"Erlanger Frühling": Ehrenamtliche kritisieren hohe Standgebühr

4.4.2016, 06:00 Uhr

© Michael Müller

Hella Poupoulis freut sich über das Wetter. Denn davon hängt ab, ob und wie viel Geld nach Afrika fließt – für ein dringendes Wasserprojekt in Äthiopien. Liegen die Einnahmen aus Tombola und Glücksrad an diesem Nachmittag weit über 119 Euro, hat sich der ehrenamtliche Aufwand der regionalen Aktionsgruppe des Kinderhilfswerks Plan International gelohnt.

Bleibt der Betrag hingegen unter 119 Euro, bleibt für das Aufbauprogramm in dem ostafrikanischen Staat nichts übrig. Mehr noch: Dann müssen die Mitstreiter aus Nürnberg, Fürth und Erlangen die 119 Euro aus der eigenen Vereinskasse zahlen — mit Mitteln, die eigentlich für die vielfältigen Programme im Bereich Gesundheit, Ernährung und Ausbildung notwendig wären.

Der Stand auf dem Erlanger Frühling ist für Hella Poupoulis und ihre (ebenfalls freiwillige) Helferin Andrea Schulz eine gute Gelegenheit, Gelder zu sammeln und die weltweite Organisation bekannt zu machen. Wären da nur nicht diese 119 Euro Gebühr für den kleinen Stand am Hugenottenplatz — zu entrichten an den Veranstalter, das Erlanger City-Management.

"Bei schlechtem Wetter mussten wir schon drauf zahlen", erzählt Hella Poupoulis. Es könne doch nicht sein, dass ein ehrenamtlicher Stand Geld abgeben müsse, das an anderer Stelle so bitter nötig sei. Schließlich stünden Andrea Schulz und sie selbst die Stunden unentgeltlich an dem Informations-Pavillion; auch die kleinen Häkel-, Strick- und Holzsachen, die Plan als Gewinne verteilt, stammen alle aus ehrenamtlicher Arbeit. „Da ist es wirklich nicht in Ordnung, dass wir hier so viel entrichten müssen“, findet auch Andrea Schulz. Bei ähnlichen Veranstaltungen müssten sie entweder gar nichts bezahlen oder 20, 30 Euro, berichtet Poupoulis: "Aber 119 Euro ist schon eine besondere Hausnummer".

Die Kritik kann Christian Frank, der Geschäftsführer des City-Managements sogar verstehen. "Klar", meint er, "denkbar wären verschiedene Modelle". Wenn er aber Plan von der Gebühr befreien würde, hätte das Signalwirkung: "und dann kommen auch andere". Der Erlanger Frühling aber koste viel Geld und das müsse man erst einmal haben. "Wir wollen nicht, dass am Ende ein großer Fehlbetrag steht".

Das dürfte nicht der Fall sein: Mehrere zehntausende schieben sich durch das Zentrum. Ob Kindermalen, Musikvorstellungen oder die Tourismusmesse: Das Schauen macht den Besuchern Spaß — und das Kaufen.

Bücher, Kleider, Drogerieartikel: In den Läden bilden sich immer wieder lange Schlangen. Kunden mit dicken Tüten verlassen die Geschäfte. Auch das Ehepaar Jochen (59) und Renate P. (55) ist extra aus Großgründlach nach Erlangen gekommen. Schuhe und Dekostücke haben sie gekauft. Die zwei mögen verkaufsoffene Sonntage. "Da hat man mehr Zeit als unter der Woche", sagt Jochen P. Und die Beschäftigten, die an diesem Tag arbeiten? "Das hat sich halt so entwickelt", sagt er und: "Augen auf bei der Berufswahl".

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