Europameisterschaft

"Fadenscheinige Argumente" gegen Arena in Regenbogenfarben

23.6.2021, 06:00 Uhr
Nicht gestattet: Die Arena in Fröttmaning wird beim Länderspiel Deutschland gegen Ungarn nicht in regenbogenfarben leuchten dürfen. 

© Tobias Hase, dpa Nicht gestattet: Die Arena in Fröttmaning wird beim Länderspiel Deutschland gegen Ungarn nicht in regenbogenfarben leuchten dürfen. 

Herr Oswald, sind Sie Fußballfan?
Ehrlich gesagt: nein. Ich spiele Tennis bei den Rosa Panthern in Nürnberg. Aber ich habe die Diskussion rund um die Beleuchtung des EM-Stadions in den Medien verfolgt. Dazu zählt ja auch die Regenbogen-Kapitänsbinde von Manuel Neuer und die Tweets der AfD in diesem Zusammenhang, die glücklicherweise von vielen Seiten scharf kritisiert wurden. Sie zeigen, dass es leider noch immer diese schlimmen Tendenzen in unserer Gesellschaft gibt.

Erleben Sie persönlich Diskriminierung und Ausgrenzung im Alltag?
In Erlangen und der gesamten Metropolregion glücklicherweise kaum, wir haben hier sehr gute Verhältnisse ohne großartige Ausgrenzungen.

"Vermutlich ist es Angst?"

Können Sie sich erklären, weshalb es im Profifußball so wenig offen schwul und lesbische Sportlerinnen und Sportler gibt?
Das ist eine gute Frage, ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Aber ich vermute, es hat mit Angst zu tun. Auch hängen sicher Sponsorenverträge davon ab, die Spieler wollen ihre Finanzierungen nicht riskieren. Dass das innerhalb einer Mannschaft ein Problem ist, wenn ein Mitspieler schwul ist, kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen.

Nun ist es für die Uefa offenbar schwierig, mit einem bunten Stadion ein Zeichen gegen Diskriminierung und Ausgrenzung zu setzen. Wie wichtig ist in Ihren Augen so eine Symbolik?
Sehr wichtig. Ich zitiere hier immer Uschi Unsinn, die ja auch im Nürnberger Stadtrat sitzt, die sagt: Sichtbarkeit schafft Sicherheit. Nur, wenn wir das in den Alltag tragen, wird bewusst, dass die vermeintliche Minderheit gar nicht so klein ist, wie vielleicht angenommen.

"Reichweite nutzen"

Die Uefa begründet ihr Verbot damit, dass Fußball, dass der Sport unpolitisch sei.
Das ist natürlich fadenscheinig. Gerade der Fußball könnte seine enorme Reichweite nutzen, um für Rechte und Respekt untereinander, die Vielseitigkeit unserer Gesellschaft zu werben. Das wäre ein unendlich wichtiges, tolles und großes Zeichen. Und vielleicht würde das auch manchen Fußballern helfen, die Kraft zu geben, sich zu outen.

Verletzt Sie diese Entscheidung auch persönlich?
Sie enttäuscht mich auf jeden Fall, gerade weil das Argument sehr fadenscheinig ist. Es macht mich traurig, dass man sich nicht dazu durchringen kann, ein wichtiges Zeichen zu setzen - zudem wäre es mit so wenig Mitteln umsetzbar gewesen.

Der Gegenvorschlag der Uefa ist unter anderem, die Arena doch am Christopher-Street-Day in Regenbogenfarben leuchten zu lassen. Wird es 2021 wieder einen CSD in Erlangen geben?
Hier befinden wir uns gerade in den Planungen. Einen Termin haben wir schon: Am 23. Oktober wird unter der Schirmherrschaft von OB Florian Janik wieder ein CSD stattfinden - heuer hoffentlich mit größerer öffentlicher Wirksamkeit.

CSD in Erlangen

Was ist bislang geplant?
Es hängt natürlich sehr von Corona ab, daher planen wir zweigleisig. Freuen würde es uns, wenn ein großer Umzug mit Abschlusskundgebung am Schlossplatz möglich ist. Wenn nicht, findet der CSD mit einem Pride-Festival im E-Werk statt. Wie gewohnt wird es Festreden und Party geben, aber auch eine Demo ist angemeldet, queere Lesungen und ein queeres Kino. Auch sind weitere kleinere Events in Planung. Freuen würden wir uns über Unterstützung aller Art, vor allem wenn auch Erlanger Unternehmen sich zur Pride-Week etwas einfallen lassen. Wir stehen hier gern beratend zur Seite und helfen mit, etwa Schaufenster passend zu dekorieren.

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