In Ebersbach sind die Beeren sind los

9.6.2015, 12:00 Uhr
In Ebersbach sind die Beeren sind los

© Birgit Herrnleben

Die rotbackige Donna ist eine echte Diva. Und pflegeintensiv dazu. Sagt einer, der es wissen muss: Martin Wieseckel aus Ebersbach. Seit 1909 bauen die Wieseckels Erdbeeren an, die „Donna“ ist dabei eine frühe Erdbeer-Sorte, die momentan direkt vom Acker ins Schälchen und dann sofort weiter in den Verkauf ab Hof wandert.

Im Familienbetrieb sind jetzt zur Erdbeer-Erntezeit alle Hände gefragt: Bestellungen entgegennehmen, Erdbeeren reißen und abwiegen für den Verkauf und direkt vermarkten ab Hof. Doch damit die zuckersüßen Früchtchen so gut gedeihen, ist ausschließlich Handarbeit nötig, mit Maschinen kann man den empfindsamen Früchten nicht beikommen: Zweimal im Frühjahr müssen die Felder von Hand gehackt werden, von Hand wird dann auch das Stroh eingestreut, das dafür sorgt, dass die Erdbeeren sauber und frei von Erde geerntet werden können. Und natürlich muss auch von Hand gerissen werden.

Die Optik zählt

Eine Menge Fingerspitzengefühl ist dafür nötig, erzählt Simone Huber, Tochter auf dem Wieseckel-Hof. Saftig-glänzend müssen die Erdbeeren sein, wenn sie mitsamt dem Strunk Stück für Stück in der Hocke gepflückt werden. Festes Zupacken mag die Diva dabei absolut gar nicht, sie rächt sich umgehend mit hässlichen Druckstellen, die einen Verkauf unmöglich machen. Neben sensiblem Fingerspitzengefühl ist auch ein gutes Auge gefragt. Die Optik zählt bei den Früchten, erzählt Huber, denn bevor jedes einzelne Früchtchen ins Körbchen und in den Verkauf wandert, muss es perfekt aussehen und rundum rot gereift glänzen. Eine zu dunkle Beere verkauft sich schlecht, so Huber, und auch Beeren mit einem „weißen Bobbers“, also einer weißen Fruchtspitze, verkaufen die Wieseckels nicht, „wie sieht denn dann der Erdbeerkuchen aus?“

„Hervorragende Startbedingungen“ hat die Erdbeere in diesen Tagen, so Hermann Greif vom Bayerischen Bauernverband — erwarten wir doch die ersten Hochsommertage mit sonnigem Wetter. Allerdings macht die Trockenheit auch den Böden zu schaffen, so Greif, manche Bauern beregnen bereits die Felder.

Hochsaison herrscht jetzt bei den Wieseckels, die auf etwa 0,4 Hektar Erdbeeren anbauen. Am angenehmsten, so Simone Huber, ist das Pflücken in den frühen Morgenstunden, wenn der Tau noch auf den Blättern liegt. Bei steigenden Temperaturen reifen die Erdbeeren auch über Nacht, wenn die laue Frühsommernacht in den Boden kriecht und die Wärme an die Beeren abgibt.

Spanische Erdbeeren aus dem Supermarkt? Nein, sagt Bauer Fritz Wieseckel, das ist keine Konkurrenz. Schließlich punkten seine Früchte frisch vom Acker mit jeder Menge Geschmack. „Wenn sie Erdbeeren im Supermarkt kaufen, dann fehlen den Früchten drei Tage Aroma durch das Verpacken, Anliefern, und Weitermarkten“, so Wieseckel. „Bei uns werden die Beeren früh geerntet und im Idealfall gleich am Abend gegessen.“

Viel zu wenig wissen die Menschen über das Essen, das auf ihren Tisch kommt, so Wieseckel. Deshalb freut sich der Bauer — die Wieseckels sind übrigens die einzigen Vollerwerbslandwirte in Ebersbach — wenn Eltern mit ihren Kindern auf seinem Hof vorbeischauen. Ein interessierter Blick in den Kuhstall, ein Blick in den Schweinestall, ein Plausch mit dem Bauern, das macht für Wieseckel bewusstes Einkaufen aus.

Die Stammkunden kommen aus der näheren Umgebung, aber auch aus Erlangen, Fürth und Nürnberg. Vorbestellungen sind bei größeren Mengen ratsam, das Erdbeer-Wägelchen im Hof ist gut bestückt und bietet Pfund-Schälchen zum Gleich-Essen und Mitnach—Hause-nehmen an. Und wie isst Simone Huber ihre Erdbeeren am liebsten? „Als Erdbeer-Fruchtspiegel mit Pannacotta oder pur mit einem Klacks Schlagsahne.“ Für Freunde des geistreichen Genusses empfiehlt sie selbstgemachten Erdbeer-Limes. „Der geht immer.“

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