Hilfskräfte der Universität Erlangen warten auf Gehalt

17.5.2020, 06:00 Uhr
Hilfskräfte der Universität Erlangen warten auf Gehalt

© Michael Reichel dpa

Durch die Pandemie hätten die für die Bearbeitung zuständigen Mitarbeiter nicht gleichzeitig im Büro sein können. Das alles habe dazu geführt, dass einige der Verträge nicht rechtzeitig an das Landesamt für Finanzen übermittelt und dort nicht mehr in den "aktuellen Zahlungsverlauf" eingestellt werden konnten.

Alles rund um die FAU

Die Behörde des Freistaats ist für die Ausbezahlung der Gehälter aller Uni-Angestellten und Studentischen Hilfskräfte zuständig. Die Hochschulgruppe der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), die GEW Studis, ist über das Versäumnis entsetzt: Die Verzögerungen seien den Betroffenen vorab noch nicht einmal mitgeteilt worden.

Vielmehr sei es reiner Zufall gewesen, dass das Versäumnis der Universitätsverwaltung ans Tageslicht gekommen sei: Ein Mitglied aus ihrer Initiative habe beiläufig erwähnt, dass ihm die FAU das Gehalt noch nicht überwiesen habe, berichtet Eva-Maria Huber, die Sprecherin der GEW Studis. Danach begannen die in der Gewerkschaft aktiven Studierenden sich unter studentischen Hilfskräften (SHK) umzuhören.

Das Ergebnis ihrer (nicht repräsentativen) Umfrage im eigenen Umfeld: Hilfskräfte an mehreren Lehrstühlen haben kein Geld überwiesen bekommen, unabhängig davon, für wie viele Stunden der Vertrag gilt oder wann er in Kraft getreten ist (ob zu Semesterstart am 1. April oder mit Beginn der Vorlesungszeit am 20. April). "Wir können keine Systematik erkennen, wen es bei den Nichtüberweisungen getroffen hat und wen nicht", sagt Huber.

Auch die Uni kann "im Moment" nicht genau beziffern, wie viele Hilfskräfte unter der Überweisungspanne leiden, geht aber von einem "niedrigen einstelligen Prozentanteil" gemessen an der Zahl der Gesamtverträge aus (rund 2000 Hilfskraftverträge, etwa 850 Lehraufträge).

 

Warten auf "ein paar Hundert Euro"

 

Sicher ist: Etliche Studierende müssen noch auf ihr April-Gehalt warten. In der 21. Kalenderwoche, so teilt die Uni-Pressestelle auf Anfrage mit, wird das Geld überwiesen.

Oft haben die Studentischen Hilfskräfte Sechs-Stunden-Verträge, für die sie ohne Sozialversicherung 243,93 Euro erhalten.

"Die meisten warten auf ein paar Hundert Euro", sagt Eva-Maria Huber. Die 23-Jährige, die an der Philosophischen Fakultät studiert und einer Hilfstätigkeit an der Technischen Fakultät nachgeht, hatte ihr Uni-Gehalt pünktlich Ende April auf dem Konto; sie hat noch einen anderen Job, hätte also im Notfall noch einen Puffer gehabt.

Das sei nicht bei allen so. "Es gibt natürlich Studierende, bei denen die Verzögerung durchaus existenzbedrohend sein kann", sagt Huber. "Den Vermieter interessiert nicht, warum die Miete nicht überwiesen wurde." Bei anderen sei die Abhängigkeit vom Uni-Gehalt zwar nicht so gravierend, aber selbst dann sei es ungünstig, wenn man mit einem gewissen Betrag gerechnet hatte.

Groteskerweise erweist sich jetzt das, was die GEW und ihre Hochschulgruppe seit langem kritisieren, als eine Art Vorteil: die ihrer Meinung nach zu niedrigen Gehälter für studentische Hilfskräfte. "Von dem Geld kann ohnehin niemand leben", sagt Huber, "wir leisten in Bibliotheken oder als Tutoren qualifizierte Arbeit und bekommen gerade einmal den Mindestlohn, wenn ich einem Viertklässler Nachhilfeunterricht gebe, bekomme ich locker 15 Euro."

Dass die FAU darüber hinaus ihre eigenen Mitarbeiter unter dem Motto "#FAU4FAU" zum Spenden für in Not geratene Studierende aufruft, stößt Eva-Maria Huber und ihre Mitstreiter besonders sauer auf: "Statt hübscher Hashtag-Aktionen wäre uns eine politische Lösung lieber, etwa eine bessere Bezahlung für die durchaus systemrelevante Arbeit der SHKs , wenn ich keinen Tutor gehabt hätte, wäre ich womöglich durch die ein oder andere Prüfung gefallen." Eine Anhebung des SHK-Gehalts auf mindestens 13 Euro sei überfällig.

Apropos Anhebung: Die jungen GEW-Vertreter wollen auf keinen Fall den FAU-Beschäftigten in der Verwaltung die Schuld an der Misere geben. Vielmehr sollten in diesen Einkommensgruppen Mitarbeiter höhergestuft und personell aufgestockt werden: "Es fehlt hinten und vorne – und das merkt man dann an solchen Sachen."

Die Uni verweist auf den gültigen Satz der Tarifgemeinschaft der Länder, an dem sich das Gehalt der Hilfskräfte orientiert. Eine weitere Anhebung des Gehalts sei nur bei verringertem Stundenvolumen oder durch die Einstellung von insgesamt weniger studentischen Hilfskräften möglich, heißt es aus der Pressestelle.

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