Erlanger OB-Kandidaten zeigten ihre privaten Seiten

10.3.2014, 16:29 Uhr
Auch Supergirl hatte ihren Auftritt: Sie fungierte als Losfee für die Reihenfolge der Pecha-Kucha-Vorträge.

© Klaus-Dieter Schreiter Auch Supergirl hatte ihren Auftritt: Sie fungierte als Losfee für die Reihenfolge der Pecha-Kucha-Vorträge.

Einen glücklich hervorspitzenden Siegfried Balleis zeigte das Foto auf der großen Leinwand im E-Werk. Die Aufnahme sei gemacht, nachdem ich den liebsten Menschen geheiratet habe, der zugleich meine schärfste Kritikerin ist, erklärte Oberbürgermeister Balleis (CSU) dem Publikum. Eine sehr persönliche Einleitung hatte Siegfried Balleis bei der Veranstaltung "Die Glorreichen 7 für Erlangen — die OB-Kandidaten stellen sich vor" gewählt.

Die besondere Form für den politischen Abend vor der Kommunalwahl hatten sich die Veranstalter — die Erlanger Nachrichten, das Kulturzentrum E-Werk und der Stadtjugendring — ausgedacht: 20 eigene Fotos, die auf die Leinwand projiziert wurden, durften die Kandidaten mitbringen, und zu jedem Bild durften sie 20 Sekunden sprechen und sich und ihre wichtigsten Ziele vorstellen. "Pecha Kucha" heißt diese moderne Form des Vortrages, die die Veranstalter mit Live-Musik (drei überzeugende Auftritte der Deutschpop-Band "Kid Wolkenkratzer"), Live-Stream-Übertragung, Live-Ticker und online-Beteiligung der Bürger über Tweets zusätzlich garnierten. Durch die Veranstaltung führten EN-Redaktionsleiter Markus K. Hörath und der junge EN-Mitarbeiter Florian Eckl.

Florian Janik, der SPD-OB-Kandidat, hatte mit einem Foto seiner Frau und seiner beiden Kindern wie der Oberbürgermeister ein Familienfoto an den Anfang seiner Präsentation gestellt. ÖDP–OB-Kandidat Frank Höppel hatte in Anspielung auf den Titel "Glorreiche 7" einen mit Rüstung und Schild bewehrten Ritter zu einem Foto des Rathauses montiert und damit seine Ambitionen mit einem deutlichen Augenzwinkern unterstrichen. Anton Salzbrunn (Erlanger Linke) streute in seine Präsentation Karikaturen ein. Die sieben Kandidaten, die sich um das Amt des Oberbürgermeisters bemühen, nutzen die Vortragsvorgabe, um ihr Programm vorzustellen. Neben Balleis, Janik, Höppel und Salzbrunn komplettierten an dem Abend Susanne Lender-Cassens (für die Grüne Liste), Elisabeth Preuß (FDP) und Anette Wirth-Hücking (Freie Wähler) die "Glorreichen 7".

Bei einer Veranstaltung, die sich vor allem an junge Leute richtete, rückten Themen wie Jugendtreffs, gegen die kein Kandidat etwas hatte, nach vorne. Am stärksten verhakten sich die Kandidaten bei zwei Themen: beim aktuellen Aufreger "Handball- und Sporthalle an der Hartmannstraße" und beim grundlegende Ärger über die fehlenden Wohnungen und viel zu hohen Mieten in der Stadt. Oberbürgermeister Balleis und die FDP-Kandidatin Preuß sprachen sich klar für die Handball- und Sport-Halle aus: OB Balleis meinte, die Frage, nach einem Zusammenhang zwischen der Schulsanierung und der neuen Halle, sei falsch gestellt.

Es gebe ein Defizit an Hallenkapazitäten im Erlanger Osten. Zudem bekannte er sich eindeutig zum Leistungssport — wie auch Elisabeth Preuß (FDP): Erlangen sei eine Sportstadt, meinte sie, und dazu gehöre auch der Leistungssport, der begeistere und motiviere. Florian Janik (SPD), Susanne Lender-Cassens (Grüne Liste), Anton Salzbrunn (Erli) und Anette Wirth-Hücking sahen die Halle kritisch. Man könne das Geld nur einmal ausgeben, sagte Wirth-Hücking. Für Leistungssport seien Sponsoren zuständig.

Lender-Cassens sah ebenfalls keine Finanzierung und Anton Salzbrunn erklärte: „Die Sanierung der Turnhalle des Marie-Therese-Gymnasiums hat Vorrang“ und Florian Janik (SPD) meinte, wenn kein Geld vom Himmel falle, seien die Kosten — "mit Außenanlage etwa 14 Millionen Euro" — nicht finanzierbar. Frank Höppel, der im Stadtrat für die Halle gestimmt hatte, meinte, er habe sich für die Planung ausgesprochen. Die endgültige Entscheidung werde der neu gewählte Stadtrat fällen. Die Jugendvertreter der Parteien — es waren Vertreter der JU, der Jusos, der Jungliberalen, der IG Metall Jugend und der Grünen gekommen — nutzen vor allem die Gelegenheit, ihren Kandidaten mit ihren Fragen Vorlagen zu geben.

Auch die Bürger, die die Veranstaltung per Live-Stream verfolgt hatten, nahmen an der Diskussion teil. Ein "Sebastian" meinte etwa, das Problem sei, dass sich keiner billigen Wohnraum aus dem Ärmel schütteln könne. Ihn hatten die Konzepte der Kandidaten, für neue Wohnungen zu sorgen, offensichtlich nicht überzeugt. "Ameisenspion" hatte eine eindeutige Meinung zur Frage "Handball-Halle oder Schulsanierung": "Schulsanierung" natürlich", lautete sein Beitrag.

Darüber hinaus twitterte auch das Publikum. Dabei beharkten sich unter anderem die Stadtratskandidaten Kurt Höller und der SPD-Stadtratskandidat Munib Agha. Nils Ahrens (Kandidat der Freien Wähler) äußerte sich ebenfalls. Gegen Ende der Veranstaltung, nach drei Stunden, waren die Kandidaten abgekämpft. Sie hatten — wie sie betonten — die 14. oder 15. Podiumsdiskussion überstanden. Für sie kann die Wahl am Sonntag kommen.

Den Live-Ticker zum Nachlesen gibt es hier.

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