Erlangens erstes Studentenwohnheim nach dem Krieg komplett saniert

21.8.2020, 06:00 Uhr
Erlangens erstes Studentenwohnheim nach dem Krieg komplett saniert

© Edgar Pfrogner

Generationen von Studenten lebten, lernten, liebten und litten im Wohnheim Alexandrinum, gleich hinter der Mensa. Wo einst schon der Opa büffelte und der Oma Avancen machte, wo die Mama den Papa zu einer Tasse Kaffee auf die Bude einlud, da versucht nun die Enkelgeneration ihr Glück im Studium wie auch auf anderen Gebieten. 1952 fertiggestellt, war das Alexandrinum das erste Studentenwohnheim in Erlangen nach dem Krieg. 20 Jahre liegt die Außenrenovierung zurück, und auch wenn die Zimmer klein waren, war der Mietpreis spottbillig und das Gemeinschaftsgefühl großartig. Als vor zwei Jahren die umfassende Generalsanierung anstand, verließen die letzten Studenten nur unter bitteren Tränen ihre Bleibe.

Nun ist die Renovierung samt Anbau fast abgeschlossen. Der Ostflügel ist bereits seit Juni bewohnt, der Rest folgt im September. Ein erster Blick ins Foyer: großzügig, luftig, viel Raum bis zur Decke, die hohe Fensterfront gibt den Blick auf den Innenhof mit Trompetenbaum und Brunnensäule frei, und die Galerie des ersten Stockwerks zeugt mit ihrem kurvigen Schwung eindeutig vom Geist der Fünfziger Jahre.

Ein Blick in ein Appartement: viel Platz auf 18 bis 20 Quadratmetern, eine Küchenzeile, ein Bad mit WC und Waschbecken, zwei Fenster. Dazu Bett, Kleiderschrank, Regal, Anschluss für TV, Telefon und Internet. 

Nur zu Farbeimern und psychedelischen Postern möchte man greifen, denn das klinische Weiß macht schier schneeblind. Ansonsten: Ist doch alles ganz schön hier, wozu also die Renovierung?

"Ja vorher sah das etwas anders aus", klären Architekt Lothar Kalau und der stellvertretende Geschäftsführer des Studentenwerks Uwe Scheer den Besucher auf. "Zwischen diesen beiden Fenstern verlief früher eine Trennwand. Ein Student musste sich mit der halben Wohnfläche begnügen. Jedes Stockwerk hatte seine eigene Gemeinschaftsküche, Bad, Toilette, und Telefon, was sich alle teilen mussten."

Und deswegen waren die Flügel säuberlich nach Männlein und Weiblein getrennt belegt, damit niemand auf dem Weg von oder zur Dusche eventuell Anstoß oder Aufsehen errege. Dass die Vergrößerung des Wohnraums das Angebot verringert, versteht sich von selbst. Drängten sich einst die Studenten in 200 Kammern, so sind es heute 141 Räume mit besserem Komfort. Deshalb verbindet nun ein Neubau die alten Flügel, wo einst eine Mauer den Blick auf den Innenhof versperrte. Die Geschlechtertrennung ist aufgehoben, Wände und Türen sind dicker und schallschluckender geworden, sodass jeder ungestört lernen kann.

Abwechslung gibt es bei den Appartements. Statt einer normierten Größe gibt es auch größere Zimmer mit drei Fenstern, sowie Wohnungen mit einem Kinderzimmer für Mütter und Gemeinschaftsräume. Vor der Tür werden Bäume angepflanzt, die Hofmannstraße wird verengt und zur Fahrradstraße umgewidmet, und Zugänge für Rollstuhlfahrer gibt es auch.

"Bayerische Besonderheit"

Ermöglicht wurde die Renovierung unter anderen durch das Staatsministerium für Wohnbau und Verkehr, das auch ein Herz für die Schaffung studentischen Wohnraums zeigt. "Das ist eine bayerische Besonderheit, die es sonst nirgends in Deutschland gibt", betont Thomas Stangenberg vom Studentenwerk.

Kann man es hier länger aushalten? "Der Standardmietvertrag sieht sechs Semester vor, danach ist eine Verlängerung um zwei Semester möglich. Weitere Verlängerungen gibt es, wenn der Abschluss kurz bevor steht", erläutert Scheer. 200 Euro Grundmiete plus 14 Euro für die Möblierung plus Nebenkosten sind angesichts der Mietpreise in Erlangen unschlagbare Argumente. Und die Romantik? Die kommt ganz von selbst.

Verwandte Themen


1 Kommentar