Festival-Marathon am Dechsendorfer Weiher in Erlangen

25.4.2018, 17:14 Uhr
Fest verlegte Stromleitung vom Kiosk zum Festivalgelände am Dechsendorfer Weiher.

© Udo B. Greiner Fest verlegte Stromleitung vom Kiosk zum Festivalgelände am Dechsendorfer Weiher.

Vor allem in der Dechsendorfer Bevölkerung sieht man diese Entwicklung durchaus mit gemischten Gefühlen. Man erinnert sich an den Open-Air-Auftritt „Ein Tag am See“ am 29. Juli 2017, angekündigt vom Veranstalter mit den Worten: „Perfekt für ein Spektakel, wie ihr es noch nie erlebt habt.“ Der intensive Sound hat manchen gestört, der sich an einem sonnigen Samstagnachmittag im heimischen Garten vom Alltagsstress erholen wollte. Und auch diesmal wird am Samstag, 28. Juli, ab 14 Uhr beim „HipHop-Festival“ „dieses wunderschöne Stück Natur“ als „Platz zum Tanzen und ausgelassen Feiern“ dienen – bei Kartenpreisen von 46 Euro.

Obwohl Veranstalter auf eine „ausreichende Anzahl von Parkplätzen“ verweisen, dürfte dieses Versprechen bei fünfmal zu erwartenden Tausenden von Besuchern mit der Realität in dem 3500-Einwohner-Örtchen heftig kollidieren. Kritik findet sich ebenso an der Tatsache, dass ein wichtiger Teil des Naherholungsgebiets zwei Wochen lang in der besten Zeit des Jahres für Erholungssuchende weitläufig gesperrt sein wird.

Ob die Erfinder von „Klassik am See“ vor 15 Jahren diese Entwicklung voraussehen konnten? Unbestritten ist, dass dieser Event (2018 am 25. Juli) – der auch von vielen Dechsendorfern besucht wird – zu einem weit ausstrahlenden positiven Aushängeschild des Erlanger Kulturlebens geworden ist. Auch „Jazz am See“ (am 22. Juli mit Chris Barber, Klaus Doldinger und dem künstlerischen Leiter des veranstaltenden Vereins, Torsten Goods) hat sich etabliert.

"Nena am See"

Mit der „Spider Murphy Gang“ und der „Ersten Allgemeinen Verunsicherung“ kamen in den vergangenen Jahren populäre Oldie-Bands zu Besuch. In diese Kategorie passt diesmal am 23. Juli im Rahmen der bundesweiten Nichtsversäumt-Tournee „Nena am See“. Schließlich werden am 21. Juli in „Live am See“ die Protagonisten Wolfgang Ambros, Willy Astor und Hannes Ringelstetter bei ihrer Wanderung „vom ernsten Chanson bis zum leichtfüßigen Musikkabarett“ viele Tausend Fans finden.

Mit fünf Highlights scheint allerdings 2018 das Ende der Fahnenstange bereits übersprungen. Festival-Erfinder Dinger benötigt laut eigener Aussage die fünf Konzerte, um die Kosten vor allem für „Klassik am See“ hereinzubekommen. Die da sind: sechsstellige Beträge für die Infrastruktur, aber auch Absicherung des Risikos einer durch Wetterunbilden erzwungenen Absage des Klassikkonzerts wie im Vorjahr.

Zwar wurde das Fassungsvermögen durch eine zusätzliche Tribüne auf 3500 aus ganz Nordbayern anreisende Besucher erweitert, doch die treuen Sponsoren wie die Sparkasse, Schaeffler, Der Beck und die Mauss-Bau sowie der eher als gering zu wertende 15 000-Euro-Zuschuss der Stadt können das Defizit bei weitem nicht auffangen.

Insofern ist – der privatrechtliche Nutzungsvertrag zwischen der Stadt und der Forstbehörde würde dies erlauben – eine Ausweitung auf mehr als fünf Events zwar vom Klassikverein nicht erwünscht, aber auch nicht außer Reichweite. Festlegen lässt sich Jan-Peter Dinger – dessen Agentur Dinger-Brands bei dem einen oder anderen Konzert mitverdient – da jedenfalls nicht. Es kommt halt darauf an, ob sich das Budget decken lässt.

Vertrag 2017 erneuert

Der Nutzungsvertrag, 2017 erneuert, erstreckt sich auf eine Dauer von 14 Tagen, in denen das Gelände einerseits für die Öffentlichkeit gesperrt und andererseits offenbar beliebig vermietet werden kann. Mit der Verlegung der vom Klassikverein gewünschten Mittelspannungsverbindung zum Festivalgelände (mit Kosten von 146 000 Euro ab Kiosk am Weiher wird die bisher genutzte Notstromversorgung durch das THW ersetzt) haben sich zudem neue Möglichkeiten eröffnet. Der Verein beteiligt sich an diesen Kosten mit einem jährlichen Beitrag von 7500 Euro.

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