Familien-Duell bei der Dreiband-Mannschaft des ATSV

20.10.2019, 11:00 Uhr
Familien-Duell bei der Dreiband-Mannschaft des ATSV

Ein paar Späße hat er sich nach seinem Sieg schon erlaubt. "Ernsthaft ist das aber nicht gemeint", sagt Marcel Back. "Und irgendwann ist auch wieder gut." Zur Familienkrise taugte das Duell Vater gegen Sohn jedenfalls nicht im Hause Back, auch wenn der Ausgang doch überraschend war. "Ich war aufgeregt, bin aber gut in die Partie gestartet", sagt Marcel Back, "und habe bis kurz vor Schluss einen großen Vorsprung aufgebaut". Vater Joachim Back holte auf, am Ende aber unterlag er mit 38:40.

"Das hat mir schon sehr viel Spaß gemacht", sagt der Sohn. "Ein Familien-Duell in der zweiten Bundesliga zu haben, ist toll. Vor zehn Jahren, als ich angefangen habe, hätte wahrscheinlich keiner damit gerechnet." Seither war Marcel Back, der mit seiner Familie in Bubenreuth wohnt, zweimal Deutscher U21-Meister. Er gilt als großes Talent im Dreiband, dieser Königsdisziplin des Karambolagebillard.

Doch in einer offiziellen Partie gegeneinander antreten konnten Vater und Sohn nur, weil Marcel Back seit dieser Saison nicht mehr für den ATSV Erlangen spielt. Der 22-Jährige wechselte zum BC Osterhofen, ebenfalls ein Zweitligist, allerdings einer mit weniger Ambitionen. "Die Erlanger Mannschaft ist ein Top-Verein in der zweiten Bundesliga", sagt Marcel Back. "Um dort als Stammspieler dabei zu sein, habe ich noch nicht ganz das Niveau. Damit ich mich sportlich weiterentwickeln kann, ist es wichtig, Bundesliga-Erfahrung zu sammeln. Für meine neue Mannschaft bin ich eine Verstärkung."

"Ich bin super stolz auf ihn"

Das Team aus dem niederbayerischen Landkreis Deggendorf schätzt der Erlanger als "untere Mittelklasse" im Liga-Ranking ein. Aktuell ist Osterhofen Tabellenfünfter in der Gruppe Süd von insgesamt zehn Teams, der ATSV ist Zweiter und hat erst ein Spiel verloren. Das allerdings ausgerechnet gegen die neue Mannschaft von Marcel Back. Dabei besiegte der Sohn seinen Vater. Der 54-Jährige gönnt seinem Sprössling den Erfolg. "Er war an diesem Tag besser. Ich bin super stolz auf ihn."

Joachim Back hatte seinem Sohn schon vor einem Jahr zu einem Vereinswechsel geraten. Ohne Spielpraxis geht es eben nicht. "Er meinte erst, dass er unsere zweite Mannschaft nicht im Stich lassen will", sagt der Vater. Dort spielte Marcel Back, wenn im Zweitliga-Team kein Platz für ihn war. Nun hatte er sich für den Wechsel entschieden – und bereut es nicht. "Während der Sommerpause hat sich der Kontakt zu Osterhofen kurzfristig ergeben." Gute 200 Kilometer fährt der Erlanger zu den Heimspieltagen, sein Training absolviert er fast täglich weiterhin an der Paul-Gossen-Straße.

Familien-Duell bei der Dreiband-Mannschaft des ATSV

"Es ist schön, eine neue Erfahrung. In Erlangen war alles top. Doch es hat seinen Reiz, mal für einen anderen Verein zu spielen", sagt Marcel Back. Bislang war er immer nur für den ATSV angetreten. "Ich habe schon viele Turniere und Meisterschaften gespielt, deshalb war ich nicht aufgeregt, woanders zu sein. Es ist aber ein anderes Gefühl, für einen anderen Verein zu spielen."

Marcel Back will sich verbessern, vielleicht, um irgendwann stark genug für das Erlanger Team zu sein. Traurig, dass es dafür noch nicht gereicht hat, ist das Dreiband-Talent nicht. "Man macht sich keine großen Hoffnungen, weil es klar ist, dass es für mich noch nicht reicht. Die Spielstärke ist bei uns gut einzuordnen. Wie bei einem Marathon: Wenn man immer zehn Minuten langsamer ist, ist der andere eben klar besser."

Für Marcel Back gilt wohl, dass die anderen Erlanger aktuellbesser sind. In ein paar Jahren könnte das ganz anders aussehen. Sein Vater sagt: "Ich hoffe, dass er mal stärker wird als ich. Er hatte in Erlangen immer bessere Möglichkeiten, bei uns gehen Weltklasse-Spieler ein und aus. Außerdem kann man sich online viele Partien live ansehen. Diese Chancen gab es früher nicht. Wir hatten nur ein paar Aufnahmen auf Video-Kassetten."

"Das hat uns weh getan"

Marcel Back ist zufrieden mit seiner Saison. "Ich bin gut drauf." Gegen seinen alten Verein zu spielen, "war eine spezielle Situation". Dann gewann Osterhofen sogar noch als Außenseiter. Für den ATSV war das ein herber Rückschlag im Aufstiegskampf. "Das hat uns weh getan", meint Joachim Back. "Doch in der Saison ist noch alles möglich." Die Erlanger haben nach vier Spieltagen allerdings schon drei Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Velbert. "Doch das Ziel ist der Aufstieg."

Auch für Marcel Back soll es stetig aufwärts gehen. Seit zwei Jahren arbeitet er als Geomatiker in Nürnberg. Daneben trainiert er fleißig. "Ich bin eigentlich immer gut ausgelastet." In diesem Jahr, dem letzten in der U21, war der Erlanger bei der EM Fünfter im Einzel und Zweiter mit dem Team. "Ich komme jetzt in den Erwachsenen-Bereich, dort will ich angreifen. National und international ist das noch nicht realistisch. In Bayern will ich aber vorne mitspielen." Und dann gibt es ja noch das Rückspiel beim ATSV Erlangen Anfang Februar.

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