Erlanger gründen weltweite Klimaschutz-Plattform

29.3.2021, 18:30 Uhr
Erlanger gründen weltweite Klimaschutz-Plattform

© Foto: Hollandse Hoogte/imago

In Amsterdam gibt es eine Firma, die Zelte aus Kartonagen macht. Wenn sie auf einem Festival aufgebaut waren und eigentlich ihren Dienst geleistet haben, werden sie für Spielzeug, Lampen oder Möbel benutzt. Und über die französische Plattform HopHopfood können Menschen Lebensmittel abgeben beziehungsweise angeben, dass sie Lebensmittel brauchen.

Man könnte mit Kurzbeschreibungen solcher Projekte bis zum Ende dieses Artikels weitermachen – und trotzdem würden viele unerwähnt bleiben, die auf der Internetseite climateconnect.earth präsentiert werden. Knapp 120 Ideen sind gelistet. Menschen aus 34 Ländern haben sich zusammengefunden, um gemeinsam klimafreundliche Projekte anzutreiben. Als die Seite online ging, im Juli 2020, waren es 15. "Wir sind sehr gut in die Breite gewachsen", sagt Christoph Stoll, einer der drei Gründer von Climate Connect.

Idee von Erlanger Studenten

Dass die Zusammenarbeit zwischen Klimaschützern stark ausbaubar ist, hatten die Erlanger Studenten Stoll und Tobias Rehm im Sommer 2019 gemerkt. Sie hatten ein Netzwerktreffen für Klimaschützer aus der Region organisiert. Dabei kam heraus: Viele Teilnehmer arbeiteten an ähnlichen Themen, kannten sich aber überhaupt nicht.

Seitdem hat sich in diesem Bereich viel getan. Doch Stoll ging noch einen Schritt weiter: "Was immer noch fehlte, war ein zentraler Anlaufpunkt für Klimaschutz in Erlangen und in anderen Städten. Ein Ort, über den man Ideen und Projekte teilen kann, sich unkompliziert mit allen klimabewegten Mitbürgern vernetzen kann oder einfach herausfinden kann, wo und wie man sich in seiner Stadt im Klimaschutz einbringen kann."

Kontakt in Paris

Zur Gründung von Climate Connect kam es letztendlich durch eine zufällige Begegnung. Tennisfan Stoll fuhr mit dem Zug zu den French Open nach Paris und lernte dort über einen Freund den Pariser Thomas Bove kennen. Er erzählte ihm von der Idee für Climate Connect. "Thomas hat Maschinenbau mit Spezialisierung auf Flugzeugtechnik studiert", erinnert sich Stoll, "aber auf diesem Feld wollte er nicht mehr tätig sein. Sondern er wollte etwas für den Klimaschutz tun."

Insbesondere nach den Waldbränden in Kalifornien stieg das Interesse, Climate Connect ehrenamtlich zu unterstützen, zum Beispiel bei Software-Entwicklern aus den Tech-Firmen des Silicon Valley. "Wir werden auch von Mitarbeitern von Google unterstützt, weil sie etwas ändern möchten", sagt Stoll.

30 Freiwillige Helfer

Insgesamt arbeiten an Climate Connect inzwischen vier Vollzeitbeschäftigte und über 30 Freiwillige in Deutschland. Stoll hat sein Studium der Energietechnik auf Eis gelegt und Rehm pausiert seinen Master-Studiengang in Maschinenbau. Stoll, Rehm und Bove werden unterstützt von Julius Butze, der sich um das Marketing kümmert.

Die Gründer haben sich dafür entschieden, climateconnect.earth spendenfinanziert zu betreiben, keine Werbung zu schalten und die gespeicherten Daten nur für die Optimierung der Plattform zu verwenden. "Unser Ziel ist, den Klimawandel zu stoppen, indem wir die richtigen Leute miteinander verbinden und somit starke regionale wie globale Netzwerke schaffen. Eine solche Plattform darf nicht profitorientiert betrieben werden, der alleinige Fokus muss die Beschleunigung des Klimaschutzes sein. Hier soll sich niemand bereichern", sagt Rehm. Das Ziel der Gründer ist aber trotzdem, von ihrer Idee leben zu können.

Ideen publik machen

Wo soll Climate Connect in fünf Jahren stehen? Stoll möchte, dass jeder – egal ob Einzelperson, Gruppe oder Regierung eines Landes – die Plattform benutzt, um Ideen publik zu machen. "Wir wollen, dass es hier mehrere Leuchtturmprojekte gibt, die sich auf der ganzen Welt verbreiten." In diesem Sinne: Klimaschützer aller Länder, vereinigt euch.

 

Keine Kommentare