Freilaufende Hunde bringen Schäfer in Erlangen auf die Palme

23.3.2016, 06:00 Uhr
Freilaufende Hunde bringen Schäfer in Erlangen auf die Palme

© Foto: Harald Sippel

Seit 12. Februar geht es rund bei Heinrich Bernard. Da kamen die ersten Lämmer auf die Welt. Bis 20. April geht die offizielle Lammzeit, erst am Dienstag haben sechs Schafe gelammt. Wann seine Herde ihren Nachwuchs bekommt, kann der Schäfer genau steuern. 153 Tage lang trägt ein Schaf, am 12. September hat Heinrich Bernard den ersten Bock zu den weiblichen Tieren gelassen. Die vier anderen Böcke durften erst später dazu.

Und nun also machen ein paar hundert Lämmer muntere Sprünge zwischen den großen Tieren oder rennen gemeinsam in ausgelassenem Galopp über die Wiese. Eine große, fröhliche Kinderschar, die ihren Spaß hat. Ein paar Nachzügler werden in den nächsten Wochen noch nachkommen. Falls alles gut geht.

Das muss sich aber erst noch zeigen. Denn frei laufende Hunde sind eine Gefahr. "Unser größtes Problem ist, dass manche Leute sich nicht an die Anleinpflicht halten", sagt Heinrich Bernard. Es sei schon öfter vorgekommen, dass die trächtigen Schafe einen Schock bekommen hätten, weil ein wild bellender Hund in die Herde hineingerast sei. "Die Schafe werfen dann vor lauter Schreck den Fötus ab", sagt der Schäfer. "Die Nabelschnur reißt von der Gebärmutter ab, es kommt zur Totgeburt."

Die Lämmer, die jetzt geboren wurden, überleben jedenfalls das Osterfest und werden frühestens im Herbst geschlachtet. Das macht Heinrich Bernard allerdings nicht selbst, sondern verkauft die Tiere.

Zuvor jedoch werden sie ab Anfang Mai durch die Fränkische Schweiz und den Frankenwald ziehen. Denn im Sommer verwandelt sich Heinrich Bernard in einen Wanderschäfer. "Erlangen hat leider keine Sommerweide", erklärt er.

Und dann weiß er auch nicht, ob er wirklich die ganze Zeit über hier sein möchte. Schwierig genug sei es hier, sagt er, wegen der Hunde - und in den Wochen, in denen er mit seinen Tieren im Naturschutzgebiet Exerzierplatz unterwegs ist, werde er immer wieder mal beschimpft, obwohl er das in Abstimmung mit dem städtischen Umweltamt und der Naturschutzbehörde der Regierung von Mittelfranken tue.

Doch noch ist es nicht soweit, noch ist er mit seinen Schafen im Regnitzgrund. Das Gras sieht noch grau vom Winter aus, und zwischen den Halmen ist die Erde zu sehen. "Die Lämmer fressen Dreck, das brauchen sie jetzt", sagt der Schäfer. "Die Erde ist der Starter für die Magenbildung." An ihrem 21. Lebenstag fangen die Lämmer zu fressen an.

Und auch die Muttertiere haben Hunger. 40 Tonnen Rüben bekommt die Herde von Januar bis März als Zusatzfutter, außerdem Silage und Mineralien. Einen weiteren Termin hat der Schäfer fest in den Kalender eingetragen: "Am 1. Mai wird geschert."

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