Erlanger Handwerk befürchtet "großen Verkehrskollaps"

29.7.2015, 06:00 Uhr
Erlanger Handwerk befürchtet

© Greiner

So plane das Staatliche Bauamt 2016 den Neubau der Regnitzbrücke am Herzogenauracher Damm – mit Vollsperrung. Außerdem stehe die halbseitige Sperre der Kanalbrücke an. Ebenso soll 2017 die Fahrbahndecke des Büchenbacher Damms – bei halbseitiger Sperrung – erneuert werden.

Beck sieht bei Umsetzung dieser Maßnahme „das faktische Erliegen des Ost-West-Verkehrs in Erlangen vorprogrammiert“. Von drei Regnitzübergängen im Stadtgebiet stünde 2016 nur noch einer uneingeschränkt zur Verfügung. Dies müsse vermieden werden.

Schon jetzt entstünden Handwerksbetrieben durch Zeitverluste erhebliche wirtschaftliche Einbußen. Die Rechnung der Kreishandwerkschaft: „Wenn zum Erreichen einer Baustelle zehn Arbeitnehmer täglich nur 30 Minuten im Stau verlieren, sind dies arbeitstäglich bereits fünf Stunden. Bei 200 Arbeitstagen im Jahren ergeben sich 1000 Arbeitsstunden – was für einen durchschnittlichen Betrieb Kosten in Höhe von 50.000 Euro im Jahr ausmachen würden. Der Brief sei auch deshalb an den Minister gegangen, weil es bei der Verkehrssituation in Erlangen der nächsten zwei bis vier Jahre drei Ansprechpartner gebe: die Stadt, den Freistaat und die Bundesbahn.

Auch zur Stadt-Umland-Bahn halten die Handwerker an ihrer Einschätzung fest. Es dürfe auch unter den neuen Gesichtspunkten unter Hinzuziehung der Stadt Herzogenaurach als Partner keinen Automatismus dahingehend entstehen, dass dann die StUB „unter allen Umständen“ gebaut werde. Nur wenn die Kosten beherrschbar sind und nicht zu einer übermäßigen Belastung des Haushalts in der Zukunft führen, dürfe das Projekt verwirklicht werden.

Offen für Flüchtlinge

Neuigkeiten erwartet die Kreishandwerkerschaft auch zu den fehlenden Parkplätzen in der Nordstadt und den ebenso mangelnden Gewerbegebieten. Die Politik sei aufgefordert, zu allen angesprochenen Problemen und Fragen Antworten zu geben – und ein Verkehrsgesamtkonzept für die nächsten zehn Jahre zu erstellen.

Insgesamt beschäftigt das Handwerk in der Stadt und im Landkreis 18 000 Mitarbeiter in etwa 3000 Betrieben. Es besteht jedoch die Sorge, ausreichend gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Auszubildende auch in der Zukunft zu bekommen.

Leider sei in der Gesellschaft die Erkenntnis noch nicht angekommen, dass ebenso Abiturienten beste Arbeitsplätze erhalten könnten. Aber auch unter dem Gesichtspunkt des demographischen Wandels müsse das Handwerk seine Zielgruppen für die Ausbildung vergrößern.

„Wir würden gerne Zuwanderer aus Drittstaaten sowie Flüchtlinge ausbilden, doch hier muss der Staat die Voraussetzung dafür schaffen: ein Arbeits- und Bleiberecht für mindestens fünf Jahre – drei Jahre Ausbildung und zwei Jahre Mitarbeit. Derart qualifizierte Fachkräfte sind die beste Entwicklungshilfe.“

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