Erlanger Sportprojekt zieht positive Bilanz

2.8.2015, 15:00 Uhr
Erlanger Sportprojekt zieht positive Bilanz

© Harald Sippel

Sport kennen viele Schüler nur noch aus Schule oder Fernsehen. Die wenigsten sind auch in ihrer Freizeit in einem Verein aktiv. „BisS“ sollte das ändern. Im Rahmen der Ganztagsbetreuung hatten 74 Grundschüler die Möglichkeit, sich neben weiteren Angeboten auch für verschiedene Sportprogramme wie Fußball, Sport-Spiel-Spaß, Akrobatik und Rhythmikerziehung anzumelden. Jeder Schüler durfte zwei Arbeitsgemeinschaften wählen, die er wöchentlich jeweils eineinhalb Stunden besuchte. Die Schulleiterin Maria Hertel befürchtete anfangs, dass sich keiner für die Sportkurse melden würde und ein Angebot pro Schüler verpflichtend sein müsse. „Inzwischen fragen die Kinder, ob sie auch zwei Mal Sport wählen könnten“, berichtet die Rektorin stolz.

Die Zusammenarbeit zwischen Schule, den Vereinen „Gesundheit und Medizin“ und „TV 1848 Erlangen“ und dem Projekt „Integration durch Sport“ des Bayerischen Landes-Sportverbands sollte den Kindern Bewegung näher bringen — in der Schule, aber auch im Verein oder bei offenen Sportangeboten.

Überdurchschnittlich viele Schüler haben laut der Rektorin Migrationshintergrund und kommen aus bildungsfernen Elternhäusern. Hier müsse die Schule das übernehmen, was „zu Hause zu kurz kommt“, sagt Hertel. „Das ist für die Übungsleiter oft eine große Herausforderung.“ Für die Kinder geht es neben dem Sport auch um Grundregeln des sozialen Verhaltens und Umgangs, Wahrnehmen der eigenen Fähigkeiten und Interessen, gegenseitige Wertschätzung, Akzeptieren von Regeln und Anerkennung der Leistung. Begleitet werden sie dabei von erfahrenen Sportpädagogen und jungen Menschen im „freiwilligen sozialen Jahr“. Der Sportverein profitiert durch steigende Mitgliederzahlen und Sicherung seines Nachwuchs von dem Sportprogramm.

Deutlicher Erfolg

Zwar mache das Projekt viel Arbeit, aber Günther Beierlorzer, Sportlicher Leiter des TV 1848 Erlangen, ist „vom Erfolg absolut überzeugt“. Die motorischen und koordinativen Fähigkeiten der Kinder haben sich laut Testergebnissen deutlich verbessert und auch die Zahlen sprechen für sich. Bei Projektbeginn vor vier Jahren waren nur sieben Jungen der Ganztagesklassen in einem Sportverein aktiv. Inzwischen spielen 32 Jungen und 24 Mädchen der Mönauschule im TV Erlangen Fußball und zehn weitere sind in anderen Vereinen oder Abteilungen aktiv.

Bei der Durchführung war die Schule auf die finanzielle Unterstützung von Sponsoren angewiesen. Neben dem Verein „Gesundheit und Medizin“ und dem Projekt „Integration durch Sport“ des Bayerischen Landes-Sportverbands beteiligten sich die „Max- und Justine-Elsner Stiftung“, die „Davero Dialog Gruppe“ und die Sparkasse Erlangen.

Maria Hertel wünscht sich, dass „BisS“ ein „fester, nachhaltiger Bestandteil“ im Schulalltag wird. Dafür ist aber eine „nachhaltige Finanzierung notwendig“. Sie hofft, dass „die Sponsoren treu bleiben“ und die Stadt mit einsteigt und das Projekt als Teil der Sportangebote in Büchenbach mitfinanziert.

Inzwischen gilt das Sportprogramm als „Modellprojekt“. Vor einem Jahr wurde es bereits an der Pestalozzi-Schule eingeführt, eine Vorstellung an anderen Bildungseinrichtungen ist ebenfalls geplant.

In der Mönauschule soll „BisS“ im nächsten Jahr „auf jeden Fall weiter laufen“, denn „wir haben noch einiges vor“, sagt die Rektorin. Für sie ist es „das Schönste zu sehen, wenn Schüler, die total schüchtern waren und sich nichts zugetraut haben, jetzt am Seilgarten in schwindelerregender Höhe durch die Turnhalle rutschen“.

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