Ist Erlanger Klinik-Linie eine Totgeburt?

13.2.2021, 18:26 Uhr
Ist Erlanger Klinik-Linie eine Totgeburt?

© Klaus-Dieter Schreiter

Das hätte in der Theorie für Entlastung sorgen und die schwierige Parksituation im Klinikums-Umgriff entspannen sollen. In der Realität wird die Klinik-Linie von (zu) wenigen Menschen genutzt, die von den Erlanger Stadtwerken eingesetzten Kleinbusse sind oft fast leer.

Hemmfaktor Corona

Warum das so ist? Ein hemmender Faktor ist gewiss die Corona-Situation: Wer Angst vor einer Ansteckung hat, setzt sich nur ungern in einen engen Kleinbus, in dem selbst bei korrekter Einhaltung des Abstandsgebots die Infektions-Wahrscheinlichkeit höher ist.

"Zu teuer, zu wenig bekannt"

Die Grüne Liste (GL) im Erlanger Stadtrat hat weitere grundlegende Probleme ausgemacht: "Die Klinik-Linie ist viel zu teuer und auch zu wenig bekannt", weiß Carla Ober, verkehrspolitische Sprecherin der GL. Was den Grünen sauer aufstößt, ist die doppelte finanzielle Belastung für jene, welche die Klinik-Linie nutzen: "Zu den Parkgebühren am Großparkplatz kommen 2,10 Euro für den Kleinbus – wer zahlt denn das?", fragt Carla Ober. Wenn man den ÖPNV attraktiver machen wolle, dann sei die Fahrpreis-Gestaltung der "wichtigste Hebel".

"In keinem Verhältnis"

Klinikums-Sprecher Johannes Eissing wundert sich auch nicht, dass der Kleinbus nicht angenommen wird: Knackpunkt sei der finanzielle Mehraufwand, der in keinem Verhältnis zu den Vorteilen des Busses stehe. "Es würde sicher die Akzeptanz deutlich fördern, wenn sich der VGN auf eine Kombilösung von Park- und Busticket einlassen würde", meint Eissing. Das würden auch Reaktionen von Klinikums-Mitarbeitenden abbilden.

"Nutzung günstiger machen"

"Die Nutzung günstiger machen" will auch die CSU im Erlanger Stadtrat. Man sei in Gesprächen mit dem VGN und der Stadt, erklärt Christian Lehrmann. Über die mangelnde Auslastung der Linie 299 ist man nicht überrascht. "Unter der Corona-bedingten Zurückhaltung leidet auch der normale ÖPNV", sagt Lehrmann.

Manko sei auch, dass die neue Buslinie bislang kaum beworben wurde und die Kleinbusse nicht auf Anhieb als Linienbusse erkennbar seien. "Die Leute denken das seien Werksbusse und steigen deshalb nicht ein", vermutet Lehrmann.

Bitte um Geduld

Andreas Richter, verkehrspolitischer Sprecher der Erlanger SPD, sieht die Notwendigkeit zur Feinjustage und bittet um ein wenig Geduld. Das Projekt "Klinik-Linie" sei ja erst vor ein paar Wochen gestartet. Bei Verhandlungen mit dem VGN müsse man beachten, dass dort Entscheidungen einstimmig gefällt werden müssen.

Entwarnung von den Stadtwerken

Stadtwerke-Chef Matthias Exner gibt Entwarnung: Die Probleme seien den Stadtwerken durchaus bewusst. So sei man schon in Verhandlungen mit dem VGN, um das Kombi-Ticket bis zum Sommer auf den Weg zu bringen. Die Zahlen würden zudem, so Exner, einen Aufwärtstrend erkennen lassen: "In der dritten Kalenderwoche zählten wir durchschnittlich 78 Fahrgäste pro Tag, in der vierten waren es schon 102 – beim ÖPNV muss man Geduld haben", sagt Exner augenzwinkernd.

Zuschuss für Elektrobusse

Die Busse sollen beklebt werden, um äußerlich leichter als Stadtbusse erkennbar zu sein. Dass aus dem Probebetrieb eine offizielle "City-Linie" wird, ist laut Exner schon ausgemacht. "Die City-Linie ist als Bestandteil des Verkehrskonzeptes zur Reduzierung des Durchgangsverkehrs in der Innenstadt zu sehen", heißt es bei den Stadtwerken. Weil die Linie mit Elektrobussen unterhalten werden soll, gibt es dafür einen Zuschuss der Öffentlichen Hand.

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