Geplante Nachverdichtung sorgt in Erlangen für Ärger

28.5.2016, 06:00 Uhr
Geplante Nachverdichtung sorgt in Erlangen für Ärger

© Ralf Rödel

Blätter rauschen im Wind, die Vögel zwitschern und in der Luft liegt der betörend süßliche Geruch blühenden Flieders. Die mannshohen Büsche begrenzen eine rund 4400 Quadratmeter große Fläche an der Paul-Gordan-Straße im nördlichen Teil des Röthelheimparks – den früheren Reitplatz. Heute ist der Platz grüne Idylle und Spielfläche zugleich. In der einen Hälfte lädt eine Wiese mit Büschen und Bäumen zum Entspannen ein. Als eine Art Quartiersspielplatz für alle Generationen wissen die Anwohner die andere Hälfte zu schätzen. Während die Kinder der angrenzenden Montessorischule auf einem Teil gerne Fußball spielen, hat die Stadt auf der anderen Seite 2010 mit großem finanziellen Aufwand (die Rede ist von rund 220 000 Euro) einen „Spielplatz“ für größere Kinder, Jugendliche und Erwachsene gebaut.

So weit, so gut, wären da nicht die Pläne der Stadt Erlangen, genau dieses Grundstück zu verkaufen und bebauen zu lassen, um mehr bezahlbaren Wohnraum auf dem Wohnungsmarkt anbieten zu können. Rein formal spricht nichts dagegen, handelt es sich doch bei dem ehemaligen Reitplatz, der sich (noch) im Eigentum der Stadt Erlangen befindet, laut Flächennutzungsplan um eine „durchgrünte Mischbaufläche“, für die Baurecht besteht. Dies teilt Baureferent Josef Weber auf Anfrage mit.

Eine Bebauung mit bis zu drei Vollgeschossen wäre dabei für das Stadtplanungsamt durchaus denkbar. Die Rede ist von bis zu 100 Wohneinheiten. Die zusätzlich angedachten Notunterkünfte für Flüchtlinge sind angesichts der aktuellen Entwicklung vom Tisch. Gegen den Verkauf des Grundstücks sind hingegen das Amt für Soziokultur und die Abteilung Stadtgrün.

"Die Grenzen sind erreicht"

Mit einer Notunterkunft hätten die Anwohner an der Paul-Gordan-Straße keine Probleme gehabt. Die geplante Wohnbebauung treibt sie aber auf die Barrikaden. „Das muss Freifläche bleiben“, sagt zum Beispiel Steffen Buchholz. „Die Grenzen sind erreicht“, ergänzt sein Nachbar Sigmund Gassner, der zusammen mit seiner Frau die liebevoll sanierte historische Schmiede an der Paul-Gordan-Straße bewohnt. „Man kann eine Stadt nicht weiter verdichten. Irgendwann wird eine Stadt nicht mehr lebenswert.“

Ganz und gar nicht einverstanden sind die Anwohnern außerdem mit dem Vorgehen der Stadt. So sollte bereits im März der Verkauf der Fläche im Stadtrat beschlossen werden — in nichtöffentlicher Sitzung. Erst auf Antrag der Erlanger Linken wurde dieser Tagesordnungspunkt in den öffentlichen Sitzungsteil übernommen, dort aber wieder vertagt, weil die Anwohner in kürzester Zeit Unterschriften gegen das Vorhaben gesammelt hatten. Sie fühlten sich „ausgetrickst“, heißt es in einem Schreiben an Oberbürgermeister Florian Janik und den Stadtrat.

Und was ist mit dem Denkmalschutz?

Ausgetrickst könnte sich auch das Bayerische Laserzentrum (BLZ) fühlen, dass vor rund zehn Jahren die westlich (entlang der Konrad-Zuse-Straße) an den ehemaligen Reitplatz angrenzenden Parkplätze bebauen wollte, aber nicht durfte. Dies wurde damals vehement unter anderem vom Denkmalschutz abgelehnt. Begründung: die Einzigartigkeit der städtebaulichen Anlage der Kaserne.

Für die angrenzende ehemalige Reitanlage scheint dieses Bauverbot nun aber plötzlich nicht zu gelten. So lehnt das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) nach einem Planungsvorgespräch, das bereits 2014 stattfand, eine Bebauung nicht mehr gänzlich ab, macht aber Auflagen und empfiehlt „dringend“ einen Architektenwettbewerb.

Bereits im April hat die Stadt eine Informationsveranstaltung angekündigt. Diese soll nun nach Auskunft des Baureferenten am Mittwoch, 15. Juni, um 19 Uhr in der Aula der Wirtschaftsschule stattfinden.

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