Höchstadt: Kritik am Begriff des Heldenfriedhofs

15.11.2018, 06:16 Uhr
Höchstadt: Kritik am Begriff des Heldenfriedhofs

© Foto: Roland Huber

Eine Messingplatte ziert den Eingang der Gedenkstätte: "Heldenfriedhof" steht darauf. Im Inneren des Geländes findet der Besucher dann Erinnerungstafeln und Kreuze. Aufgeführt sind etwa die Namen der Höchstadter, die bei Kriegshandlungen im Zweiten Weltkrieg umgekommen sind. "Doch sind die Soldaten des Zweiten Weltkriegs pauschal als Helden zu bezeichnen?", fragt sich der pensionierte Gymnasiallehrer Klaus Strienz. Seien die Überfälle auf Polen, Frankreich oder auch die Sowjetunion Heldentaten gewesen?

Ein "Held" sei für ihn, so argumentiert Strienz, beispielsweise vielmehr der Lokomotivführer gewesen, der einen Transportzug nach Auschwitz in einem Wald habe stehen lassen. Oder auch Richter, die trotz Drohungen der Nazi-Verwalter keine Unrechtsurteile gesprochen hätten. "Oder die Herzogenauracher Pädagogin Magdalena Metschnabel, die 1941 einen Elternaufstand angezettelt hatte, als der Schulleiter im Auftrag des damaligen Kultusministers das Schulgebet verbieten und die Kreuze aus der Schule entfernen wollte", so der Pädagoge Strienz, der wegen des Heldenfriedhofs im Frühjahr auch einen Brief an die Stadt, die Fraktionssprecher im Stadtrat, die Geistlichen und andere Funktionsträger geschrieben hatte.

Erklärende Tafel

Er würde sich wünschen, dass in der Höchstadter Gedenkstätte – ähnlich wie es beispielsweise in Pommersfelden bereits gemacht wurde — eine erklärende Tafel angebracht oder aufgestellt wird, die die steinernen Inschriften der Gedenkstätte in den historischen Kontext stellt. Eine Zeit, in der Soldaten von der Politik zu Helden stilisiert wurden, auch wenn diese teilweise gegen ihren Willen in den Krieg zogen oder vielmehr ziehen mussten. Die Höchstadter Friedenserklärung, so meint Strienz, könne Impulse für die Erklärtafel geben.

Darüber hinaus plädiert der Höchstadter dafür, die Messingplatte mit der Aufschrift "Heldenfriedhof" am Eingang zu entfernen und sie im Inneren des Geländes anzubringen.

Auch mit Dekan Kilian Kemmer — der "Heldenfriedhof" gehört der katholischen Kirchenstiftung — hat Klaus Strienz bereits über eine mögliche Änderung der Erinnerungskultur auf dem Höchstadter Gelände gesprochen. "Er hat dabei einen Vorschlag gemacht, den ich sehr gut finde", sagt Strienz. Hinter der Kapelle, die bekanntlich noch renoviert werden muss, liegt eine Wiese, auf der sich Kemmer laut Strienz eine Gedenkstätte für die in Höchstadts Partnerstädten Kranichfeld, Castlebar, Krasnogorsk und Swinemünde gestorbenen Kriegsteilnehmer vorstellen kann. "Eine Konkretisierung der Gedanken der Höchstadter Friedensklärung", kommentiert Strienz diese Idee begeistert. Das Gedenken würde auf diese Weise europäischer werden.

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