Theatercafe

Ex-Betreiber über die Zukunft des Theatercafes Erlangen

10.6.2021, 10:10 Uhr
Habib Bektas bei der Übergabe des Theatercafes Erlangen an seinen Nachfolger Kamal Hady seinen Nachfolger. Alt-Oberbürgermeister Dietmar Hahlweg gratulierte damals beiden.

© Bernd Böhner, NN Habib Bektas bei der Übergabe des Theatercafes Erlangen an seinen Nachfolger Kamal Hady seinen Nachfolger. Alt-Oberbürgermeister Dietmar Hahlweg gratulierte damals beiden.

Herr Bektas, die Weiterexistenz des Theatercafes könnte aus Brandschutzgründen gefährdet sein. Was empfinden Sie bei dem Gedanken?
Bektas: Ob das benachbarte Garagentheater aufgrund gesetzlicher Bestimmungen verändert werden muss und wie sich das auf die gesamte Raumsituation auswirkt, kann ich nicht beurteilen, davon verstehe ich nichts. Aber: Technische Fragen lassen sich lösen. Aber das Problem scheint anderswo zu liegen.

Was meinen Sie?

Mascha-Kaleko-Abend im Theatercafe Erlangen 

Mascha-Kaleko-Abend im Theatercafe Erlangen  © Bernd Böhner, NN

Es geht um den vermeintlich längst verblassten Glanz des Cafes, den die Theaterintendantin erkannt haben will. Wenn dieser Glanz tatsächlich verblasst ist - woran man zweifeln kann - müsste man nach den Gründen fragen. Beispielsweise danach, ob sich noch genug Kultur auf der Straße abspielt, oder ob diese kulturellen Aktivitäten nicht etwas zu brav sind. Und wo bleiben die Akteure?
Bei den Festivals ist das Cafe erfahrungsgemäß mit den Akteuren und ihrem Publikum mehr als ausgelastet…
Es geht aber auch um die Zeit dazwischen. Das Leben ist weiterhin bunt, und diese Farbigkeit ist eben nur auf der Straße zu finden. Im Elfenbeinturm allein entsteht keine Kunst, weil Menschen zusammenkommen müssen.

Straße und Cafe gehören also zusammen?

Ein Foto aus den Anfangstagen des Theaters in der Garage

Ein Foto aus den Anfangstagen des Theaters in der Garage © Bernd Bö?hner, NN

Als ich 1972 nach Deutschland kam, bestand diese Gesellschaft überwiegend aus Wohnzimmermenschen. Ja, es gab Biergärten, aber es war ungewohnt und komisch, wenn ein Wirt einfach Tisch und Stühle auf die Straße stellte und Wein und Kaffee dazu. Dazu haben wir Zuwanderer sicher beigetragen. Es entwickelte sich - erst einmal vor allem unter jungen Leuten - so etwas wie eine Straßenkultur.

Das aber macht noch keinen literarischen Treffpunkt aus…
In Erlangen kamen auch gewichtige Fürsprecher hinzu. Einmal ein Kulturdezernent (Wolf-Peter Schnetz, d. Red.), der selbst Dichter und Künstler war, und ein im positiven Sinn verrückter Theaterintendant namens Andreas Hänsel, der großes und internationales Theater machte und viele prominente Schauspielerinnen und Dramaturginnen anzog. Und der belebte nicht nur die Straße, sondern auch das Cafe, das zum Treffpunkt wurde, auch für sein eigenes Team. Und nicht zu vergessen das Team um Manfred Fischer und Bodo Birk, die mit ihren Festivals das Kulturleben sehr bereicherten. Natürlich ist das die Corona-Pandemie eine Bremse.


Lässt sich dieses vitale Kulturleben wiederherstellen?

Eine lebendige Straße und eine lebendige Kneipe.

Eine lebendige Straße und eine lebendige Kneipe. © Bernd Böhner, NN

Der jetzige Cafe-Betreiber Mike (Mikiyas Shifaraw, d. Red.) wird dies alleine nicht schaffen können. Aber die Erlanger Kulturszene ist groß genug, um der Theaterstraße das Flair zu erhalten. Dazu bedarf es allerdings auch des Cafes. Mit einem zusätzlichen Lagerraum wäre nichts gewonnen.

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