Hunderte Besucher: Erlanger Keller hat gegen Infektionsschutz verstoßen

1.6.2021, 06:00 Uhr
Der Entla´s Keller in Erlangen hat wieder geöffnet.

© Christoph Benesch, NN Der Entla´s Keller in Erlangen hat wieder geöffnet.

Wirklich überrascht hat die Ansammlung am Erlanger "Entla's"-Keller Polizeihauptkommissar Ralf Rupp nicht. Aus Polizeisicht, sagt er, sei so etwas zu erwarten gewesen. "Gerade nach dem langen Lockdown war es vorhersehbar, dass die Menschen in die Biergärten strömen, vor allem bei so schönem Wetter."

Auch in den zurückliegenden Jahren haben sich an solch lauen Abenden, wie nun am vergangenen Freitag (28. Mai 2021), zwischen 400 und 500 Besucher auf dem beliebten Keller am Berggelände eingefunden. Der Unterschied: Da war kein Corona.

2021 aber ist, wie bereits im Mai 2020, Corona, mit all den (noch immer) gültigen Abstands- und Hygieneregeln. Doch für entsprechende Kontrollen ist die Polizei am Entla`s-Keller gar nicht zuständig, sondern das Ordnungsamt der Stadt Erlangen. "Wenn wir als Polizei Verstöße gegen das Corona-Infektionsschutzgesetz feststellen oder auch deshalb gerufen werden, melden wir das an die Stadt weiter und diese wird dann tätig". Gewerberechtlich darf die Polizei jedoch nicht einschreiten oder etwas unternehmen.

Fußstreifen im Stadtgebiet unterwegs

Bis zu vier, fünf Fußstreifen sind momentan in Erlangen unterwegs, mit dem Schwerpunkt Außengastronomie, das habe vor allem präventiven Charakter und soll Verstöße vorn vornherein verhindern: "Wir reden auch mit den jeweiligen Betreibern der Außengastronomie, wenn es zu viel wird, sich Gruppen bilden und die Abstände nicht eingehalten werden", sagt Rupp, "da ist ja zunächst einmal der Betreiber mit in der Verantwortung". Letztlich aber müsse die Stadt dann mit den betroffenen Wirten reden und sagen, das passt und das passt nicht.

Doch tut sie das auch im Fall des "Entlas"-Keller? Immerhin hat der Wirt an dem fraglichen Abend persönlich die Polizei gerufen, wohl aus Angst, er könne die Kontrolle über die Situation verlieren und die Besucher könnten den Berg zum vorgeschriebenen Ende um 22 Uhr nicht verlassen, wie Rupp vermutet.

Erst kürzlich war der Keller mit Meldungen über zu wenig Corona-Kontrollen aufgefallen, hat aber auch durch die Zusammenarbeit mit einem Testzentrum für Aufsehen gesorgt. Und nun, wenige Tage später, versammelten sich dort mehrere Hunderte Menschen, um, "in ausgelassener Stimmung zu feiern", wie es ein Nürnberger Präsidiumssprecher formuliert hat.

"Die Ordnungsbehörde als auch die Polizei führen regelmäßig Kontrollen am Entlas-Keller durch", sagt dann auch Ute Klier, stellvertretende Leiterin der Zentrale Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Erlangen. So haben dort auch zuletzt am vergangenen Freitag und Samstag unter der Federführung der Ordnungsbehörde Kontrollen stattgefunden.

Behörde wertet Feststellungen aus

Gegenstand der Überprüfungen sei die Kontrolle der Umsetzung der hygienerechtlichen Schutzmaßnahmen durch den Betreiber gewesen, erläutert sie. Dabei seien auch Verstöße gegen den Infektionsschutz festgestellt worden, die nun auch entsprechend geahndet würden.

Die Ordnungsbehörde wertet die Feststellungen der vergangenen Tage aus und wird entsprechende infektionsschutzrechtliche Anordnungen erlassen. "Darüber hinaus wird der Betreiber nochmals aufgefordert, sein Hygienekonzept den besonderen Gegebenheiten anzupassen und dieses verantwortungsvoll umzusetzen", betont Klier und fügt an: "Werden erforderliche Hygienekonzepte nicht eingehalten, dann werden Verstöße mit der Anordnung infektionsschutzrechtlicher Anordnungen und Ordnungswidrigkeitsverfahren geahndet.

Doch ließen sich solche Ansammlungen wie am Freitagabend nicht entgegenwirken, etwa indem man die städtischen Flächen am Berggelände öffnet, um somit mehr Platz zu schaffen? Wegen der Corona-Pandemie seien bundesweit Großveranstaltungen untersagt, entgegnet Klier. Aus diesem Grund musste auch die Bergkirchweih 2021 abgesagt werden. "Trotz der nun erfolgten Lockerungen im Bereich der Außengastronomie gilt es weiterhin, Menschenansammlungen und illegale Feiern zu verhindern."

Bergkirchweihgelände im Fokus

Besonders im Fokus stünden dabei wie im Vorjahr das Bergkirchweihgelände und die Freizeitanlagen. Erneut wurde das Berggelände jenseits des erlaubten Biergartenbetriebs am Entla's-Keller mit Bauzäunen abgesperrt. Die Absperrung sei einerseits aus Infektionsschutzgründen erfolgt aber auch, weil die vor einer Bergkirchweih üblichen Instandhaltungsmaßnahmen nicht durchgeführt worden seien und das Gelände somit nicht verkehrssicher sei, so die Stadtsprecherin weiter.

Auch im sonstigen Stadtgebiet finden ebenfalls regelmäßige Kontrollen der Außenbewirtschaftung statt, erläutert Klier. Soweit Mängel festgestellt wurden, seien diese von den Wirten in aller Regel zeitnah abgestellt worden. "Insgesamt kann man feststellen, dass die Kooperationsbereitschaft der Erlanger Wirte im Wesentlichen sehr gut ist", sagt Klier, "weshalb auf repressive Maßnahmen in größerem Umfang bisher verzichtet werden konnte."

Das vergangene Wochenende war eine Art Auftakt in eine hoffentlich nun länger anhaltende Normalität, die Inzidenzen sinken weiter, es gibt immer mehr Lockerungen. "Die Erlanger halten sich wirklich überwiegend an die gültigen Bestimmungen", lobt der Polizeibeamte Ralf Rupp. Bis auf kleine Ausnahmen, ein paar betrunkene E-Scooter-Fahrer und zwei Verwarnungen, einmal ging es den Mundschutz, ein anderes mal um eine Ruhestörung, ist am vergangenen Wochenende auch nichts weiter polizeilich auffällig gewesen. "Wir hoffen, dass das so bleibt, zum Beispiel am Feiertag Fronleichnam, damit die Infektionszahlen nicht wieder in die Höhe gehen."

Denn eines ist klar: Aus infektiologischer Sicht bestehe grundsätzlich die Gefahr, dass es bei Nichteinhaltung der Hygienerichtlinien zu vermehrten Infektionen kommen kann, gibt Klier zu bedenken.

Verwandte Themen