Erlanger Theater ist ein Ort für magische Momente

19.1.2019, 15:00 Uhr
Erlanger Theater ist ein Ort für magische Momente

© Harald Sippel

Die Herausgeberinnen Karoline Felsmann und Susanne Ziegler haben im Verlag "Theater der Zeit" erschienene Buch "300 Jahre Theater Erlangen – Vom hochfürstlichen Komödienhaus zum Stadttheater der Zukunft" einen wunderbar bebilderten, anregenden und unterhaltsamen Streifzug durch drei Jahrhunderte Kulturgeschichte der Stadt Erlangen zusammengestellt. "Wie Theater immer ein Ort des Geschichten-Erzählens ist, erzählt auch dieses Buch Theaterhistorie durch Geschichten: persönliche Erinnerungen aus unterschiedlichsten Blickwinkeln, so bunt gefärbt wie die Theaterleute selbst", sagen die beiden Herausgeberinnen über ihre Vorgehensweise beim Entstehen des über 230 Seiten starken Buchs.

So geht beispielsweise Clemens Risi, Inhaber des Lehrstuhls für Theaterwissenschaften an der Friedrich-Alexander-Universität, der Frage nach, ob es tatsächlich vor drei Jahrhunderten Elefanten in Erlangen gab. Immerhin: "Glaubt man einem berühmten zeitgenössischen Kupferstich – dem Homann’schen Plan des Erlanger Schlossgartens mit acht Randbildern von 1721 –, so verfügte die neu eröffnete Erlanger Bühne über ein spektakuläres Ausstattungsdetail, das in einem Szenenbild auf dem Homann-Plan zu sehen ist: Es handelt sich um zwei Elefanten, die einen Triumphwagen ziehen."

Ingrid Bergman in Erlangen

Im Kapitel "Von Teufelsweibern im Parnaß" beschäftigt sich Mitherausgeberin Susanne Ziegler, Leiterin des Künstlerischen Betriebsbüros, mit der Theatermäzenin Wilhelmine von Brandenburg-Bayreuth. Die Rolle des Erlanger Theaters im Nationalsozialismus beleuchtet Stadtarchivar Andreas Jakob. Der Leser erfährt aber auch, wie begehrt das barocke Haus einst als Drehort für Kino-Filme war. Roberto Rossellini weilte in Erlangen, um hier mit Ingrid Bergman "Angst" zu drehen. Gewaltig der Aufwand 1994 für den Kostümschinken "Farinelli".

Andreas Hänsel, von 1989 bis 1998 in Erlangen aktiv, schrieb gar einen Brief an Wilhelmine. Von Intendant zu Intendantin: "Ein Bau alleine aber, das muss ich Ihnen, verehrte Frau Kollegin, nicht erklären, garantiert noch lange nicht, dass in seinem Inneren jene Magie entsteht, die die Menschen mittels der Bühnenhandlung in ihren Bann zu ziehen vermag, und ich schmeichle nicht, wenn ich würdige, dass Sie Bayreuth und Erlangen Bühnenkunst von hohem Range bescherten, denn Sie wussten, was in den Metropolen Berlin oder Paris geschah, Sie verpflichteten Sänger, Tänzer und Musiker am Ort, Sie führten die Werke der großen, heute würde man sagen, zeitgenössischen Autoren vom Schlage eines Voltaire auf, und Sie waren damit in der Provinz Ihrer Zeit in einem Maße voraus, das ihresgleichen suchte."

Erlanger Theater ist ein Ort für magische Momente

© Jochen Quast

Zu sehen gibt es eindrucksvolle Bilder von 1956, als der Spielbetrieb wegen Baufälligkeit eingestellt werden musste. Nach der Sanierung und der Wiedereröffnung 1959 folgen Jahre, in denen sich das bespielte Haus in einen Ort wandelt, an dem Theater produziert wird. Ab 1989 als städtische Institution. Als Theaterbetrieb mit eigenem Ensemble. Wie hatte einst Jean Cocteau, der legendäre französische Schriftsteller, Regisseur und Maler, beim Besuch in der Hugenottenstadt gesagt: "Ihr Theater ist aus Holz gebaut, man kann in ihm spielen wie auf einer Stradivari, alle Musik des Herzens zum Tönen bringen." Also dann: Auf viele weitere lebendige Jahre Theater in Erlangen!

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