Erlangen: Theaterstück rund um #metoo

11.10.2018, 06:30 Uhr
Erlangen: Theaterstück rund um #metoo

© Britta Pedersen/dpa

ERLANGEN — Beim diesjährigen Erlanger Regienachwuchswettbewerb wurden 61 Konzepte sowohl von einzelnen Bewerbern als auch von Regiekollektiven aus der gesamten deutschsprachigen Theaterlandschaft eingereicht. Manche näherten sich dem Thema Macht mit performativen Ansätzen, andere mit klassischen Stückkonzepten, die von privaten Geschichten über die #MeToo-Debatte bis zu Parlamentssimulationen ein breites Spektrum zeigten. Die vierköpfige Jury — Kathrin Mädler (Intendantin Landestheater Schwaben, Memmingen), Prof. Dr. Ulf Otto (Schwerpunkt Intermedialitätsforschung, Institut für Theaterwissenschaft der LMU München), Elena Philipp (Redakteurin nachtkritik.de), Katja Ott (Intendantin Theater Erlangen) — entschied sich für "FEMDOM – Manifest einer neuen Weiblichkeit" von Mathilde Lehmann. Die Inszenierung wird am 4. Mai im Theater in der Garage zur Uraufführung kommen.

Neue gelebte Weiblichkeit

Wie beschreibt Lehmann das Konzept: "#MeToo muss enden. Nicht die Kampagne, aber die mannigfaltigen Gründe, die diese Kampagne überhaupt erst nötig machten. In der Postmoderne, in den Zeiten der Postdemokratie kann und soll endlich ein Umbruch eingeleitet werden: Es ist Zeit für eine neu gelebte Weiblichkeit. Es ist Zeit für Female Dominance. Die dominante Frau galt lang als unsolidarisch mit der feministischen Bewegung. Ihr wurde zum Vorwurf gemacht, sie würde sich dem Männlichen zuneigen und vom Weiblichen entfernen. FEMDOM – ein Begriff aus der Pornografie – fordert eine andere Form von Weiblichkeit, eine Weiblichkeit, die sich nicht in Abhängigkeit vom Mann definiert. FEMDOM definiert die Frau als Alphatier und den Mann als das ,Nebenihr‘. Die Frau besitzt das Druckmittel unserer Zeit – den Uterus. Die Frau an sich ist Macht. Die Frau fragt nicht, die Frau tut. Ist diese feministische Bewegung durchführbar? Die Inszenierung ist ein Versuchsaufbau, an dessen Ende – je nach Verlauf – die Akklamation oder Reklamation des Modells stehen wird. Im besten Fall führt dies zu einem Plädoyer für die Gleichberechtigung, nachdem das Experiment die Extreme durchlaufen hat." Mathilde Lehmann wurde 1991 in Halle/Saale geboren und studierte Dramaturgie an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig. In dieser Zeit war sie als Produktionsdramaturgin und Regisseurin am Centraltheater Leipzig tätig und zeigte eigene Inszenierungen in der Spielstätte Spinnwerk und in der freien Szene.

2015 war sie Dramaturgieassistentin am Theater der Jungen Welt und wurde im Studiengang Regie an der Bayerischen Theaterakademie August Everding aufgenommen. Seit 2016 ist sie Regieassistentin am Theater Bremen. Im Februar 2018 schloss Mathilde Lehmann das Regiestudium mit der Masterarbeit "Zur Aufständigkeit des weiblichen Subjektes im Theater der Gegenwart", und mit einer Masterinszenierung zum Thema "Vermittelbarkeit der Erinnerungen" ab, die auch in Leipzig, München und Bremen zu sehen war.

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