FSV-Keller am Erlanger Berg: Freudenlieder auf dem Bierfass

4.6.2020, 20:00 Uhr
FSV-Keller am Erlanger Berg: Freudenlieder auf dem Bierfass

Die Trikots haben sie die gesamte Kerwa-Zeit nicht ausgezogen. "Vielleicht mal schnell zu Hause gewaschen", sagt Normann Wagner, "aber dann ging es schon wieder hoch." Auf den Kellern "wusstest du immer, wo die Jungs sind", alle trugen das FSV-Logo auf der Brust. "Das war sehr emotional." Wie Helden feierten die Brucker ihre Fußballer im Jahr 2004 auf der Bergkirchweih. "Das war sensationell."

Normann Wagner war als aktiver Spieler einer der Helden. Erstmals hatte es eine Mannschaft des FSV Erlangen-Bruck geschafft, als Meister der Bezirksoberliga in die Landesliga aufzusteigen. Zwei Jahre zuvor war das Team noch im letzten Landesliga-Relegationsspiel gescheitert, nun aber, am 27. Mai 2004 beim 3:0 bei der DJK Schwabach, war den Bruckern der Aufstieg sicher. Das entscheidende Spiel war am Mittwoch, einen Tag vor dem Anstich.

FSV-Keller stand Kopf

Anschließend stand der FSV-Keller Kopf. "Das war wirklich der Berg unseres Lebens. Es war das erste Mal seit gefühlten Jahrhunderten, dass der FSV in so eine Liga aufgestiegen ist", erinnert sich Wagner. "Der ganze FSV-Keller wurde zum Landesliga-Keller." Spieler Klaus Reindel hatte entsprechende Plakate gebastelt und überall am Keller aufgehängt. "Den ganzen Berg über haben wir gefeiert."

Normann Wagner war "im besten Fußballer-Alter", sagt er selbst. Er war Kapitän der Mannschaft. "Der Zusammenhalt war damals stark." So waren auch immer alle gemeinsam oben am Berg. "Die pure Freude der Spieler war extrem, weil wir so lange darauf hingearbeitet haben." Reindel, eigentlich ein "seriöser Sportsmann", habe fast zwölf Tage lang auf dem Bierfass vor dem Ausschank getanzt und Freudenlieder auf den FSV gesungen. "Er war immer oben gestanden, wenn du hochgekommen bist."

Ein besonderer Tag war der FSV-Frühschoppen. "Das Highlight war, dass wir als Mannschaft geschlossen jede Schausteller-Bude als Herausforderung gemacht haben", sagt Wagner. "Der Verlierer musste etwas trinken." Sei es beim Hau den Lukas oder beim Entchen-Angeln. "Das hat vier Stunden gedauert, bis wir da einmal durch waren."

Jugendliche sammelten die Krüge

Wie viele Vereinsmitglieder hat Wagner auch am Keller gearbeitet. Im Jahr 2004 ebenfalls. "Da hat man unterm Bedienen ein wenig mehr getrunken als sonst. Man musste immer mit anstoßen und viel erzählen. Doch es war unser Keller, da wurde Vieles verziehen." Schon als 14-Jähriger hat Wagner, der seit seiner Kindheit Vereinsmitglied ist beim FSV, am Keller angefangen zu arbeiten. Damals gab es noch kein Krugpfand, also sammelten Jugendliche die Krüge ein. "Ich habe also sehr lange dort gearbeitet." 2017 wechselte der Keller seinen Besitzer, Gastronom Fritz Striegel betreibt nun den "Tucher Keller".

Doch solange der Keller in Vereinsbesitz war, hatte der FSV Bruck dort das Sagen. "Es war damals etwas anderes, auf dem eigenen Keller zu feiern", sagt Normann Wagner. "Die Vereinsverantwortlichen und unsere Zuschauer vom Fußballplatz waren alle da. Du bist alleine hoch und hast immer jemanden getroffen. Alle haben mitgefeiert."

Der Jüngste holt die Schnapsrunden

Auch finanziell hatte das Vorteile. Zwar habe man an der Bommi Bude schon einiges an Geld gelassen. "Der Jüngste wurde immer vorgeschickt, um Schnapsrunden zu holen", sagt Wagner. Am Keller aber gab es in der Regel Biermarken für die Fußball-Helden. "Unser damaliger Vorsitzender, Joachim ,Doc‘ Wolter, war sehr stolz. Ich war Spielführer, da hat er mir immer wieder Biermarken in die Hand gedrückt." Und abends ging es weiter in die Innenstadt, natürlich in Trikots.

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