Fall im Waldkrankenhaus Erlangen: Was ist ein Corona-Ausbruch?

16.1.2021, 12:28 Uhr
Fall im Waldkrankenhaus Erlangen: Was ist ein Corona-Ausbruch?

© Klaus-Dieter Schreiter

Der EN-Leser am Telefon ist besorgt. Er berichtet, dass seine Frau im Waldkrankenhaus untergebracht sei. Außer ihr seien auch alle anderen Patienten auf der Station mit dem Coronavirus infiziert. Deshalb werde die gesamte Station geräumt und die Patienten in andere Krankenhäuser verlegt. "Es gab hier einen Corona-Ausbruch", sagt der Leser.

Stimmt, es gab einen Corona-Ausbruch, bestätigt Dr. Carsten Haeckel, der Geschäftsführer des Waldkrankenhauses, auf Anfrage der Erlanger Nachrichten. Allerdings: "Corona-Ausbruch in einem Krankenhaus bedeutet nach Definition des Gesundheitsamts, dass es auf einer Station mindestens zwei bestätigte Fälle gibt, egal ob im Personal oder unter den Patienten."

Das sei auf der Station, wo die Frau des EN-Lesers untergebracht ist, der Fall. Vor etwa einer Woche habe es dort insgesamt fünf Fälle – verteilt auf Patienten und Personal – gegeben. "Dann wird die Station heruntergefahren, was hier geschehen ist", sagt Haeckel.

Nur noch in Schutzkleidung

Das bedeutet "herunterfahren": Laut Haeckel betritt das Personal alle Zimmer nur noch in Schutzkleidung, was auf Patienten bedrohlich wirken könne. Außerdem fänden keine Neuaufnahmen auf die Station mehr statt, Personal und Patienten würden alle drei bis vier Tage auf Corona getestet und die bestätigten Fälle unter den Patienten auf die Covid-19-Station des Krankenhauses verbracht. Dort liegen laut Haeckel momentan etwa 50 Menschen, was einen erheblichen Mehraufwand bedeute: "Ein Corona-Patient benötigt verglichen mit anderen Patienten etwa die doppelte Zeit der Pflegekräfte."

Auf der Station, wo die Frau des EN-Lesers untergebracht ist, seien momentan noch ein oder zwei Personen infiziert – das Herunterfahren der Station habe also Wirkung gezeigt. Wenn eine Woche vergangen ist, in dem es keine positiv getesteten Fälle mehr gab, werde die Station wieder "hochgefahren" – die Schutzkleidung könne abgelegt werden, es fänden wieder Neuaufnahmen statt.

100 Prozent Personal wird nie erreicht

Noch so eine Angabe, die verwirren kann: Das Waldkrankenhaus arbeitet momentan lediglich mit 60 Prozent des Personals. Das bedeutet aber nicht, dass die anderen 40 Prozent unter den etwa 1000 Beschäftigten mit Corona infiziert sind. Man muss dazu wissen, dass durch Krankheit, Freizeit und Urlaub nie 100 Prozent erreicht werden. "Ohne Corona sind zu dieser Jahreszeit etwa 80 Prozent des Personals im Einsatz, was vor allem an der Grippe liegt", sagt Haeckel.

Generell sei die Gefahr, sich im Krankenhaus mit dem Coronavirus zu infizieren, gegeben. Deswegen rät Haeckel: "Ich würde momentan nur in ein Krankenhaus gehen, wenn es wirklich notwendig ist."

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