BN-Vorstandsmitgied Herbert Fuehr.

Seit 1. August stehen in der Umladestation zwei Boxen: Eine ist wie bisher für Elektrogeräte zur Wiederverwendung für die GGFA bestimmt, eine weitere zur Wiederverwendung von Privat an Privat, ggfs. auch reparaturbedürftige Elektrogeräte. Jeder kann sich daraus bedienen, übernimmt damit aber auch die weitere Verantwortung. Einmal in der Woche werden Geräte, die niemand abholte, als Abfall zur Verwertung gegeben.

Der Probelauf soll bis zur nächsten Sitzung des ZVA-Verwaltungsrats im Dezember laufen. Fuehr forderte alle Interessenten auf, von der neuen Möglichkeit Gebrauch zu machen, denn vor allem davon hänge ab, ob der Probelauf zur Dauereinrichtung wird. Wirklich unbrauchbare Geräte gehörten aber in die Verwertung.

Bei Großgeräten sei die Regelung noch unbefriedigend. Diese würden als Abfall behandelt oder, wenn sie noch funktionsfähig sind, der GGFA überlassen. Dabei wäre auch hier eine Wiederverwendung vorteilhafter, so der BN weiter.

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