Kunstpreisträgerin stellt aus

Haut und Bäume im Kunstverein Erlangen

4.7.2021, 14:30 Uhr
Ehemals kraftvolle Bäume: Ingrid Riedls absolut präziser Strich verschafft den Bildern eine ungewöhnliche Plastizität.

© Harald Hofmann, NN Ehemals kraftvolle Bäume: Ingrid Riedls absolut präziser Strich verschafft den Bildern eine ungewöhnliche Plastizität.

Der mit 2000 Euro dotierte Kunstpreis der VR-Bank Erlangen-Höchstadt-Herzogenaurach, der gemeinsam mit dem Kunstverein Erlangen ausgelobt wird, setzt – neben der Verwurzelung der ausgezeichneten Persönlichkeit in der Region – vor allem auch auf die „Förderungswürdigkeit aufgrund der künstlerischen Qualität“. Dass ihn diesmal die in Nürnberg lebende Malerin und Zeichnerin Ingrid Riedl (selbst Mitglied im Kunstverein Erlangen) erhalten hat, ist also kein Wunder.

Wie Studien des Seins

Der Kunstkenner und ehemalige NN-Kulturredakteur Michael Becker schreibt über Ingrid Riedls Ouevre, das in Fassetten in der Ausstellung ganz gut dargestellt ist, dass „das Hinfällige, Vergängliche alles Kreatürlichen ein zentrales Thema im Werk der Malerin und Zeichnerin“ sei. Die von Ingrid Riedls akribisch feinem Strich festgehaltenen Ansichten von Mensch und Natur wirken durch ihr Herausgehobensein aus der natürlichen Umgebung wie Studien des Seins.

Auch aus der Nähe

Ihre (manchmal gefalteten) Hände oder Hautpartien in Nahaufnahme drücken – trotz ihres Offenbarens des möglichen Verfalls – eine tiefe Sympathie zu den Menschen und der Natur aus. Dass die Schau „Nahaufnahme“ heißt, deutet schon an, dass man die Riedlschen Bilder auch aus der Nähe sehen sollte.

Ingrid Riedl (Mitte) erhält den Kunstpreis der VR-Bank aus den Händen der KVE-Vorsitzenden Jutta Keller und des VR-Bank-Vorstandsvorsitzenden Johannes Hofmann.

Ingrid Riedl (Mitte) erhält den Kunstpreis der VR-Bank aus den Händen der KVE-Vorsitzenden Jutta Keller und des VR-Bank-Vorstandsvorsitzenden Johannes Hofmann. © Harald Hofmann, NN

Seit vielen Jahren hat sich die Künstlerin auch auf den Verfall eingelassen. Das Werden und Vergehen zeigt sich – neben ihren Haut-Bildern – im zweiten Teil ihrer hier ausgestellten, oftmals farbigen Bildern und Zeichnungen. Erst jüngst entstanden ist eine Folge großformatiger Zeichnungen mit in sich zusammengesunkenen, offenbar am Ende ihrer Tage angekommenen, ehemals kraftvollen Bäumen.

Farbige Nuancen

Ihr absolut präziser Strich, ihre farbigen Nuancen und ihre sensiblen Grautöne verschaffen den Bildern eine ungewöhnliche Plastizität – man ist geneigt, nach dem „Fundort“ des Motivs zu fragen.

Die von Ingrid Riedl geschaffenen Hände oder Hautpartien in Nahaufnahme drücken eine tiefe Sympathie zu den Menschen und der Natur aus.

Die von Ingrid Riedl geschaffenen Hände oder Hautpartien in Nahaufnahme drücken eine tiefe Sympathie zu den Menschen und der Natur aus. © Harald Hofmann, NN

Dass mit der 1962 in Erlangen geborenen Ingrid Riedl eine ebenso bescheiden auftretende, dafür umso kreativere Künstlerin der regionalen Kunstszene mit dem VR-Preis ausgezeichnet wird, konnte VR-Vorstandsvorsitzender Johannes Hofmann ohne Gefahr der Lobhudelei verkünden.

Kleiner Ausschnitt

Da die aktuelle Ausstellung des KVE in der Neuen Galerie lediglich einen kleinen Ausschnitt aus Ingrid Riedls umfangreichem Werk zeigen kann, werden den Besucherinnen und Besuchern etliche Kataloge angeboten. Mehr gibt es auf der Homepage der Künstlerin (http://www.ingrid-riedl.de) zu entdecken. Und ohne Frage lohnt sich der Besuch in der Neuen Galerie des Kunstvereins in der Hauptstraße 72. Hautnah eben.

Ingrid Riedl: „Nahaufnahme“, Neue Galerie des Kunstvereins Erlangen, Hauptstraße 72. Bis 24. Juli, Di./Mi./Do./Fr. 15 bis 18, Sa. 11 bis 14 Uhr.

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