Europarat will Diskriminierung der Ausländer stoppen

1.5.2014, 00:00 Uhr
Europarat will Diskriminierung der Ausländer stoppen

© Boris Roessler/ dpa

In einem Krankenhaus betritt eine dunkelhäutige Medizinerin das Krankenzimmer und wird mit den Worten empfangen: „Wo ist denn der Arzt?“. Wenn sich die Grenzen nach Osten öffnen, wird Deutschland von Kriminellen überschwemmt. „Das Boot ist voll, wir brauchen keine Fremden.“

Drei Beispiele, die zeigen, wie sehr Vorurteile in Teilen des kollektiven Bewusstseins vorhanden sind. Die Aussage „Wer betrügt, fliegt“, ist da lediglich die Spitze des Eisbergs, weil die vermeintlichen Betrüger des Sozialsystems nach der freizügigen Öffnung der Grenzen nicht massenhaft aus Osteuropa nach Deutschland reisten. „Die Menschen sollten lernen, mehr miteinander zu reden“, sagt Annasophia Heintze, die Erlanger Projektkoordinatorin der europäischen Kampagne gegen Rassismus.

Zehn Städte nehmen daran teil: Amadora und Loures (Portugal), Barcelona, Sabadell und Bilbao (Spanien), Botkyrka (Schweden), Limerick (Irland), Lublin (Polen), Patras (Griechenland) — und Erlangen und Nürnberg. Den Auftakt machte im Februar ein Treffen in Barcelona, weil die katalanische Metropole die erste Großstadt war, in der es eine Anti-Diskriminierungskampagne gegeben hatte.

Diese seit 2011 in Barcelona durchgeführte „Anti-Gerüchte—Kampagne“ (anti-rumour campaign) ist das Vorbild für das europäische Projekt „Communication for Integration“ (C4I9), das von der Europäischen Union und dem Europarat finanziert wird.

In Erlangen wie auch anderswo sei es wichtig, Multiplikatoren anzusprechen, sagt Annasophia Heintze. An den Tischen des Workshops saßen unter anderem Vertreter des BIG (Bewegung als Investition in Gesundheit)-Projekts, eine Museumspädagogin Stadträtin Elizabeth Rossiter oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedener Kulturvereine. Sie alle versuchten bei dem Workshop, Gerüchte und Vorurteile oder falsche Stereotypen aufzudecken und zu entlarven. Eines der falschen Stereotypen lautete etwa: „Ausländer riechen auch anders als wir“.

Elizabeth Rossiter, in der SPD-Stadtratsfraktion bis 30. April die Sprecherin für „Ausländerinnen, Ausländer und Integration“, sprach nach dem Sammeln der Vorurteile von „Ablenkungsmanövern“ beim Umgang mit fremden Kulturen. Weit verbreitet sei auch eine gewisse Unsicherheit wegen der nach Erlangen kommenden Flüchtlinge. Auch gebe es Sorge um „Armutszuwanderung“ innerhalb der EU vor allem aus den osteuropäischen Mitgliedsstaaten.

Ziel des Workshops war es nicht, Lösungen für ein besseres Zusammenleben der unterschiedlichen Nationen zu finden. Vielmehr wird, so Annasophia Heintze, in den nächsten Monaten „in Erlangen ein Netzwerk aufgebaut, das zentrale Gerüchte identifiziert und gemeinsam kreative Kommunikationskampagnen entwirft, durch die diskriminierenden Gerüchte mit Fakten öffentlichkeitswirksam widerlegt werden.“

„Weit gebracht“

Denn die alltägliche Diskriminierung des Anderen soll einem freundlichen Miteinander weichen. Versteckter Rassismus wie die Aussage zu einer türkischstämmigen Lehrerin („Sie haben es aber weit gebracht“), soll entlarvt und geändert werden.

In Europa sollen nach Abschluss des Projekts vielleicht sogar „Antirumours Agenten“ ausgebildet werden, gab Gemma Pinyol von der Projektleitung des Europarats bekannt. In den jeweiligen Städten und Orten sollte innovativ gegen die Vorurteile vorgegangen werden.

In Erlangen ist jetzt erst einmal Auswertung angesagt. Denn auf der Online-Bürgerbefragung unter www.erlangendialog. de waren bis Ende April einige Videos auch zum Thema Migration zu sehen gewesen.

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