20 Bauern packen an

In Kalchreuth hat die Kirschernte begonnen

26.6.2021, 12:52 Uhr
In Kalchreuth hat die Kirschenernte begonnen, Kurt Schmidt pflückt zurzeit die ersten Kirschen.

© Ernst Bayerlein In Kalchreuth hat die Kirschenernte begonnen, Kurt Schmidt pflückt zurzeit die ersten Kirschen.

Etwa 20 Kirschenbauern gibt es noch im Ort, dazu kommen einige in Käswasser und in Röckenhof. Es sind alles Nebenerwerbslandwirte, bei der Ernte hilft die gesamte Familie zusammen. Verkauft werden die Kirschen meist direkt im Kirschgarten, ab Hof im Ort oder an feste Kunden auf Bestellung. Der Kilopreis beträgt etwa vier Euro.

4500 Kirschbäume

Rund 4500 Kirschbäume gibt es in der Gemeinde (Stand 2010), vor allem in der westlichen und nördlichen Flur. Dort gibt es auch noch die alten Hochstamm-Kirschbäume mit den alten Kirschsorten. Um diese zu erhalten, wurde 2002 das Projekt: "Natur die schmeckt – mit uns ist gut Kirschen essen" vom Bund Naturschutz, Kreisgruppe Erlangen, zusammen mit etwa 15 einheimischen Kirschenbauern und der Gemeinde begonnen. Seit einigen Jahren gibt es auch einen etwa drei Kilometer langen Kirschen-Lehrpfad mit Informationstafeln und Mitmachstationen. Im Jahr 2004 fand erstmals wieder eine Kirschen-Kärwa statt, wegen Corona fiel sie letztes Jahr aus und auch heuer ist sie bereits abgesagt. Sehr gerne getrunken wird der Kirsch-Secco, der von zehn Kirschbauern verkauft wird, ebenso wie Kirschmarmelade oder Kirschlikör oder Schnaps.

Für Kirschenanbau berühmt

Die Kalchreuther Höhe ist schon von Alters her für den Kirschenanbau berühmt. In unserem Raum ging dieser vor ca. 800 Jahren wahrscheinlich vom Kloster Weißenohe aus, im 15. und 16. Jahrhundert dehnte sich der Obstanbau dann in die freie Landschaft aus. Zum systematischen Obstanbau kam es im späten Mittelalter durch den Erlass von Gesetzen und Verordnungen, die das pflanzen von Obstbäumen zur Pflicht machten, so etwa durch eine Verordnung des Markgrafen von Ansbach im Jahre 1691. "Im Jahre 1730 finden wir Kirschbäume auf den Gemeindeangern", schreibt der damalige Ortspfarrer Dr. Gottlob Rehlen in einer Statistik über Kalchreuth und weiter: "Um 1800 entstanden Kirschgärten, gegen 100 an der Zahl, die wie ein Kranz unsere Flur umgürten".

Landschaftliches Kleinod

Sein Nachfolger Pfarrer Ernst Hopp (1851-1863) erwähnt in seiner Chronik, dass die Kirschen auf der Kalchreuther Höhe prächtig gedeihen und die gute Qualität sich herumgesprochen hat. Weiter war Kalchreuth bereits um 1855 mit seinen Kirschgärten ein weithin bekanntes landschaftliches Kleinod. In diesem Jahr statteten nämlich König Maximilan II. von Bayern und seine Gemahlin, die Hohenzollernprinzessin Marie mit Gefolge, dem Dorf einen Besuch ab, um in einem Kirschgarten an der Erlanger Straße "das edle Obst" selber zu pflücken.
Bei der Obstbaumzählung im Jahre 1900 gab es in Kalchreuth insgesamt 9500 Obstbäume, darunter 3900 Kirschbäume, weiter folgten Zwetschgen-, Apfel- und Birnbäume sowie immerhin 53 Walnussbäume.

Typische Lokalsorten

In den Jahren 1920 bis 1930 wurde der Kirschenanbau vor allem in Ortsnähe weiter ausgedehnt. Es wurden Bäume gepflanzt mit typischen Lokalsorten wie Großrote, Hedelfinger, Lieferfelder Braune, Ingelheimer oder Haumüller.
1965 ergab die Zählung etwa 20 000 Obstbäume, davon waren rund 8000 Kirschbäume. Das Gebiet von Kalchreuth, Eckental sowie der angrenzende Landkreis Forchheim ist das größte zusammenhängende Süßkirschenanbaugebiet in Deutschland. Zwischen 1965 und 1990 wurde aber jeder zweite Obstbaum entfernt, es entstanden Bauplätze. Vor allem die für Kalchreuth typischen hochstämmigen Kirschenbäume sind gefährdet und es werden kaum neue Bäume nachgepflanzt. Damit geht das typische Landschaftsbild verloren. Aber auch die Lebensgemeinschaft in mehreren Etagen, nämlich die Pflanzenwelt wie Ackerwildkräuter, Moose, Flechten und Baumpilze werden beeinträchtigt, weiter bieten die alten Obstbestände einer Vielzahl von Tieren Nahrung und Unterschlupf.

Sonderprogramm für den Baumerhalt

Nach einer Erfassung des Bundes Naturschutz, Kreisgruppe Erlangen, gab es 2001 in der Gemeinde Kalchreuth 382 Obstbaumbestände mit rund 7000 Einzelbäumen. Seither gibt es ein Sonderprogramm für den Erhalt der alten Obstbäume, für das Pflanzen von neuen Hochstammbäumen und allgemein den Erhalt der strukturreichen Streuobstbestände.

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