Erlangen: Traum von naturnahen Wegen

20.8.2016, 06:30 Uhr
Erlangen: Traum von naturnahen Wegen

© Fabian Wegler

Für André Joffroy ist es ein Naturerlebnis. Jedes Mal aufs Neue, wenn er mit seinem Mountainbike durch den Wald fährt. „Direkt an den Bäumen vorbei. Man spürt die Äste, bekommt kleine Kratzer davon an den Armen und Verbrennungen von den Brennnesseln.“ Um die Geschwindigkeit grundsätzlich gehe es nicht. Der Sport ist für ihn Erholung, gleiches gilt für viele andere Mountainbiker auch.

Seit vielen Jahren ist der 28-Jährige mit seinem Rad unterwegs. Lange war er dafür auch weder in einem Verein noch in einer anderen Organisation. „Die meisten steigen einfach daheim aufs Rad und fahren los“, sagt Yvonne Eder. Auch sie fährt bereits seit vielen Jahren Mountainbike. Beide gehören dem Vorstand der Erlanger Interessengemeinschaft (IG) der Deutschen Initiative Mountain Bike (DIMB) an.

Gegründet hat sich die Gruppe vor zwei Jahren. Die Stadtverwaltung hatte damals Radler zu einem Gespräch eingeladen. Es gab Streit. Es hatte Beschwerden über die Moutainbiker am Rathsberg und im Meilwald gegeben. Sie würden den Frieden im Landschaftsschutzgebiet stören und Spaziergänger verschrecken. Rund 100 Sportler waren damals gekommen, um Lösungen zu finden.

„Wir sollten uns für die verschiedenen Gebiete Konzepte überlegen, was wir brauchen und wie man das umsetzen könnte“, sagt Eder. Für eine Gruppe Ehrenamtlicher gar nicht so leicht. „Es gibt zwei Grundprobleme: Haftung und Wege.“ Privatwald-Besitzer hätten Angst gehabt, rechtlich für einen Mountainbiker haften zu müssen, wenn ihm im Gelände etwas passiert.

Grundsätzlich gibt es zudem einen Streit darüber, was ein „Weg“ ist. In den Wäldern sind größere, feste Forstwege die Regel. „Die sind zum Mountainbiken aber ungeeignet“, sagt Joffroy. Beliebt sind „naturnahe Routen, schmale Wege“. Insgesamt gibt es rund 3000 Biker in Erlangen und im Umland. „Das ist kein Trend mehr, sondern ein Breitensport.“ Der „Nutzungsdruck“ sei hoch. „Die wenigsten wollen diesen Lifestyle aufgeben“, sagt Joffroy.

Keine Beschwerden

Eine typische Runde von Erlangen aus ist zwischen 30 und 50 Kilometer lang. Im Umland allerdings gibt es nicht allzu viele geeignete Gebiete — und einige dürfen die Biker eigentlich gar nicht nutzen. „Wir brauchen Angebote statt Verbote“, sagt Eder. Erst, wenn man den Radlern eine geeignete Alternative anbiete, könne man ihre Routen ein Stück weit lenken. Daran arbeitet auch die IG.

„Die beiden großen Gebiete sind der Tennenloher Forst und der Meilwald“, sagt Eder. In Letzterem ist Mountainbiken erlaubt. „Wir haben die Wege kartiert und nach Gefälle bewertet.“ Die 37-Jährige nennt das „niedrigschwellige Änderungen“. Wenig Aufwand, bessere Strecken. Der Dialog zwischen Stadt und Bikern hat hier funktioniert. „Es läuft gut“, sagt Sport- und Umweltbürgermeisterin Susanne Lender-Cassens. „Es gab keine Beschwerden mehr seitens der Fußgänger.“

Für alle Radler aus der Region allerdings wird es vor allem an den Wochenenden eng. „Es ist ein kleines Revier, in dem auch andere Erholungssuchende unterwegs sind“, sagt Eder. Der Meilwald alleine wird kaum ausreichen. Nahegelegene Alternativen sind der Tennenloher Forst sowie der Privatwald und das Naturschutzgebiet um den Rathsberg.

Hier ist das Landratsamt zuständig. Offiziell sind beide für Mountainbiker gesperrt. Das Gebiet „Wildnis am Rathsberg“ unterliegt der Naturschutzverordnung. Privatbesitzer stört eine angelegte Downhill-Strecke, die auch die IG nicht toleriert. Im gesamten Bereich des Tennenloher Forsts zwischen Erlangen und Kalchreuth gelten Sperrverordnungen auf Grund von Munitionsaltlasten. Das Landratsamt habe die Vorschläge der DIMB erhalten und prüfe diese gerade, heißt es auf Nachfrage. Ganz so schnell gehe das allerdings nicht.

Die Mountainbiker fordern eine Kampfmittelräumung und eine Ausweisung bestehender Pfade. Für die Downhill-Fahrer könnte ein Ersatz im Meilwald geschaffen werden. „Wir sind weiter gesprächsbereit“, sagt Eder. Es habe sich schon einiges verbessert. Die Schnittmenge zwischen Konzept, Wünschen und Vorschriften jedoch ist gering. Das Verständnis für den jeweils anderen aber wächst.

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