Erlanger Jazz-Blüte im April

20.4.2017, 18:00 Uhr
osaunist Jürgen Neudert leitet eines der ersten Konzerte der Bigband, die am Samstag ihren Auftritt hat.

© Fotos: Anestis Aslanidis osaunist Jürgen Neudert leitet eines der ersten Konzerte der Bigband, die am Samstag ihren Auftritt hat.

Dominantseptakkord, vermollte Dominante oder aber eine verdurte Subdominante? Harmonien oder Blue Notes? "Wenn du keine Grundlagen bekommst, kannst du auch nicht spielen", sagt Rainer Glas, "man muss erst das Alphabet lernen, um schreiben zu können."

Der Bassist, seit 37 Jahren Leiter des im ganzen deutschsprachigen Raum bekannten Jazz-Kurses bezeichnet sich selbst als einen "der letzten Autodidakten", der allerdings von seinem Band-Kameraden und Pianisten Chris Beier – längst arrivierter Hochschul-Professor an der Musikhochschule Würzburg – Noten und Harmonielehre eingebläut bekam. Das "saß" so gut, dass Glas heute selbst längst Dozent ist.

Seit Ostersonntag sind rund 100 Jazz-Schülerinnen und -Schüler in den Räumen der Volkshochschule mit zehn Jazz-Lehrern und der Sängerin und Dozentin Romy Camerun zusammen, um zwei Dinge zu tun: Sich die Grundlagen des Jazz zu erarbeiten (oder zu vertiefen) und Spaß beim Lernen, Üben und gemeinsamen Spielen zu haben.

Höhepunkte sind die zwei Konzerte am Freitag und am Samstag. Bis dahin lassen sich die Eleven – "von 15 bis 75 haben wir alle Altersstufen dabei, darunter sehr viele Frauen", wie Glas sagt – von namhaften Dozenten unterrichten, und dass es ein Vergnügen ist, lässt sich beim Blick in die klingenden Probenräume leicht feststellen.

Unterricht macht Laune

Denn Pianisten wie Bernhard Pichl oder Saxofonisten wie Hubert Winter sind nicht nur anerkannte Dozenten an Musikhochschulen, sie sind auch gute Lehrer in einem Jazz-Kurs, der in der Jazz-Szene längst auch als Gute-Laune-Veranstaltung bekannt ist. Das zeigt sich nicht nur beim großen Abschlusskonzert, wenn die Dozenten Combos und eine Big-Band zusammenstellen, das zeigt sich auch bei den abendlichen Sessions im Café International in der VHS, oder später auf der Kellerbühne des E-Werks.

Das ist auch Musiklehrern wie Harald Rüschenbaum zu verdanken. Der Münchener Schlagzeuger, Big-Band-Leader und Kopf des Jazz-Landesjugendorchesters versprüht bei allen Gelegenheiten so viel Spielfreude, dass Ansteckung garantiert ist, der Funke auch auf eher etwas schüchterne Jazz-Neulinge überspringt.

Und wenn junge Saxofonisten die Gelegenheit bekommen, mit einer Jazz-Legende wie dem Miles-Davis-Saxofonisten Rick Margitza zusammen zu spielen, dann ist das schon die halbe Kursgebühr und den ganzen zeitlichen Aufwand wert. Dass Margitza jene Bläser um sich versammelt, die schon eine eigene Stimme an ihrem Instrument gefunden haben, ist natürlich kein Zufall.

Zur guten Laune im Workshop trägt aber auch bei, dass dem Haus in der Friedrichstraße etwas innewohnt, das auch der Jazz verkörpert: die Lust an der Improvisation, die Freude am Unvollkommenen, am allzu Glatten. "Jazz ist zeitlose Musik in ständiger Bewegung", sagt Rainer Glas, "ohne Konjunkturen."

Dozentenkonzert am Freitag, 21. April, 20 Uhr, kleine Ladeshalle. Teilnehmer-Combos und Bigband am Samstag, 22. April, 18 bis 24 Uhr.

Keine Kommentare