Erlangen: Wird Erdwärme attraktiver?

13.3.2017, 11:00 Uhr
Erlangen: Wird Erdwärme attraktiver?

© Fotos: FAU/Erich Malter

Mit einem bis 2020 befristeten Forschungsprojekt gibt die Europäische Union rund sechs Millionen Euro aus, um Erdwärme zu einer für private Hausbesitzer attraktiveren Energiequelle zu machen. Zu den 17 Projektpartnern gehören die Universität Erlangen und die Rehau AG, die beide bereits große Erfahrung auf dem Gebiet der Geothermie besitzen. Jetzt also hat die Rehau-Niederlassung in Eltersdorf ein Testfeld bekommen, das in Zukunft Forschungsergebnisse liefern soll. Doch wie wird dabei vorgegangen?

Nachdem der Bohrtrupp wieder abgezogen ist, sind neben dem Firmenparkplatz gerade einmal vier spiralförmige und vier gerade Rohre zu sehen, die aus dem Erdboden ragen. Sie reichen bis in acht Meter Tiefe hinunter. Durch die schmalen Röhren mit dem Durchmesser eines haushaltsüblichen Wasserschlauchs wird demnächst die Trägerflüssigkeit in den Boden nach unten gepumpt.

Dabei handelt es sich um einen Alkohol, der auch als Frostschutz in Autokühlern im Einsatz ist. Um drei Grad erwärmt wird die Flüssigkeit wieder aufsteigen. Dieses kleine Differenz genügt aber völlig aus, um sie zum Heizen zu nutzen. Mit modernen Wärmepumpen kann man aus den drei leicht dreißig Grad machen.

Wie gut das funktioniert, ist gleich nebenan zu besichtigen. Hier genügen 17 Sonden, um ein großes mehrstöckiges Büro-Gebäude der Rehau AG zu beheizen, erläutert Mario Psyk vom Kompetenzteam "Software und Planung" des Polymer-Herstellers.

Allerdings reichen die Sonden in diesem Geothermie-Feld noch bis in 70 Meter Tiefe hinunter. In Eltersdorf sollen nun Wege gesucht werden, wie Erdwärme-Anlagen auch in geringerer Tiefe effizient arbeiten. Das hätte gleich mehrere Vorteile, erläutert David Bertermann, Geologe an der Universität Erlangen. Zum einen fallen natürlich geringere Kosten an, wenn nicht so tief gebohrt werden muss. Zum anderen aber wären die Anlagen dann viel leichter und unbürokratischer genehmigungsfähig.

Ein deutscher Häuslebauer, der auf eine Erdwärmeanlage setzen möch- te, braucht etwa 50 bis 60 Quadrat- meter Grund im Umgriff des Hauses und muss mit etwa 15 000 Euro an Investitionskosten rechnen, kalkuliert Psyk. Das sind gut 8000 Euro mehr als für eine konventionelle Heizungsanlage.

Mit den gegenwärtig laufenden Förderprogrammen sinkt die Differenz auf rund 4000 Euro. Dafür kann der Bauherr aber bei den Betriebskosten enorm sparen. Mehr als 500 bis 600 Euro an Stromkosten für die Wärmepumpe sind nicht fällig.

Ob die Erdwärme zur Heizquelle der Zukunft wird, lässt sich trotzdem noch nicht sagen. Entscheidend wird nach Ansicht der Fachleute auch die Rolle des Handwerks sein. Gegenwärtig sind die meisten Heizungsbauer mit konventionellen Anlagen vollkommen ausgelastet, schildert David Bertermann. Der Druck, sich mit neuen Techniken auseinander zu setzen, sei entsprechend niedrig. Betriebe, die schon jetzt Erdwärmeanlagen installieren, seien noch höher ausgelastet.

 

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