Mit dem Teebeutel im Gepäck

Expedition am Herrenweiher in Mitteldorf

26.7.2021, 12:28 Uhr
Jürgen Sapper und der zehnjährige Finn auf "Expedition" in der Nähe von Mitteldorf.

© Richard Sänger, NN Jürgen Sapper und der zehnjährige Finn auf "Expedition" in der Nähe von Mitteldorf.

In seinem Wald nahe des Herrenweihers im Weisendorfer Ortsteil Mitteldorf kniet Jürgen Sapper mit seinem Patenkind am Boden und der zehnjährige Finn gräbt sechs acht Zentimeter tiefe Löcher im Abstand von 15 Zentimetern in den Waldboden. Aus einem Karton nimmt der 52-jährige Ingenieur sechs Teebeutel mit Grünem und Rotbusch-Tee und versenkt sie in den Löchern, die Fähnchen an den Teebeuteln versieht Jürgen Sapper mit einer Nummer und trägt sie in eine Liste ein.

Böden sind Lebensgrundlage

„Die Gesundheit der Böden geht uns alle etwas an, denn sie sind unsere Lebensgrundlage", sagt Jürgen Sapper, dem Umwelt- und Artenschutz am Herzen liegen. Gesunde Böden sind vielfältig, wertvoll und vor allem: extrem wichtig. Sie sind Lebensraum für Pflanzen und Tiere, sichern die Nahrungsmittelproduktion, filtern Schadstoffe aus dem Trinkwasser und spielen eine große Rolle für den Erhalt der Artenvielfalt und für das Klima.

Ein dankbares Futter für Mikroorganismen

So ist Tee für die Mikroorganismen im Boden ein dankbares Futter. Ein von den kleinen Organismen belebter Boden sei ein Indiz dafür, dass die Qualität der Erde gut sei. So wird untersucht, wie sehr die Teebeutel von Lebewesen durchwachsen sind. Der geringe Abstand von 15 Zentimetern sei notwendig, damit die Bodentiere auch von einem zum anderen Teebeutel wandern.

Deutschlandweite Aktion

Mit Teebeuteln den Boden erforschen – das hört sich im ersten Moment wie ein Scherz an - ist aber eine deutschlandweite Citizen-Science-Aktion zum Mitmachen für alle, die neugierig auf das Leben in ihrem Boden sind. Und dabei spielen grüner und Rooibos-Tee eben die tragende Rolle. Denn es geht beileibe nicht nur darum, Teebeutel ein- und später wieder auszugraben. Es gilt, die Standortkoordinaten zu erfassen, verschiedene Untersuchungen anzustellen und alle Ergebnisse in Datenblättern festzuhalten – die dann auf digitalem Wege an die Wissenschaft übertragen werden.

Reagenzglas und destilliertes Wasser

In einem großen Paket, das Jürgen Sapper zugeschickt bekam, im Aktions-Kit, war neben einer ausführlichen Anleitung alles drin, was er für die Forschung braucht. Etwa das Reagenzglas, in das Finn behutsam mit dem Löffel die vorgeschriebene Menge Erde füllt, ehe Patenonkel Sapper destilliertes Wasser dazu gießt, um den pH-Wert des Bodens zu messen. Nach zehn Minuten Wartezeit hält er einen Reagenzstreifen in die Flüssigkeit und vergleicht nach der Entnahme die Farben, die der Streifen annimmt, mit der Farbskala aus dem Kit.

Gespannt auf die Ergebnisse

Bevor die Teebeutel in den Boden kamen, wurde jeder genau gewogen und sein Gewicht in ein Datenblatt eingetragen. In drei Monaten werden Jürgen Sapper und Finn die kleinen Behälter wieder zu Tage befördern. Dann will die Forschung von ihnen wissen, wie sich das Gewicht jedes Teebeutels verändert hat. Klingt alles ein bisschen verrückt.

Geduld ist nötig

„Ich bin jetzt schon gespannt, was bei dem Versuch herauskommt", sagt Jürgen Sapper erwartungsvoll. Dafür ist allerdings noch etwas Geduld nötig. Denn erst nach Ablauf der Versuchszeit melden er und die anderen Teilnehmer deutschlandweit die Ergebnisse im Internet, wo sie von Forschern ausgewertet und verglichen werden. Sie helfen, Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie es um die heimischen Böden bestellt ist.

Kochen, trinken und vergraben

So können diese in Zukunft gewinnbringender und nachhaltiger genutzt werden, hoffen die Wissenschaftler. Wie die „Expedition Erdreich" zeigt, kann man Tee also nicht nur kochen oder trinken, sondern auch vergraben.

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