Hagel und Feuer im intensiven Spiel

23.10.2017, 18:32 Uhr
Hagel und Feuer im intensiven Spiel

© Foto: Harald Hofmann

Der junge Felix Mendelssohn-Bartholdy, oft als "Mozart des 19. Jahrhunderts" tituliert, hatte ein Faible für die fast vergessene Barockmusik seiner Kollegen Bach und Händel. Ihm war es zu verdanken, dass er sowohl die "Matthäuspassion" als auch Händels Oratorium "Israel in Egypt" für das deutsche Publikum wieder entdeckte und damit zum Siegeszug dieser Werke in der Musikwelt beitrug, der bis heute anhält.

Auf gleichem Niveau

Während in Erlangen Händels "Messias" in periodischen Abständen aufgeführt wird, ist das auf gleichem Niveau liegende Oratorium "Israel in Egypt" eher selten zu hören. Deshalb war es sehr verdienstvoll, dass der Erlanger Kulturpreisträger, der "Vocanta"-Chor, unter seinem künstlerischen Leiter Joachim Adamczewski, mit diesem gewaltigen Werk an die Öffentlichkeit trat.

Der vorzüglich disponierten, engagierten Gesangsgemeinschaft, die das israelische Volk repräsentiert, gelang es, die unterschiedlichen vier- und achtstimmigen Chorsätze, denen im Oratorium eine besondere Bedeutung zukommt, je nach Stimmungslage sehr differenziert und pointiert darzubieten. Sowohl das schreckliche, höchst dramatische Geschehen im Zusammenhang mit dem jüdischen Exodus, das Händel unter anderem dem zweiten Buch Moses entnommen und musikalisch verarbeitet hat, als auch die von innerer Bewegtheit geprägten Reflexionen wurden unter der impulsiven, die Sänger motivierenden Leitung von Joachim Adamczewski eindrucksvoll gestaltet. Besonders in den dramatischen Schlusspassagen "The Lord shall reign for ever and ever" zeigte sich, über welche Dynamik und Ausdruckskraft dieser Chor gemeinsam mit den an dieser Aufführung Beteiligten verfügt.

Dem Dirigenten gelang es auch, die Mitglieder der Staatsphilharmonie Nürnberg, die den Orchesterpart übernommen haben, durch präzise und durchdachte Einsätze zu motivieren, assistiert von Konrad Klek am Orgelpositiv. Die bildhafte Instrumentensprache, zum Beispiel das Tosen des Wassers, Heuschrecken, Hagel, Feuer, wurde im intensiven Spiel der Musiker und in den dramatischen, vorzüglich dargebotenen Chorszenen eindringlich vermittelt. Den Sängern mit der Sopranistin Eva Maria Helbig, Maria van Eldik (Alt), Philip Farmand (Tenor) und den Bassisten Christian Hilz und Markus Simon war es vorbehalten, die Ereignisse zu kommentieren und sie in ihren Arien und Duetten musikalisch stimmungsvoll zu reflektieren. Sie haben ihre Partien in dem vom Chor dominierten Oratorium vorzüglich bewältigt.

Genialer Komponist

Für die zahlreichen Besucher dieses Konzerts geriet Händels Schlüsselwerk dank der überzeugenden Leistung aller Beteiligten zu einem Erlebnis. Dieser geniale Komponist hat in dem gesanglich und instrumental hervorragend gestalteten Werk seine Meisterschaft eindringlich dokumentiert. Bei der Umsetzung erwies sich der sehr temperamentvoll agierende Joachim Adamczewski als Garant für das harmonische Zusammenwirken von Chor, Solisten und Orchester. Der Riesenapplaus am Ende honorierte die Leistung aller Musiker an diesem Abend in der Neustädter Kirche.

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