Erinnerungs- und Zukunftsort

Ideenwettbewerb für die ehemalige Hupfla in Erlangen

5.7.2021, 10:30 Uhr
Der Westflügel der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt (Hupfla) ist bereits abgebrochen, der Ostteil steht noch.

© Harald Sippel Der Westflügel der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt (Hupfla) ist bereits abgebrochen, der Ostteil steht noch.

Ende Oktober vergangenen Jahres hat der Stadtrat beschlossen, dass für die Planung und den Bau des Erinnerungs- und Zukunftsortes Heil- und Pflegeanstalt (Hupfla) ein Wettbewerb vorbereitet werden soll. Der soll jetzt auf den Weg gebracht werden. Ziel des Ideenwettbewerbs: Den historischen Ort an der Schwabachanlage und seine Geschichte sichtbar und erlebbar machen. Besucherinnen und Besucher sollen in diesem Zusammenhang über den Ort, die Opfer, die Verbrechen und auch die Täter aufgeklärt und informiert werden. Als künftiger Erinnerungs- und Zukunftsort soll er darüber hinaus der politischen und geschichtlichen Weiterbildung der Besucherinnen und Besucher dienen.

Relevant für die Erinnerung ist dabei auch der Weg der Patienten zwischen dem Gelände der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt und dem Güterbahnhof Erlangen, von dem aus 908 Patientinnen und Patienten in die Tötungsanstalten Pirna/Sonnenstein und Hartheim/Linz verschickt wurden.

Besucherzentrum und Gedenkort

Grundlage des städtebaulichen und freiraumplanerischen Ideenwettbewerbs ist dabei das Rahmenkonzept, das unter anderem von dem Kulturwissenschaftler und Leiter der Gedenkstätte Flossenbürg, Jörg Skriebeleit, erarbeitet worden ist. Demnach soll das Besucherzentrum im ehemaligen Direktoriumsgebäude am Maximiliansplatz und der Dokumentationsort im ehemaligen Pflegebau an der Schwabachanlage untergebracht werden.

Das architektonische Ausstellungs- und Raumkonzept für die beiden Gebäude soll in einem zweiten Verfahren geklärt werden, aufbauend auf dem Ergebnis eines städtebaulichen und freiraumplanerischen Ideenwettbewerbs unter Beteiligung der Öffentlichkeit. Dieser soll noch in diesem Jahr vorbereitet und auf den Weg gebracht werden. Für den Ideenwettbewerb stellt die Stadt 2021/22 200.000 Euro zur Verfügung. Der Startschuss erfolgt auf der zweiten Sitzung des Forums Erinnerungs- und Zukunftsort Heil- und Pflegeanstalt Erlangen am Mittwoch, 7. Juli.

Live-Übertragung im Internet

Die Sitzung (Beginn 19 Uhr) findet virtuell statt und wird im Internet live übertragen. Interessierte haben die Möglichkeit, Fragen, Anregungen und Diskussionspunkte über die Chat- oder Kommentarfunktion einzubringen. Weitere Informationen dazu gibt es im Internet unter www.erlangen.de/gedenkort

„Das Besondere an diesem Zukunfts- und Erinnerungsort ist, dass sich diese Anstalt mitten in der Stadt befand. Nicht wie in anderen Orten auf einem Hang, im Wald oder sonst wie abseits gelegen", sagte Birgit Marenbach (Grüne/Grüne Liste) in der jüngsten Sitzung des Stadtrats. "Wenn Transporte durchgeführt wurden, dann mussten die Menschen zu Fuß oder mit dem Bus an den Güterbahnhof gehen oder fahren. Wenn sie ruhig gestellt werden sollten, haben die örtlichen Apotheken im monatlichen Wechsel Medikamente geliefert."

Die grüne Fraktionsvorsitzende weiter: "Deshalb halte ich diesen Ideenwettbewerb, der einen großen Rahmen über die Grenzen des Klinikums hinweg spannt, für besonders wichtig." Das Freiraumkonzept habe zur Folge hat, dass alle, die in dieser Ecke bauen und planen, miteinander ins Gespräch kommen. Marenbach abschließend: "Je breiter die Diskussion ist, desto besser wird auch das Ergebnis sein.“

"Bei aller Freude über diesen weiteren Schritt zu einem Erinnerungs- und Zukunftsort, kann ich aber nicht einfach darüber hinwegsehen, dass der Ausgangspunkt bei diesem Thema das Entsetzen ist, über die unsagbar grausamen Verbrechen, die auf dem Gelände begangen wurden", sagte die SPD-Fraktionsvorsitzende Barbara Pfister. Und weiter: "Die Stadt hat seit 1945 viel zu lange gebraucht, um sich dem Thema zu stellen."

Lob gab es von Barbara Pfister noch einmal für den Leiter der Gedenkstätte Flossenbürg, Jörg Skriebeleit, dessen Rahmenkonzept "eine wirklich überzeugende Grundlage für einen Wettbewerb" gelegt hat. "Besonders betonen möchte ich auch, wie es gelungen ist, auch in der Zeit vor Gründung des Forums, viele engagierter Menschen in der Stadt mit einzubeziehen. Auch jetzt kann sich jeder mit seinen Ideen einbringen. Das ist schon etwas Besonderes, was wir mit Freude und Stolz betrachten können. Das bietet auch die Gewähr, dass am Ende etwas Positives dabei herauskommt.“

Dank des Rahmenkonzeptes sei es gelungen, meinte Holger Schulze (FDP), "sowohl einen Erinnerungs- und Gedenkort als auch den für die Stadt so enorm wichtigen Forschungs- und Wissenschaftsstandort zu entwickeln." Schulze weiter: "Aus unserer Sicht ist es weniger wichtig, ob von dem Gebäude drei Meter mehr oder weniger erhalten bleiben. Wichtig ist die Funktion, die das Gebäude erfüllt.“

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