Erlangerin lebte 40 Tagen ohne Plastik

20.4.2017, 15:00 Uhr
Erlangerin lebte 40 Tagen ohne Plastik

Ohne Organisation geht gar nichts. Einkaufen im Supermarkt um die Ecke: unmöglich. Selbst im Bio-Markt bekam Lena Jakob Probleme, wenn sie völlig Plastik-frei einkaufen wollte. "Man muss sich darauf einstellen. Denn zuerst sieht man vor allem, was man alles nicht kaufen kann." 40 Tage wollte die Erlangerin auf Plastik verzichten.

Geschehen ist das im Rahmen der CO2-Fasten-Staffel, bei der die 25 Klimaschutzmanager aus den Städten und Landkreisen der Europäischen Metropolregion Nürnberg jeweils auf etwas verzichtet haben. Manche sind Fahrrad gefahren, andere haben sich vegan ernährt. Jeder durfte sich etwas aussuchen, das zu seinem Leben passt, aber im Alltag durchaus einiges abverlangt. Im Online-Blog entstand ein enormer Fundus an guten Ideen und praktischen Beispielen für Klimaschutzmaßnahmen.

Ganz ohne geht es nicht

Dort hat auch Lena Jakob von ihren Erfahrungen berichtet. "Ich musste immer überlegen, wo ich was einkaufen kann." Hat man einmal das Suchen angefangen, "tun sich aber erstaunlich viele Möglichkeiten auf", sagt die 32-Jährige. "Man entdeckt viele Nischen." Doch auch einfach ein Besuch auf dem Schlossplatz lohnte sich. "Ich habe dort oft Obst und Gemüse gekauft, es hat alles sehr lecker geschmeckt."

Um nicht bereits Gekauftes wegwerfen zu müssen, hat sich Jakob für die Fastenzeit erlaubt, Produkte, die sie bereits besitzt, nicht Plastik-frei zu ersetzen. Auch hat sie festgestellt, dass in manchen Bereichen Kunststoff sehr sinnvoll ist. "Ich benutze zum Beispiel Kontaktlinsen." 100 Prozent ohne Plastik geht es also nicht. Doch es gibt eben auch viele Lebensbereiche, in denen man durchaus darauf verzichten kann.

"Beim Obst und allgemein beim Essen braucht man es nicht. Es gibt beispielsweise auch leckere Milch vom Bauern." Kekse ohne Plastik-Verpackung hat Jakob nicht entdeckt, also hat sie einfach Cookies selbst gebacken. "Das ging ganz einfach und war günstiger." Auch Mittagessen hat sie sich oft selbst vorgekocht und dann in Glasdosen zur Arbeit mitgenommen. "Es ist zeitintensiver, aber nicht teurer." Das Vorurteil, umweltfreundliches Einkaufen können sich nur Reiche leisten, hat sich bei ihr nicht bestätigt.

Erlangerin lebte 40 Tagen ohne Plastik

© Alle Fotos:privat

Schwieriger wird es da schon im Bereich der Hygiene-Produkte. Umweltfreundlich produzierte Artikel sind deutlich teurer. "Doch das liegt sicher auch an der geringeren Stückzahl", sagt die Mitarbeiterin aus dem Erlanger Umweltamt. Was ihr aufgefallen ist: "Die Industrie ist erpicht darauf, optimale Produkte möglichst für jeden Typ speziell anzubieten. Plastik-frei findet man das in dieser Vielfalt nicht." Dennoch will Jakob Tipps und Tricks aus ihrer Fastenzeit weiterhin beibehalten.

"Käse, Obst und Gemüse kaufe ich unverpackt." Klimaschutz und ressourcenbewusstes Leben sei schließlich eine Daueraufgabe. "Die Herausforderungen enden nicht mit Ablauf der Fastenzeit. Doch diese Aktion war wichtig für mich, um mich voll auf das Thema Plastik-Fasten einzulassen, bewusst meinen persönlichen Komfortbereich zu verlassen und neue Routinen für mich zu entdecken."

Fortsetzung folgt

Eines machte die Aktion jedenfalls deutlich: Jeder Lebensbereich hat Auswirkungen auf den individuellen Ressourcenverbrauch und häufig kann man schon durch kleine Maßnahmen viel erreichen. Auch die Klimaschutzmanager aus den anderen Städten haben gute Erfahrungen gemacht, "manche wollen zum Beispiel weiterhin mehr Fahrrad fahren".

Das Projekt Fastenstaffel soll weitergehen, entschieden wird das aber erst im Mai. Das Feedback jedenfalls war positiv. Der Blog verzeichnet mehr als 15 000 Aufrufe bei mehr als 2500 Lesern. User riefen die täglichen Beiträge zwischen 200 und 600-mal auf und ergänzten die Berichte mit ihren Kommentaren. "Dadurch bekam auch ich Tipps", sagt Jakob.

Sie kann sich vorstellen, den Selbstversuch im nächsten Jahr auch für andere Interessierte zu öffnen. "Spannend wäre es zu sehen, ob es auch für Leute klappt, die nicht täglich in diesem Thema drin stecken." Als Klimaschutz-Beauftragte hat Jakob schließlich schon alleine beruflich einen anderen Bezug zum Thema Umweltschutz als viele andere Erlanger. "Vielleicht gewinnen wir weitere Teilnehmer, Sportler, den Bürgermeister, eine Mutter mit fünf Kindern."

Irgendwie soll also auch im kommenden Jahr weiter gefastet werden. Auch wenn das nicht heißt, dass bis dahin wieder alles bedenkenlos erlaubt ist. "Wenn wir es schaffen, die Bereiche anzugehen, die uns nicht allzu schwer fallen, ist viel gewonnen." Wenn jeder in seinem Alltag ein bisschen was verändert ebenfalls.

Den Blog finden Sie unter www.co2fasten.wordpress.com

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